Kreisbrandrat Kulmbach Ein Amt mit großen Aufgaben

Kreisbrandrat Stefan Härtlein bewirbt sich um eine dritte Amtszeit. Es gebe für ihn noch viel zu tun, sagt er. „Die Feuerwehr ist mein Leben.“

 
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Kreisbrandrat – dieses höchste Feuerwehramt im Landkreis Kulmbach ist ein Ehrenamt. Eins, das eine hohe Verantwortung und noch mehr Arbeit mit sich bringt. Stefan Härtlein aus Schmeilsdorf hat dieses Amt seit zwölf Jahren inne. Wenn am Mittwoch die 115 Kommandanten der Kulmbacher Wehren in der Stadtsteinacher Steinachtalhalle zusammenkommen, stellt sich der 57-Jährige zum dritten Mal der Wahl. Härtlein wird (wie bereits berichtet) dabei nicht der einzige Bewerber sein. Der Neudrossenfelder Kreisbrandmeister Thomas Hoffmann wird gegen den Amtsinhaber antreten. Der hat, wie er betont, keineswegs etwas gegen demokratischen Wettbewerb. Gutheißen will Härtlein die Kandidatur Hoffmanns aber trotzdem nicht. Die Art und Weise, das sagt der amtierende Kreisbrandrat ganz offen, gefalle ihm nicht.

Kritik an Härtlein

Anfang des Jahres habe es ein Gespräch gegeben zwischen ihm und Thomas Hoffmann. „Er hat mir noch gesagt, er werde nicht zur Wahl als Kreisbrandrat antreten. Schließlich habe ich bereits im Vorfeld alle Führungskräfte befragt. Keiner wollte sich zur Wahl aufstellen lassen. Ich habe dann meine Kandidatur bekannt gegeben. Deswegen hat es mich sehr verwundert, dass nur einige Wochen später Hoffmanns offizielle Bewerbung im Landratsamt eingegangen ist.“ Von der Behörde sei er über die Kandidatur informiert worden. „Thomas Hoffmann hat mit mir diesbezüglich kein einziges Wort mehr gesprochen.“

Hinter vorgehaltener Hand wird in manchen Feuerwehrkreisen Kritik an Härtlein geübt. Er beschaffe nicht genügend moderne Arbeitsmaterialien, heißt es. Härtlein hat Bilanz gezogen. In seinen zwölf Jahren als Kreisbrandrat habe es viele „Großbaustellen“ abzuarbeiten gegeben. „Allein die Leitstelle hat uns unvorstellbar viel Arbeit gekostet. Dann die Einführung des Digitalfunks. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Sitzungen wir deswegen hatten.“ Personell sei, was die Führung angeht, die Feuerwehr im Landkreis besser aufgestellt als je zuvor. Ein Kreisbrandmeister für den Digitalfunk sei installiert worden, einer für die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung, eine Kreisbrandmeisterin kümmert sich um die Kinder- und Jugendfeuerwehren und die Brandschutzerziehung. Die Ausbildung sei verbessert worden. Es gebe jetzt ein Ausbildungsportal online, ein Kreisbrandinspektor für diesen Bereich sei berufen worden. Für die Bezuschussung von neuen Feuerwehrfahrzeugen gebe es ein festes Regelwerk. Das gebe sowohl den Gemeinden als auch dem Landratsamt mehr Sicherheit, was die Finanzierung angeht.

