"Statistisch gesehen sind dies 86 Verkehrsunfälle an einem Tag, bei denen 16 Personen Verletzungen erlitten und täglich ein Sachschaden von über 170.000 Euro entstand. Außerdem registrierten wir auf Oberfrankens Straßen im Durchschnitt pro Woche einen Verkehrstoten.“ Diese nüchterne Bilanz zog Oberfrankens Polizeipräsident Reinhard Kunkel zur Veröffentlichung der oberfränkischen Verkehrsunfallstatistik 2015.

„Die Anzahl der oberfränkischen Verkehrstoten im vergangenen Jahr bewegt sich auf dem zweitniedrigsten Wert seit Einführung der Verkehrsunfallstatistik. Dies ist auch auf unsere konsequente Verkehrssicherheitsarbeit in Oberfranken zurückzuführen“, so Kunkel weiter.

Im gesamten Regierungsbezirk registrierte die oberfränkische Polizei im Jahr 2015 insgesamt 31.233 Verkehrsunfälle. Das entspricht einer Steigerung der Unfallzahlen um 7,34 Prozent (2014: 29.096). Die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Personen liegt mit 53 Toten im Jahr 2015 auf dem zweitniedrigsten Stand seit Einführung der Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1953, obwohl im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Verkehrstoten in Oberfranken zu verzeichnen ist (2014: 34). Bei den Verkehrsunfällen mit verletzten Personen in Oberfranken registrierte die oberfränkische Polizei mit 4.286 Verkehrsunfällen eine leichte Zunahme um 2,44 Prozent (2014: 4.184). Insgesamt wurden im Jahr 2015 5.703 Verkehrsteilnehmer verletzt (2014: 5.602).

Auch die schwerwiegenden Verkehrsunfälle mit Sachschaden stiegen um 3,99 Prozent von 8.442 Unfällen im Jahr 2014 auf 8.779 Unfälle im Jahr 2015 an. Gleiches gilt für die Verkehrsunfälle mit Blechschäden, die eine Steigerung um 10,31 Prozent auf 18.168 Verkehrsunfälle erfuhren (2014: 16.470). Ein starker Anteil dieser sogenannten Kleinunfälle ereignete sich im Zusammenhang mit Wildwechsel.


Überhöhte Geschwindigkeit bleibt Hauptunfallursache


Eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit war im Jahr 2015 bei 1.911 Verkehrsunfällen (2014: 1.795) unfallursächlich. In Folge dieser Unfälle starben im Jahr 2015 18 Verkehrsteilnehmer (2014: 13). Diese Art von Unfallursache ist, wie auch der bayernweite Vergleich zeigt, bei schweren Verkehrsunfällen mit Toten und Schwerverletzten die Hauptunfallursache Nummer eins.

Weitere Hauptunfallursachen sind neben einer falschen Straßenbenutzung und dem Nichtbeachten des Rechtsfahrgebotes, die Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie beim Ein- und Anfahren.


Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Alkoholeinfluss ist im Jahr 2015 um 4,59 Prozent auf 395 (2014: 414) zurückgegangen und erreicht somit den niedrigsten Stand seit Jahren. Dennoch war Alkoholkonsum bei fünf Getöteten (2014: 3) unfallursächlich. In Verbindung mit Alkoholunfällen wurden 220 Personen verletzt (2014: 217). Mehr als die Hälfte der betrunkenen Fahrzeugführer (228 von 395) hatte mehr als 1,5 Promille Alkohol im Blut (2014: 414).

Den traurigen Spitzenwert erreichte Ende Juli 2015 ein 55-jähriger Autofahrer in Hausen (Landkreis Forchheim), als er mit seinem Wagen ungebremst auf ein geparktes Auto auffuhr. Nachdem der deutlich alkoholisierte Fahrer an Ort und Stelle nicht zu einem Alkotest in der Lage war, veranlassten die Polizisten bei dem 55-Jährigen eine Blutentnahme. Die Untersuchung des Blutes ergab einen Wert von 4,04 Promille Alkohol.

Unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln verursachten im Jahr 2015 oberfrankenweit 31 Fahrzeugführer Verkehrsunfälle (2014: 27). Dabei erlitten 14 Personen Verletzungen und eine Person wurde getötet.

Kinder im Straßenverkehr

Bei 261 Verkehrsunfällen im Jahr 2015 waren Kinder beteiligt (2014: 262), wobei 283 Kinder (2014: 271) Verletzungen erlitten. Anfang November 2015 starb ein achtjähriger Junge bei einem Verkehrsunfall auf der B85 in Pressig (Landkreis Kronach). Ein Autofahrer hatte das Kind und dessen Vater, die beide zu Fuß unterwegs waren, in den Abendstunden mit seinem Wagen erfasst. Der Vater des Kindes wurde bei dem Zusammenstoß schwer verletzt.

