Lange Liste an Gründen Warum Handwerker bei Bauerndemos dabei sind

Nach dem Sternfahrt-Start am Bindlacher Berg hat Bayreuths Kreishandwerksmeister das Foto aus dem Fahrzeug gemacht. Foto: Karl-Michael Hopf

Neben Bauern und Spediteuren beteiligten sich jüngst in Bayreuth auch Handwerker an Protestfahrten. Warum? Teilnehmer sagen: Durch Entscheidungen der Politik sei ihre Situation immer schwieriger geworden.

 
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„Die Probleme verschärfen sich seit vielen Jahren“, sagt Karl-Michael Hopf. Er ist Bayreuths Kreishandwerksmeister und Geschäftsführer der Karl Hopf GmbH, die in der Bayreuther Ritter-von-Eitzenberger-Straße unter anderem technische Dienstleistungen im Bereich Wasser, Wärme und Luft anbietet. Mit acht Fahrzeugen und 15 Mitarbeitern war er am Montag bei der Großdemo der Bauern dabei.

„Die Kreishandwerkskammer ist offiziell noch nicht bei den Protesten dabei, einige Unternehmer aber schon“, sagt Hopf. „Wir wollen Solidarität mit den Bauern zeigen und auf die Situation im Handwerk hinweisen.“ Da die Politik „in den vergangenen Jahren nicht immer die besten Entscheidungen getroffen hat“, sei die Lage für die Branche immer schwieriger geworden.

Ein Faktor ist die steigende Bürokratisierung. „Wir verbringen viel Zeit mit Statistiken, brauchen lange für Nachweise. Das geht ins Geld“, beklagt der Chef der Firma, die es mittlerweile in fünfter Familiengeneration gibt. Er findet es absolut richtig, dass gegen die Abschaffung der Kfz-Steuererleichterungen für Traktoren und landwirtschaftliche Fahrzeuge demonstriert wird. „Wo kommen wir denn hin, wenn ich jede Maschine separat besteuern muss? Muss die Industrie dann auch Roboter besteuern?“

Ein weiterer Faktor ist für Hopf das Gebäudeenergiegesetz (GEG). „Das hat zu starker Verunsicherung geführt.“ Sehr viele Kunden hätten von Hopf ein Angebot zum Einbau einer Wärmepumpe bekommen, sich dann aber dafür entschieden, die alte Heizung noch einmal zu reparieren. „Gerade Ältere, die kurz vor der Rente stehen, kriegen ja auch so leicht keine Kredite mehr“, betont Hopf, dass das Umlegen von Preisen auf Kunden endlich sei. Dazu komme ein weiterer Faktor: Fachkräftemangel. „Wir müssen mit Betrieben konkurrieren, die einfach höheren Stundenlohn zahlen. Wenn wir das übernehmen und umlegen, kostet es ein Vielfaches.“

Wegen diesen und anderen Gründen gingen er und rund 90 Prozent seiner Mitarbeiter am Montag zur Demo-Sternfahrt statt zur Arbeit. „Der ein oder andere Zuhörer der Kundgebung am Volksfestplatz hätte sich ein wenig mäßigen können, aber es war allgemein ein friedlicher Protest. Ich fand die Demo hervorragend.“ Bei den zwei angekündigten Protestfahrten heute in und um Bayreuth ist er zwar nicht dabei. Grundsätzlich könne sich Hopf eine weitere Unterstützung der Proteste aber vorstellen. „Es geht auch um Wertschätzung, wenn Leute etwas zu sagen haben, die keine Ahnung davon haben. Leider gibt es wenige Fachleute unserer Berufsbereiche, die politisch tätig sind.“

Ähnlich denkt Andreas Bobyk von der Bobyk GmbH, Estrich- und Fußbodentechnikfirma in Goldkronach. „Ich sehe schwarz für die Zukunft des Handwerks.“ Es gebe zu viele Preissteigerungen, die man an Kunden weitergeben müsste. Mauterhöhung, CO2-Abgabe und einiges mehr. Dazu Inflation. „Das nimmt Ausmaße an, die nicht mehr vertretbar sind und unsere Regierung interessiert es nicht.“ Viele Berufsgruppen, findet Bobyk, hätten lange die Füße stillgehalten. Jetzt sei es Zeit, zu demonstrieren. „Ich kenne viele Kollegen, die arbeiten ohne Ende, aber auf null rauskommen, weil sie die Kunden nicht mit weiteren Preiserhöhungen schröpfen wollen.“ Wenn er einen Stundenlohn von 60 Euro verrechne, gehe rund die Hälfte schon für Steuern drauf. „Dann kriegt mein Angestellter 20 Euro und ich habe zehn. Davon muss ich Auto, Lagerhalle und Büro bezahlen und auch noch investieren.“ Übrig bliebe so gut wie nichts. „50 Cent“, sagt Bobyk am Ende seiner persönlichen Berechnung.

Bobyk ist Co-Veranstalter der „Allgemeinen Demo“, einer Rundfahrt von Traktoren, Autos, Handwerkern und Co. Es ist eine von zwei angemeldeten in Bayreuth am Samstag, 13. Januar. Teilnehmen könne jeder, der gegen die Ampelregierung sei. „Damit die Politik mal aufwacht“, betont er. Bobyks Ziel ist klar: „Ich hoffe, dass die Ampel zurücktritt. Sie ist so weit von der Bevölkerung entfernt.“

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