Wo ist Peggy?
Das weiß niemand (außer dem Täter und eventuellen Helfern). Viele glauben, dass Peggy noch lebt, dass sie damals entführt und verschleppt wurde, vielleicht in die Türkei. Zeugen wollen sie noch lange nach ihrem Verschwinden gesehen oder gesprochen haben. Aber: Alle verfolgbaren Spuren führten zu keinem Ergebnis. Andere Beobachter des Falls sind wie die Kripo-Sonderkommission überzeugt, dass Peggy einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist und ihre Leiche - bislang unauffindbar - versteckt wurde.

Was wurde eigentlich aus Peggys Mutter?
Susanne Knobloch ist schon kurz nach dem Verschwinden ihrer Tochter aus Lichtenberg weggezogen, weil sie sich dort angefeindet fühlte. Einige Lichtenberger glauben bis heute, die Mutter selbst habe mit dem Verschwinden von Peggy etwas zu tun, auch wenn die Polizei dafür nie Beweise fand. Susanne Knobloch, die als Altenpflegerin in Langenbach arbeitete, lebte dann eine Zeitlang in Nordhalben, Kreis Kronach, wo sie auf dem Friedhof in Heinersberg-Grund über einem leeren Grab einen Gedenkstein für Peggy errichten ließ. Inzwischen ist Knobloch in ihre Heimat nach Halle an der Saale zurückgekehrt. Sie tritt nur noch selten in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Eine Interview-Anfrage unserer Zeitung vor einigen Tagen hat sie nicht beantwortet.

Gibt es neue Spuren?
Ja, die gibt es immer wieder. Seit Sommer 2012 hat die Staatsanwaltschaft Bayreuth sogar offiziell neue Ermittlungen aufgenommen. Dabei geht es vornehmlich um die Suche nach Peggys Leiche. Einer dieser aktuellen Hinweise führte zu der spektakulären Grabungsaktion Ende April in einem Anwesen am Lichtenberger Marktplatz. Doch auch hier wurde nichts gefunden, was man sofort klar zuordnen konnte. Ob die entdeckten Knochenreste von Peggy stammen, wird immer noch geprüft.

Hat die Polizei die Ermittlungen manipuliert?
Die Bürgerinitiative "Gerechtigkeit für Ulvi Kulac" ist davon absolut überzeugt. Sie behauptet, die zweite Soko habe ganz gezielt nur gegen Kulac ermittelt und alle in andere Richtungen weisenden Hinweise beiseite geschoben. Zeugen seien massiv beeinflusst worden, damit ihre Aussagen zur Tathergangs-Hypothese der Soko passten. Andere Zeugen habe man einfach als unglaubwürdig abgetan. Und: Ulvi Kulacs Geständnis sei von speziell geschulten Beamten unter psychischem, vielleicht sogar körperlichem Druck erzwungen worden. Dubios, dass gerade an diesem Nachmittag das Protokoll-Tonband kaputt ging und Kulacs Anwalt nicht anwesend war. Polizeiinterne und staatsanwaltliche Ermittlungen zu diesen Vorwürfen sind sämtlich ergebnislos verlaufen. Kein Wunder, sagt die Bürgerinitiative, denn es gehe ja um ein skandalöses Justiz-Komplott, bei dem alle unter einer Decke stecken. Den "Sündenbock" Ulvi Kulac habe man gebraucht, um den Fall abzuschließen.

Hat Ulvi Kulac Peggy umgebracht?
Polizei und Justiz sagen: Ja. Das Gericht berief sich 2004 bei seinem Mord-Schuldspruch auf Kulacs eigenes Geständnis. Das hatte er zwar nach einigen Wochen widerrufen, aber ein psychiatrischer Gutachter hat festgestellt, dass derart detaillierte Schilderungen nur jemand machen konnte, der "einen realen Erlebnishintergrund" hat. Seit Jahren beteuert Ulvi Kulac nun schon, er habe mit Peggys Verschwinden nichts zu tun. Eine Bürgerinitiative unterstützt ihn und sammelt Hinweise, warum es dem geistig behinderten Gaststättenhelfer gar nicht möglich gewesen sein kann, den Mord an Peggy zu begehen.

Gibt es neue Spuren?
Ja, die gibt es immer wieder. Seit Sommer 2012 hat die Staatsanwaltschaft Bayreuth sogar offiziell neue Ermittlungen aufgenommen. Dabei geht es vornehmlich um die Suche nach Peggys Leiche. Einer dieser aktuellen Hinweise führte zu der spektakulären Grabungsaktion Ende April in einem Anwesen am Lichtenberger Marktplatz. Doch auch hier wurde nichts gefunden, was man sofort klar zuordnen konnte. Ob die entdeckten Knochenreste von Peggy stammen, wird immer noch geprüft.

Was soll die Wiederaufnahme erreichen?
Ulvi Kulacs Anwalt Michael Euler will den Fall neu aufrollen. Er untermauert diese Forderung mit neuen Spuren und nach seiner Ansicht damals falsch bewerteten alten Hinweisen. Gibt das Landgericht Bayreuth Eulers Antrag statt, kommt es zu einem neuen Prozess, der noch einmal ganz von vorne anfängt - als hätte es das erste, vom Bundesgerichtshof später auch in der Revision bestätigte Urteil nie gegeben. Die Entscheidung über die Wiederaufnahme wird frühestens im Herbst erwartet.

Was passiert mit Ulvi Kulac, sollte er freigesprochen werden?
Zunächst bleibt für ihn alles, wie es ist. Denn Kulac sitzt nicht im Gefängnis seine lebenslange Freiheitsstrafe ab, sondern ist im Bezirkskrankenhaus Bayreuth untergebracht, weil er - im Zustand der Schuldunfähigkeit - schon vor Peggys Verschwinden eine Reihe von Lichtenberger Kindern sexuell missbraucht hat. Diese Taten sind von allen Seiten unbestritten. Kulac könnte nur entlassen werden, wenn die Gründe für diese Unterbringung nicht weiter bestehen. Das hat mit einer Mordprozess-Wiederaufnahme nichts zu tun.

Hat das eben erschienene Buch "Der Fall Peggy" neue Hinweise gebracht?
Der zuständige Oberstaatsanwalt Dr. Ernst Schmalz hat in dem Buch von Ina Jung und Christoph Lemmer "nichts Neues" gefunden. Er hat aber bestätigt, dass einigen dort aufgeführten Spuren derzeit nachgegangen wird. So wird auch untersucht, ob ein junger Mann aus Sachsen-Anhalt mit Peggys Verschwinden etwas zu tun haben könnte. Die Buch-Autoren sind überzeugt, dass gegen diesen Mann "starke Verdachtsmomente" vorliegen.

Wie geht es jetzt weiter im "Fall Peggy"?
Die Suche nach Peggy Knoblochs Leiche wird auf der Basis neu eingehender Erkenntnisse fortgesetzt. Ulvi Kulac bleibt in psychiatrischer Unterbringung. Das Landgericht Bayreuth sichtet den rund 2000 Seiten starken Wiederaufnahmeantrag zum Mord-Verfahren und muss dann entscheiden, ob das dort von Kulacs Verteidiger Vorgebrachte als Grundlage für ein komplett neues Verfahren ausreicht. Die Medien werden alle neuen Hinweise, Gerüchte und Spekulationen aufmerksam verfolgen. In Lichtenberg und weit über die Grenzen des Frankenwald-Städtchens hinaus wird weiter kontrovers diskutiert werden über den "Fall Peggy", einen der mysteriösesten Mordfälle der deutschen Kriminalgeschichte.