Doc Morris: Können eine Versorgungsfunktion übernehmen
Das Argument, die Konkurrenz aus dem Onlinehandel würde zu einem Apothekensterben auf dem Land führen, will man bei Doc Morris nicht gelten lassen. „Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass mehr Preiswettbewerb unter den Apotheken die gleichmäßige Versorgung mit Arzneimitteln sogar fördern könnte“, sagt Olaf Heinrich. Und: „Gerade in Gebieten mit geringer Apothekendichte können Versandapotheken zudem eine wichtige Versorgungsfunktion übernehmen.“ Wo erst der Arzt weg ziehe, schließe in der Folge häufig auch die Apotheke. Dort könne der Versand die Lücke schließen.
Versandapotheker auf der einen und Interessenvertreter der niedergelassenen Apotheken stehen sich in der Sache offenbar unversöhnlich gegenüber. So bezeichnet Thomas Metz vom Bayerischen Apothekerverband die Vorstellungen von Doc Morris als „reine Augenwischerei“. Statt einer besseren Versorgung von Patienten in strukturschwachen, ländlichen Gebieten werde es ein „knallharter Verdränungskampf“. Schon jetzt sinke die Zahl der Apotheken kontinuierlich – in Oberfranken von 337 im Jahr 2009 bis heuer auf 310. „Es fehlen Nachfolger, das Land wird unattraktiver.“
„Da haben sie es einfach, unsere Preise zu unterbieten.“
Das Apothekensystem in Deutschland hat sich über Jahrzehnte entwickelt. Besteht da nicht die Gefahr, dass das aus den Fugen gerät, wenn jetzt Versandapotheken mit Rabatten auf den Markt drängen? „Hier hilft der Blick zurück“, sagt Doc-Morris-Chef Heinrich. Bereits in den Jahren 2000 bis zum Bonus-Verbot 2012 habe das Unternehmen Rabatte auf alle Arzneimittel gegeben. Dennoch sei die Zahl der Apotheken in der Bundesrepublik in dieser Zeit gestiegen. Heinrich sagt: „Das EuGH-Urteil gefährdet also keine Apotheken in Deutschland. Es gefährdet auch nicht die Versorgung der Bevölkerung.“ Der Anteil des Versandhandels am Gesamtumsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten mache trotz Boni lediglich drei Prozent aus.
Dennoch ist die Konkurrenz mit den Versandhändlern für den Apotheker Walter Michalke ein ungleicher Kampf. „Die betreiben Rosinenpickerei“, sagt er. Die Versandapotheken müssten keine Notdienste schieben, kein Labor zur Herstellung von Medikamenten unterhalten und könnten ihre Lager mit günstigerer Ware aus dem Ausland füllen. „Da haben sie es einfach, unsere Preise zu unterbieten.“ Stock und Michalke sind sich einig: Versandapotheken bedrohten auf Dauer die Existenz der Landapotheken.