Les Habegger ist tot

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Les Habegger verstarb im Alter von 92 Jahren. Foto: Archiv Foto: red

Er war einer der erfolgreichsten Trainer der Bayreuther Basketball-Geschichte: Unter Les Habegger holte Steiner Bayreuth 1989 die deutsche Meisterschaft und den Pokal. Am Donnerstagmorgen verstarb der Amerikaner im Alter von 92 Jahren.

 
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„Er ist eine prägende Person für die Sportstadt Bayreuth“, sagt der langjährige Bayreuther Spieler Gottfried „Goofy“ Oliwa. „Seine Erfolge als Trainer sind Meilensteine. Es ist traurig, dass er jetzt nicht mehr da ist.“

Doch die Erinnerungen bleiben – und davon gibt es viele. Wenn Oliwa über Habegger spricht, sprudelt es aus ihm heraus. Ein „echter Typ“ sei der Amerikaner gewesen, keiner der „groß aufgesprochen“ habe, sondern einer, der mit Kompetenz, Ausstrahlung und Charme seine Zuhörer fesseln konnte. Auch deshalb sei der Kontakt zu Habegger nie abgerissen.

Dann erinnert sich Oliwa an ein Telefonat mit seinem Ex-Trainer im vergangenen Jahr: „Goofy, hat er gesagt, ich brauche deine Hilfe. Ich habe einen Brief von der deutschen Rentenversicherung bekommen, aber erreiche dort niemanden.“ Die Lösung war schnell gefunden: Habegger hatte die Zeitverschiebung nicht bedacht. In Deutschland war es da schon nach 22 Uhr. „So war Les eben“, sagt Oliwa. „Und dann haben wir noch über viele Dinge gequatscht. Natürlich auf Deutsch, das ließ sich Les nie nehmen.“

Weltoffener Mensch mit verschmitzten Humor

Als Gesprächspartner schätzte auch   die Bayreuther Basketball-Ikone Georg Kämpf seinen Ex-Coach. Gerne erinnert er sich an viele gemeinsame Stunden im Café, in denen sie „über alles Mögliche philosophiert“ haben. Habegger sei die Meinung anderer immer wichtig gewesen, habe sich nie gescheut, um Rat zu fragen. „ Les war ein sehr weltoffener Mensch, stets gelassen und er hat immer zur richtigen Zeit seinen verschmitzten Humor eingesetzt“, sagt Kämpf.

Und der Ex-Spieler ist sich auch sicher, was Habegger jetzt macht: „Er hat im Himmel bestimmt gerade die erste Trainingseinheit angesetzt.“ Denn Habegger habe den Basketballsport geliebt und gelebt. „Er hat Basketball in Bayreuth extrem weitergebracht“, sagt Kämpf. „Er war in der damaligen Zeit bei Steiner genau der Trainer, den wir gebraucht haben: Ein absoluter Fachmann und eine Respektsperson, die von allen akzeptiert war.“

Habegger führte Steiner Bayreuth in die nationale Spitze, gewann zweimal den deutschen Pokal (1988 und 1989) und holte einen Meistertitel (1989). Rückenprobleme setzten Habegger dann während der Saison 1989/90 außer Gefecht, er kehrte in die USA zurück.

Am Ende der Saison stand er zwar wieder an der Bayreuther Seitenlinie, konnte aber nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen. In beiden Wettbewerben war im Halbfinale Endstation. Erneut verabschiedete sich Habegger in Richtung USA – wieder nur vorläufig. Denn es folgten Engagements in Bayreuth als Trainer und sportlicher Direktor – unter anderem arbeitete er mit seinem ehemaligen Spieler Calvin Oldham. Erst 1995 zog er sich endgültig aus dem Profigeschäft zurück.

NBA-Titel mit Seattle Supersonics

Seinen größten Erfolg als Trainer hatte Habegger zuvor in der NBA gefeiert: Als Assistenztrainer unter Headcoach Lenny Wilkens holte er 1979 mit den Seattle Supersonics den Titel in der besten Liga der Welt. Eine späte Würdigung erhielt Habegger 2014. Er wurde in die Indiana Basketball Hall of Fame – ihr gehört unter anderem auch NBA-Legende Larry Bird an – aufgenommen. Die Ruhmeshalle ehrt Sportler, die sich um den Basketball in Indiana (High School, College, Profisport) verdient gemacht haben. Als Grund für die Aufnahme wurden auch Habeggers Erfolge in Bayreuth genannt.

