Kreis Kulmbach Köche und Co. verzweifelt gesucht

Trotz höherer Tariflöhne fehlt es der Gastronomie noch immer an Fachkräften. Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Die Situation im Hotel- und Gastronomiegewerbe ist auch im Kreis Kulmbach dramatisch: Aufgrund der Pandemie fehlt es überall an Personal.

 
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Zu Beginn der Hauptreisezeit fehlt in vielen Hotels und Wirtshäusern im Kreis Kulmbach das nötige Personal. „Ohne sie kann die Branche in der wichtigsten Saison des Jahres nicht durchstarten“, sagt Michael Grundl von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die Gewerkschaft verweist auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach zählte das Beherbergungsgewerbe im Landkreis Kulmbach Ende Juni 20 offene Stellen – 25 Prozent mehr als vor einem Jahr und 54 Prozent mehr als Mitte 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie. „Für viele Hoteliers ist es aktuell einfacher, Gäste zu finden als Mitarbeiter. Denn in der Folge von Lockdowns und Kurzarbeit haben etliche Beschäftigte ihre Branche verlassen. Es kommt jetzt darauf an, Fachleute mit guten Konditionen zu locken, um für die steigende Nachfrage gewappnet zu sein“, meint Grundl.

Deutliches Lohn-Plus

Ein entscheidender Punkt sei die Bezahlung. Hier habe sich bereits einiges getan: Mit dem neuen Tarifvertrag, den die Gewerkschaft mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, steigen die Einkommen in Bayern in diesem und nächstem Jahr um insgesamt bis zu 27 Prozent. „Wichtig ist, dass sich die Unternehmen an den Tarifvertrag halten. Beschäftigte, die in einem tarifgebundenen Betrieb arbeiten, haben nicht nur beim Lohn die besseren Karten. Auch in puncto Arbeitsbedingungen sind sie im Vorteil“, betont Grundl. Gleichwohl sei hier „viel Luft nach oben“. Hotelangestellte arbeiteten oft dann, wenn andere frei haben – nachts, am Wochenende oder an Feiertagen. Das gehe zulasten von Familie und Freizeit. „Arbeitszeiten müssen im Sinne der Beschäftigten organisiert werden“, fordert Grundl.

Arbeitszeitgesetz nicht umgehen

Der Gewerkschafter mahnt die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes an: „Auf die vorhandenen Kräfte kommt eine hohe Mehrbelastung zu. Aber die gesetzlichen Vorschriften, die die Mitarbeiter schützen, dürfen nicht unterlaufen werden.“ Für die Beherbergungsbranche im Landkreis Kulmbach rechnet Grundl mit einer hohen Auslastung für die kommenden Monate: „Nach fast zweieinhalb Jahren Corona machen viele Menschen zum ersten Mal wieder richtig Urlaub. Der Tourismus im eigenen Land steht hoch im Kurs – gerade in Bayern. “

Damit die Pläne der Gäste nicht an fehlendem Personal scheiterten, müsse die Branche für die Beschäftigten attraktiver werden, ist Grundl überzeugt. „Zwar ist klar, dass damit gerade für kleinere Betriebe die Personalkosten steigen“, räumt er ein. Aber anders seien keine Menschen mehr für den Job im Gastgewerbe zu gewinnen. Es komme darauf an, dass jetzt auch die Kunden Verständnis zeigten. „Für ein sauberes Hotelzimmer und einen guten Service sollte man bereit sein, etwas mehr auszugeben. Das gilt auch im Restaurant. Ein Schnitzel für neun Euro ist heute nicht mehr machbar“, sagt Grundl.

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