Der Wirtschaftskrimi um Wirecard übertraf in vielen Kapiteln die Fantasie kühner Bestseller-Autoren. Doch es war eben keine Fiktion, es war unglaubliche Realität. Fast zwei Milliarden Euro, in der Bilanz hinterlegt – einfach weg. Die Bilanzen wurden von Top-Kanzleien abgesegnet. Prüfer, Zoll, LKA, Staatsanwälte, die Politik – alle getäuscht. „Kollektives Organversagen“, urteilt die Opposition. Auch die staatliche Finanzaufsicht Bafin merkte viel zu lange nichts. Ein tiefer Kratzer im Image von Finanzminister Olaf Scholz, der Aufsicht über die Bafin ausübt. Kein Wunder, dass Scholz nun umso lauter die Einigung der G7-Staaten über eine Mindeststeuer von 15 Prozent für global tätige Konzerne als persönlichen Erfolg feiert. Ein bisschen früh, denn die G20 wollen erst noch überzeugt werden. Und dass es im Kreise aller Industrie- und Schwellenländer wieder Abweichler geben wird, ist sehr wahrscheinlich. Scholz wird Wirecard auch im Wahlkampf nicht los. Müssen seine beiden verantwortlichen Staatssekretäre doch noch gehen? Fabio de Masi, Obmann im Untersuchungsausschuss, zog eine bittere Bilanz: „Aus jeder Schublade, die wir aufzogen, kam Dreck.“ Die größte deutsche Fintech-Hoffnung – eine Seifenblase, geplatzt mit lautem Knall.