Kunsthaus: Museum fürchtet Vandalismus

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Kämmereigasse 9 1/2: Bisher boten die Vereine Phoinix und Kültürklüb hier Raum für alternative Kulturangebote. Aus dem dringend sanierungsbedürftigen Gebäude soll ein Kunst- und Kulturhaus entstehen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Stadtrat hat das im Kultur- und Bauausschuss vorberatene Konzept für das Kunst- und Kulturhaus Neuneinhalb in der Kämmereigasse gebilligt. Uneinig waren sich die Stadträte jedoch, ob ein „Multi-Gender-WC“ und ein Eltern-Kind-Zimmer nötig sind. Auch mit den vorzeitig erhöhten Zuschüssen für die Festspiele waren nicht alle einverstanden.

 
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Auch der Durchbruch der Mauer vom Kunst- und Kulturhaus zum Hof des Historischen Museums, wie ihn Stefan Schlags auch vorschlug, ist noch umstritten. An den Hinterhof und das künftige Foyer des Programmkinos schließt sich der 200 Quadratmeter große Museumshof an. Beide Höfe werden von einer zirka vier Meter hohen Mauer getrennt. Diese besteht aus einem Sandsteinmauerwerk und einem Backsteinteil. Wenn die Grenzmauer verlegt würde, könnte das Kinofoyer großzügiger ausfallen.

Angst vor Vandalismus

Von einer festen Verbindung zur benachbarten Kämmereigasse hält das Historische Museum wenig, wie aus einer vorgetragenen Stellungnahme hervorgeht. Der Museumshof sei ein fester Bestandteil der musealen Ausstellungsfläche, hieß es. Er diene bewusst als Abgrenzung, um die Skulpturen zu schützen. Wegen der meistens in den Abendstunden angebotenen Veranstaltungen des Kulturhauses drohten Vandalismus und Sicherheitsrisiken für die Ausstellungsgegenstände. Das Licht im Museumshof sei nicht ausreichend, und beim Versicherungsschutz seien zusätzliche Kosten zu erwarten. Allenfalls eine gesicherte Öffnung der Mauer für gemeinsame Veranstaltungen kann sich das Historische Museum vorstellen.

Öffnung mit Sichtachse möglich

Schlags sagte dazu, ihm gehe es lediglich um die Option einer Öffnung. Wenn ein Glasbau, eine Art Wintergarten, gebaut würde, könne mit verschiebbaren Elementen gearbeitet werden. „Ich hätte da als Museumsdirektorin nichts dagegen, wenn da ein Café zu sehen wäre.“ Ernst-Rüdiger Kettel (BG) warnte davor, jetzt unnötige Experimente anzufangen. „Wir sollten die Planungen zum Wohle unserer Altstadt weiterführen und durchziehen.“ Stadtbaureferentin Urte Kelm sagte, das Baureferat könne prüfen, inwieweit die Mauer durchlässig gehalten werden könne, um eine Sichtachse zuzulassen.

Nutzungskonzept und Sanierung

Die Vereine Kültürklüb, Phoinix und Kino ist Programm hatten ein Nutzungskonzept für das Gebäude erarbeitet. Einen Vorentwurf für die Sanierung gibt es inzwischen ebenfalls. Die Pläne sehen im Erdgeschoss Veranstaltungsräume für die Vereine vor sowie die Einrichtung eines Foyers. Im ersten Obergeschoss sollen Büro- und Verwaltungsräume, ein Multifunktionsraum und Lagerräume entstehen. Im zweiten Obergeschoss ist Platz für Seminar- und Gruppenräume. Darüber sollen Wohnungraum geschaffen werden. Mit der Sanierung will die Stadt einen langjährigen baulichen "Miss- und Leerstand" beheben. Zugleich würden mit dem Kulturhaus das Gassenviertel belebt und das alternative Kulturangebot gestärkt. Mittel für die Vorplanung sind für den Haushalt 2018 angemeldet worden. Der Umbau selbst soll ab 2019 erfolgen.

Vertrag mit Trägerverein

Nach der Sanierung des Anwesens ist geplant, dass ein neu zu gründender Trägerverein das Kunst- und Kulturhaus anmietet und betreibt. Dazu soll ein Vertrag abgeschlossen werden. Miete und Personalkosten könnten möglicherweise miteinander verrechnet werden.

"Multi-Gender"-Toiletten mit WC, Pissoir und Waschraum wird es voraussichtlich nicht geben. Diese Anregung kam von Stefan Schlags, der sich auch ein Eltern-Kind-Zimmer wünschte. Dies würde jedoch zulasten der übrigen Fläche und bisher vorgesehenen Raumnutzung gehen, sagte Kelm. Sie sei aber gerne bereit, sich über "Uni-Sex"-Toiletten zu informieren.

Mehrkosten für den „Ring“

Gegen die automatische Erhöhung des Zuschusses für die Bayreuther Festspiele in den Jahren 2019/2020 regte sich Widerstand im Stadtrat. Zehn Stadträte waren nicht damit einverstanden, für die Neuproduktion des „Ring des Nibelungen“ mehr Geld auszugeben. Die Neuproduktion wird voraussichtlich 3,6 Millionen Euro mehr kosten. Der städtische Anteil liegt bei 464.235 Euro. Hinzu kommen Tariferhöhungen, die 2019 zu einem Zuschussanteil von 1.305.010 Euro führen. Weitere Tarifanpassungen führen im Jahr 2020 zu einem Zuschussanteil der Stadt in Höhe von 1.820.985 Euro.

Für Stefan Schlags stellte dies „ein historisches Novum“ dar, also vorzeitig Zuschüsse zu erhöhen, um der Bayreuther Festspiele GmbH Planungssicherheit zu gewähren. Thomas Hacker (FDP) und Karsten Schieseck (BG) hielten die Begründung der Festspiele für völlig ausreichend. Als Gesellschafter habe die Stadt den Erhalt der Bayreuther Festspiele zu garantieren. Ohne die Bayreuther Festspiele wäre die Stadt nicht das, was sie ist, so Hacker. "Wir müssen uns der Verantwortung stellen und unserer Verpflichtung nachkommen", sagte Schieseck.

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