Luisenburg-Gymnasium Das nächste Jahr wird „Wahnsinn!“

Schulleiter Joachim Zembsch (hinten, Mitte), die Kunstlehrer Holger Stöhr und Julia Werner (von rechts) sowie Deutschlehrerin Jutta Nürnberger (Neunte von rechts) sind stolz auf die Werke der Schülerinnen und Schüler. Foto: Christian Schilling

Wahnsinn! – So ist der Kalender 2023 des Luisenburg-Gymnasiums Wunsiedel überschrieben. Das Thema ist auch ein wenig der Zeit geschuldet.

 
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Wahnsinn ist ein Wort mit unterschiedlichsten Bedeutungen. In Medizin und Psychiatrie bezeichnet es eine Geisteskrankheit, verbunden mit Unzurechnungsfähigkeit. In der Denkweise des Abendlandes wurde alles so benannt, was nicht der sozialen und gesellschaftlichen Norm entsprach. Wahnsinn kann auch Unvernunft bezeichnen oder eben titelgebend sein für den Kalender 2023 des Luisenburg-Gymnasiums (Lugy) Wunsiedel.

Wahnsinn kann aber auch Begeisterung ausdrücken, wie Schulleiter Joachim Zembsch bei der Vorstellung des Jahresweisers sichtlich beeindruckt betonte: „Es ist ein Wahnsinns-Kalender in einer wahnsinnigen Zeit.“ Und der Vorgänger für 2022 hatte es laut Oberstudiendirektor Zembsch sogar bis ins bayerische Kultusministerium in München gebracht und dort Lob und Anerkennung erhalten. Das Lob des Schulleiters galt deshalb den Künstlern und Machern des 2023er-Exemplars, das für den „Chef“ erneut ein hohes Niveau erreicht hat.

Kunstwerke und Gedichte

Federführend für die 13 Kalenderblätter – inklusive Deckblatt – sind in erster Linie die Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse bis hin zur Q 12, die nicht nur für die Kunstwerke des jeweiligen Monats verantwortlich zeichnen, sondern auch den Großteil der Gedichte dazu verfasst haben. Zum Schreiben hatte die Mädchen und Jungen Deutschlehrerin Jutta Nürnberger sowohl im Unterricht als auch in den Vertretungsstunden animiert. Den künstlerischen Part gaben die beiden Kunsterzieher Holger Stöhr und Julia Werner in Auftrag. „Wahnsinn kann auch in positiven und negativen Emotionen Ausdruck finden“, sagt Julia Werner. Und diese Emotionen spiegeln sich in den neun Selbstporträts auf dem Deckblatt wider, das ein wenig an ein Fahndungsplakat aus den 1970er-Jahren erinnert. Die Neuntklässler Samira Alkili, Jakob Büttner, Erik Fischer, Jan Fröber, Melissa Heidenreich, Anna Mitlacher, Christina Münch, Dorothea Nolda und Emily Zeitler setzten sich so mit unterschiedlicher Mimik per Radierungen in Szene.

Mit dem „Schönheitswahn“ in all seinen Facetten setzt sich Paula Rosner aus der Q 11 in ihrer Buntstiftzeichnung im Januar auseinander. Max Wabel aus der 8 a hat dazu das Thema in Reimform gekleidet. „Extremsport – Wahnsinn, was die sich trauen!“, bewundert Giulia Kreuger (7 a) im Februar ihren Drahtseilakt als Buntstiftzeichnung. Maria Schneider (8 b) findet die entsprechend beeindruckenden Worte dafür. Den alltäglichen Wahnsinn von Homeoffice wegen Corona bis hin zum Ukraine-Krieg bebildert Sophie Pscherer (10 b) im März und nennt ihre Buntstiftzeichnung „Daily Madness“, untertitelt durch ein Zitat von Voltaire.

Im freien Fall

„Tausend Gedanken“ zum klassischen Wahn schwirren bei Elisabeth Geier (10 a) im April um einen stilisierten Kopf und brechen sich Bahn in „Der Schrei“ von Edvard Munch. Maximilan Pöllmann (8 b) sortiert die Gedanken in einem Akrostichon. Wiederum dem Extremsport widmen sich Marie Foerster (7 c) und Sonja Wiedemann (7 b) im Mai und zeigen in ihren beiden Gemälden aus Wasserfarben Base-Jumper im freien Fall. Hannah Goldmann (8 a) kommentiert das in Gedichtform. Den psychischen Druck der Pandemie-Jahre bringt Lena Vogel (10 a) mit einer Mischtechnik im Juni auf die Leinwand, unterstützt durch ein Shakespeare-Zitat.

Um zu zeigen, was trotz stoischem Gesichtsausdruck in ihr vorgeht, klappt Maede Jafari (Q 11) im Juli in ihrem unbetitelten Bild kurzerhand ihren Kopf auf, kommentiert vom Pionier des Symbolismus: Edgar Allen Poe. Für den August zogen die Fünftklässler Tiziana Reithmeier, Enya Fahrenbruch, Melissa Koppenstein und Jan Wildenauer Konturen auf Fotos von sich mit dem Folienstift nach und beklebten sie mit Papierschnipseln. „Wahnsinn, das bin ich?!“, fragen sie sich danach, unterstützt von einem Dreizeiler von Hanna Pöllmann (8 a). Wiederum dem alltäglichen (Schul)-Wahnsinn und anderen Ansprüchen in Worten stellt Maresa Perner ihre gezeichneten Freizeitaktivitäten im September gegenüber. Luisa Völkel fasst dazu ihre Glücksmomente in einem Gedicht zusammen.

Eigener Ansatz

Den allgegenwärtigen „Werbewahnsinn“ unserer schnelllebigen Zeit nimmt Lina Mai (8 c) in ihrer Collage im Oktober gekonnt aufs Korn. Auch Leonie Heß (8 b) kann dem bunten Angebot in ihrem Gedicht am Ende nicht widerstehen. „Boom – Wann platzt die Blase?“ Dazu hat Maria Panzer (10 b) ihren eigenen Ansatz im November beigetragen und in einer Collage Wohnungsnot und -suche thematisiert. Wiederum Luisa Völkel befürchtet: „Kollektiver Wahnsinn“. Den Schönheitswahn greift Joshua Richter (6 d) im Dezember noch einmal auf. Dazu stellt er Ideale aus vergangenen Zeiten in einer Mischung aus Collage und Mischtechnik gegenüber: Marilyn Monroe und der David von Michelangelo sind ebenso darunter wie Shakespeare und Georg Orwell.

„Aus allen Klassen ist etwas dabei“, freute sich Kunstlehrer Stöhr bei der Vorstellung des Kalenders. Den gibt es ab sofort für sieben Euro im Sekretariat des Lugy.

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