Die Zeit in Deutschland war nach seiner Aussage die schönste seiner Karriere. Hier habe er viele Freunde gefunden. Wie zum Beispiel Dusan Skof. Mit dem Ex-Inhaber der ehemaligen Holländer-Stuben, hat der Amerikaner über Jahrzehnte hinweg mindestens einmal im Monat telefoniert. „Er hat sich immer über alles in Bayreuth informiert“, sagt Skof. Er habe viel vom Golfen – der zweiten Leidenschaft neben dem Basketball – oder Fahrradtouren in seinem Wohnort Phoenix (Arizona/USA) erzählt. Bis ins hohe Alter sei Habegger sehr aktiv gewesen.

Wunsch geht nicht in Erfüllung

Das letzte Mal habe Skof mit seinem amerikanischen Freund im November vergangenen Jahres Kontakt gehabt. „Ich habe ihm zum 92. Geburtstag gratuliert. Er war sehr fröhlich und wirkte sehr fit. Er hat mir auch erzählt, dass er nun zu seinem Sohn zieht und sich nach dem Umzug bei mir melden will. Leider hat er das nicht gemacht.“

Zudem bleibe Habeggers großer Wunsch, noch einmal nach Deutschland zurückzukehren, nun unerfüllt. Etwa 20 Jahre ist die letzte Deutschland-Reise des ehemaligen Steiner-Trainers her.

Auch Georg Kämpf hätte Habegger gerne noch einmal getroffen: „Dass Les gestorben ist, macht mich traurig. Aber nach 92 Jahren bekommt er jetzt die Ruhe, die er sich verdient hat.“

 

Wie Habegger im Interview einst die Kontrolle übernahm

Kurz vor Habeggers 90. Geburtstag im Jahr 2014 hatte die Kurier-Sportredaktion mit dem Amerikaner telefonisch Kontakt aufgenommen. Das gestaltete sich damals allerdings sehr schwierig. Viele Anrufe blieben unbeantortet, doch dann rief Habegger doch noch aus den USA zurück. Hier das damals abgedruckte Gesprächsprotkoll zur Unterhaltung zwischen Habegger und Kurier-Sportchef Torsten Ernstberger:

Les Habegger: Heeellooooo, Les hier. Wer ruft mich denn da aus Deutschland an?
Torsten Ernstberger: Hallo! Schön, dass Sie zurückrufen. Hier ist Torsten Ernstberger vom Nordbayerischen Kurier aus Bayreuth. Wie geht es Ihnen denn kurz vor dem 90. Geburtstag?
Habegger: Werde ich echt schon 90? Ich fühle mich viel jünger. Gott hat es sehr gut mit mir gemeint, mir geht es toll. Ich spiele oft Golf, lese viel und genieße das Leben. Noch besser würde es mir aber gehen, wenn ich in Deutschland wäre.

Ernstberger: Sie denken also oft an Bayreuth?
Habegger: Das war die schönste Zeit meines Lebens. Ich warte schon die ganze Zeit auf einen Anruf von Mike Koch. Er braucht doch sicher noch einen erfahrenen Assistenztrainer. Ich wäre sofort dabei. Bayreuth liegt doch momentan auf dem achten Platz in der Tabelle. Wie macht sich Mike denn als Trainer?
Ernstberger: Ganz gut, würde ich sagen. Mit ihm könnte wieder etwas mehr Kontinuität auf der Trainerposition in Bayreuth Einzug erhalten. Das Team steht aktuell sehr gut in der Defensive, in der Offensive gibt es aber noch einige Probleme. Haben Sie Tipps, wie Koch die lösen kann?

Habegger: Tipps braucht Mike keine, der findet selbst Lösungen. Er war der beste Spieler, den ich trainiert habe. Ich mag ihn sehr und bin mir sicher, dass er seinen Weg als Trainer gehen wird. Richte ihm bitte schöne Grüße aus. Etwas anderes: Wie läuft es denn im Bayreuther Fußball?
Ernstberger: Die Altstadt hat ihr Tief überwunden und spielt jetzt in der vierthöchsten deutschen Liga. Es geht also aufwärts.
Habegger: Ach, das freut mich. Wenn mich jemand einladen würde, dann käme ich sofort wieder nach Bayreuth. Es ist ja jetzt schon fast 20 Jahre, dass ich Deutschland verlassen habe.

Ernstberger: Eine Frage habe ich noch: Wie feiern Sie ihren Geburtstag?
Habegger: Nur klein. Meine Neffen kommen zum Essen, das wird bestimmt schön. Und vergiss Du bitte nicht alle in Deutschland zu grüßen, die mich kennen. Carl Steiner, Mike Koch, Dusan Skof – und Calvin Oldham. Ist der nicht auch Trainer in der Bundesliga?
Ernstberger: In Bremerhaven.
Habegger: Ach genau. Ich muss einfach noch mal nach Deutschland, ich hatte damals so viel Spaß.
Ernstberger: Vielleicht lernt man sich dann ja mal persönlich kennen.
Habegger: Genau. Dann sage ich einfach mal bis bald.

 

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