Mehr als drei Millionen Euro während seiner Amtszeit

Wie sieht es mit modernen Arbeitsmitteln aus? Härtlein hat eine lange Liste zusammengestellt, was in seinen bislang zwölf Amtsjahren alles passiert ist. Wärmebildkameras seien angeschafft worden, im ganzen Landkreis verteilt. Ein neuer Rüstwagen sei beschafft worden, auf neuestem Stand und je nach Anforderungen des Einsatzes mit unterschiedlichen Modulen, die mit Ausrüstung für den Fall eines Waldbrands oder zum Beispiel einem Hochwasserereignis ausgestattet sind. Der alte Rüstwagen sei umgebaut worden, damit bei großen Ereignissen die Atemschutzgeräte transportiert werden können. Zur Entlastung der Ehrenamtlichen sei ein hauptamtlicher Gerätewart eingestellt worden. Zwei Drehleitern, für Stadtsteinach und Thurnau, seien beschafft worden, eine dritte sei in der Pipeline. 600.000 bis 700.000 Euro Beschaffungskosten müssen für ein solches Fahrzeug kalkuliert werden. In Altdrossenfeld und Neuenmarkt seien Verkehrsleitwarnanhänger stationiert worden, falls auf der A 9 oder auf der A 70 ein großer Unfall passiert. Mehrere Großtanklöschfahrzeuge seien nach Beratung und positiver Stellungnahme des Kreisbrandrates gekauft und nicht unwesentlich finanziell durch den Landkreis bezuschusst worden. Die Liste komplett aufzuführen ist unmöglich. Mehr als drei Millionen Euro seien während seiner Amtszeit allein in Fahrzeugbeschaffungen gesteckt worden. Härtlein macht aus seiner Verärgerung keinen Hehl: „Und bei alledem wird mir vorgeworfen, wir wären nicht auf dem aktuellen Stand?“

„Ich weiß genau, was auf mich zukommt“

Auch das Thema Drohnenbeschaffung durch den Landkreis kam schon mehrfach zum Gespräch. „Das ist zumindest jetzt und auf Kosten des Landkreises nicht nötig. Wenn eine Feuerwehr sich eine Drohne kaufen möchte, kann sie das gerne tun.“ Die Anschaffungskosten dieser fliegenden Kameras in einer ungefähren Spanne von je etwa 5000 bis 80 000 Euro seien in der Ausbildung deutlich besser aufgehoben und müssten ohnehin erst im Landkreis-Haushalt genehmigt werden. Die Versicherung schlage mit bis zu 1500 Euro jährlich zu Buche. Der Einsatz einer Drohne binde zudem Personal. „Wir brauchen aber unsere Leute für unsere Kernaufgaben und nicht zum Drohnenfliegen.“ Dazu komme: In den vergangenen Jahren seien Drohnen nur zweimal bei einem Einsatz gebraucht worden. Bei einem Brand in Himmelkron und bei einem Unfall in der Nähe von See. In beiden Fällen habe das BRK mit seiner Drohne ausgeholfen. Das habe sich, wie Kreisbrandinspektor Fritz Weinlein versichert, gut bewährt.

Stefan Härtlein will seine Arbeit für die Feuerwehr fortsetzen. „Für das Hobby Feuerwehr habe ich oft alles andere hinten angestellt. Das hat mir schon immer Spaß gemacht. Wenn das nicht immer noch so wäre, würde ich mir der Wahl nicht mehr stellen. Doch genau das tue ich. Ich weiß genau, was auf mich zukommt. Ich habe im Vorfeld der Wahl viel positives Feedback erhalten, aber auch berechtigte Kritikpunkte. Diese Probleme gilt es anzugreifen, Lösungsmöglichkeiten zu finden und neu anzusetzen. Die vielen neuen Aufgabenstellungen und die drohenden Personalprobleme gehen an keiner Feuerwehr vorbei. Wir haben sehr starke Jugendwarte in unserem Landkreis, die im Austausch mit unserer Kreisjugendwartin stehen. Hier werden wir ansetzen, Nachwuchskräfte zu gewinnen .“

Was macht ein Kreisbrandrat?