Bei den Schulwegunfällen registrierte die oberfränkische Polizei im Jahr 2015 mit 47 Verkehrsunfällen eine Steigerung (2014: 33). Dabei erlitten 61 Schüler Verletzungen (2014: 41). Kein Schulwegunfall in Oberfranken endete tödlich.

Junge Erwachsene (18- bis 24-Jährige)
Die Altersgruppe der jungen Fahranfänger war im Jahr 2015 an insgesamt 3.191 Verkehrsunfällen beteiligt (2014: 3.133). Dies bedeutet eine Steigerung um 1,85 Prozent. Bei den von dieser Altersgruppe als Hauptverursacher schuldhaft verursachten Unfällen ist eine Steigerung von 1.781 auf 1.868 (+4,88 Prozent) festzustellen. Insgesamt starben 13 Personen aus der Gruppe der „Jungen Erwachsenen“ (2014: 4) und 1.014 wurden verletzt (2014: 970).

Senioren (ab 65 Jahre)
Analog zur demografischen Entwicklung der Altersstruktur registrierte die oberfränkische Polizei eine leichte Steigerung um 2,06 Prozent bei den Verkehrsunfällen, an denen Senioren beteiligt waren. Von 2.578 Verkehrsunfällen mit Senioren im Jahr 2015 (2014: 2.526) verursachten diese Verkehrsteilnehmer 1.690 der Unfälle selbst. 545 Senioren wurden im vergangenen Jahr bei Unfällen auf oberfränkischen Straßen verletzt (2014: 549) und 14 Senioren kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben (2014: 8).

Fußgängerunfälle - Gefahr durch dunkle Kleidung
Für zehn Fußgänger in Oberfranken endete im Jahr 2015 ein Verkehrsunfall tödlich (2014: 6) und 347 Passanten erlitten bei Verkehrsunfällen Verletzungen (2014: 332). Insgesamt waren im vergangenen Jahr oberfrankenweit 438 Fußgänger an Verkehrsunfällen beteiligt (2014: 404).

Gefährliche Verkehrssituationen oder gar Unfälle ergeben sich nicht selten durch dunkel gekleidete Fußgänger oder Fahrradfahrer, die von herannahenden Autofahrern kaum oder überhaupt nicht erkannt werden. Das Unfallrisiko ist in der Dämmerungsphase besonders hoch. Ein unauffällig gekleideter Passant oder Radler ohne Licht ist für den Autofahrer bei Dunkelheit bereits ab einer Entfernung von 25 Metern kaum mehr zu erkennen. Helle, auffällige Kleidung mit reflektierenden Materialien und funktionsfähige Beleuchtungseinrichtungen sind Garanten für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Auffällige Kleidung, Reflektoren und Beleuchtungseinrichtungen werden von den Autofahrern sogar noch in einer Entfernung von 150 Metern wahrgenommen.

Risikogruppe Motorradfahrer
Im Vergleich zum Vorjahr schloss die letztjährige Biker-Saison mit einem Rückgang der getöteten und verletzten Motorradfahrer sowie der Motorradunfälle ab.

Im Jahr 2015 starben acht Motorradfahrer in Oberfranken an ihren Unfallfolgen (2014: 9). 494 motorisierte Zweiradfahrer erlitten auf oberfränkischen Straßen Verletzungen (2014: 544), was einen Rückgang um 9,19 Prozent entspricht. Insgesamt ereigneten sich im Jahr 2015 536 Motorradunfälle (2014: 570), an denen 557 Motorräder (2014: 603) beteiligt waren. Im Vergleich zu 2014 sanken oberfrankenweit die Verkehrsunfälle mit Motorrädern im Jahr 2015 um 5,96 Prozent.

Weit mehr als die Hälfte (299 von 536) der oberfränkischen Motorradunfälle im vergangenen Jahr wurden von den Bikern selbst verursacht (2014: 323).

Deutlich mehr Wild-Unfälle
Mit einer Steigerung um 24,52 Prozent registrierte die oberfränkische Polizei eine deutliche Zunahme der Verkehrsunfälle, an denen Wildtiere beteiligt waren. Während sich im Jahr 2014 oberfrankenweit noch 5.550 Wildunfälle ereigneten, stieg deren Anzahl im Jahr 2015 auf 6.911 Verkehrsunfälle an.

Bei den Verkehrsunfällen mit Wildbeteiligung kam zwar kein Mensch ums Leben, aber dennoch erlitten 65 Personen (2014: 53) bei 59 Wildunfällen (2014: 49) Verletzungen. Bei statistischen Auswertungen kristallisierten sich insbesondere Zusammenstöße mit Rehwild heraus.