ch, du schönes Landleben. Oder doch nicht? Denn bei der Definition dieser Lebensart gehen die Meinungen ganz offensichtlich schwer auseinander. In Pottenstein – genauer: im Baugebiet Vockenstein – krähte bis vor einigen Monaten noch ein Hahn. Dann konnten einige Nachbarn nicht schlafen und nach Versuchen, das Problem in den Griff zu kriegen, musste der Hahn weg. Nun geht es aber in die nächste Runde, denn, falls es zur Änderung des Bebauungsplans kommt, dann ist der Hahn wieder da. Die Entscheidung in diesem Fall ist schwierig. Versetzt man sich in die Lage beider Parteien, kommt man einfach auf keinen gemeinsamen Nenner. Die einen wollen ihren verdienten Schlaf und nicht täglich um sechs oder gar fünf Uhr morgens geweckt werden. Häkchen dahinter – denn das ist sehr einfach zu verstehen. Die anderen wollen ihren Kindern etwas beibringen, sich selbst versorgen und dadurch allgemein besser ernähren. Zudem gehören die Tiere bereits zur Familie und Familienmitglieder schiebt man eigentlich nicht einfach so weg und sagt auf Nimmerwiedersehen. Ebenfalls Häkchen dahinter – dafür darf gekämpft werden. Doch… was nun? Was man jedenfalls sagen kann, ist: In der Haut der Stadträtinnen und Stadträte möchte man nicht stecken. Egal wie das Gremium votiert, es wird einen Verlierer geben, der des Lebens quasi nicht mehr so ganz froh wird. Schlafmangel ist eine mehr als unangenehme Sache und wird sogar als Foltermethode eingestuft. Familienmitglieder oder respektive lieb gewonnene Tiere zu verlieren kann auch zu einer seelischen Belastung führen. Vor allem, weil es andernorts ganz üblich und erlaubt ist und man sich ja quasi auf dem „Land“ befindet, ist es gleich doppelt schmerzhaft. Eine Lösung muss her. Und zwar eine, die für beide Seiten vertretbar ist. Denn eines sollte jetzt nicht passieren. Dass dadurch ein jahrzehntelanger Nachbarschaftsstreit entsteht, der ein ganzes Wohngebiet in zwei Lager spaltet. Solche Konflikte führen zu kleinen, lange Zeit wirkenden Sticheleien. Das möchte man doch auf dem „Land“ gar nicht? Da hält man doch zusammen? Also: alle mit anpacken und Brainstorming betreiben. Geht aufeinander zu. Besprecht die Lage und sucht gemeinsam nach einem Kompromiss, bevor euch andere die Entscheidung abnehmen. Der Umzug des Hühnerstalls hinter das Haus könnte helfen. Eine noch bessere Isolierung oder gar ein fester Bau aus Stein inklusive schalldämmender Isolierung, sodass Ludwig laut rufen kann, aber ihn am frühen Morgen keiner hört? Das Ganze eventuell gar als Nachbarschaftsprojekt Marke Eigenbau? Vockenstein braucht jetzt gute Ideen, sonst sind der krähende Hahn Ludwig oder der daraus resultierende Schlafmangel bald das kleinste Problem. Dann ist etwas viel Wichtigeres in Gefahr und das ist die Gemeinschaft.