Aufgaben:
 An einen Kreisbrandrat werden hohe Anforderungen gerichtet. Viel Arbeit muss im Hintergrund geleistet werden, die von der Öffentlichkeit gar nicht wahrgenommen, aber dringend gebraucht wird. Stefan Härtlein hat gezählt, wie viele E-Mails in Sachen Feuerwehr ihn allein im vergangenen Jahr erreicht haben: Rund 10 000 seien es gewesen, umgerechnet 27 pro Tag. Alle wollen beantwortet werden, viele davon mit einigem Aufwand. „Ich habe keine Sekretärin und eine 40 Stunden-Woche in meinem Beruf. Das alles mache ich ehrenamtlich nebenbei.“ Dass bei einer solchen Flut nicht jeder immer noch am selben Tag eine Antwort erhalten kann, sollte klar sein, meint Härtlein. „Ich habe ja auch noch ein Privatleben.“ Hinzu komme die Verbandsarbeit auf Bezirks- und Landesebene, denn Härtlein ist seit November 2019 weiterer stellvertretender Vorsitzender des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberfranken. Der Kontakt zum Bezirk und zum Landesverband sei essenziell, um die Interessen gerade der kleineren, ländlich geprägten Landkreise in München zu vertreten. „Unser Landrat Klaus Peter Söllner steht mit allen Kreisräten an der Seite unserer Feuerwehren. Auch in Zukunft will ich mit dem Landkreis wir als eingespieltes Team weiterhin vertrauensvoll zusammenarbeiten.“

Verwaltung, Dienstbesprechungen mit den Inspektoren, den Kreisbrandmeistern und dem weiteren Führungspersonal der Feuerwehren, Stellungnahmen zu Brandschutzgutachten für Sonderbauten, zahlreiche Kontakte zu den Bauämtern gehören zu Härtleins Job, natürlich auch alle Alarmierungspläne. Stellungnahmen zu Kommandantenwahlen sind von ihm gefordert, wenn Brandmeldeanlagen installiert werden, ist er involviert, ebenso benötigt es seine Stellungnahme, wenn neue Fahrzeuge für die Wehren gebraucht werden, wenn es darum geht, die Löschwasserversorgung zu gewährleisten. „Das ist momentan eine heiße Geschichte.“Der Kreisbrandrat ist zudem vorbestimmter örtlicher Einsatzleiter im ganzen Landkreis. Als wegen Corona der Krisenstab fast täglich im Landratsamt getagt hatte, war auch Härtlein mit am Tisch gesessen. „80 Prozent meiner Zeit gehen allein für die Verwaltung drauf, dabei würde ich viel lieber draußen bei den Feuerwehren sein.“ Das Feuerwehrgesetz sieht vor, dass der Kreisbrandrat zur Erledigung all dieser Aufgaben Kreisbrandinspektoren und Kreisbrandmeister ernennen kann. „So läuft die Informationskette. Die Kreisbrandmeister stehen seit jeher den Kommandanten als unmittelbare Ansprechpartner zur Verfügung. Wenn auf dieser Ebene Probleme nicht geklärt werden können, wendet man sich an die Inspektoren“, weiß Fritz Weinlein, der seit 1999 als Landkreisführungskraft tätig ist. Die Liste der Aufgaben ist längst nicht komplett. Die viele Zeit, die er für sein Ehrenamt aufwendet, fehlt zum Beispiel der Familie, räumt Härtlein offen ein. Oft genug komme er erst in der Nacht heim. Muss einer verrückt sein, der so etwas auf sich nimmt? Härtlein streitet das nicht ab. „Feuerwehr ist mein Leben.“

Kommandanten haben die Wahl

Jeder Kommandant einer Feuerwehr im Landkreis Kulmbach hat, wenn es alle sechs Jahre um die Wahl des Kreisbrandrats geht, eine Stimme, egal wie groß die Feuerwehr ist. Wahlberechtigt sind am morgigen Mittwoch 115 Kommandanten. Üblicherweise erscheinen die allermeisten von ihnen zu dieser wichtigen Wahl, bei der es darum geht, den Inhaber den höchsten Repräsentanten der Feuerwehren aus dem Landkreis zu wählen, der an der Spitze der rund 3500 aktiven Wehrleute steht.

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