Dass Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einmal Stammländer der CDU waren, ist längst vergessen. Die Erinnerungen an diese Zeiten werden weiter verblassen. Der Wahlsonntag zeigt, der  grüne Übervater Winfried Kretschmann kann weiterregieren und hat seine Partei zur Volkspartei gemacht.  Grün ist zumindest im Schwabenland das neue Schwarz. Seit 30 Jahren regiert die SPD, seit acht Jahren Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz – und es wird so bleiben. Natürlich liegt es an der unglaublich großen Beliebtheit von Kretschmann und Dreyer. Beide sind „nah bei die Leut’“, wie es umgangssprachlich gerne heißt. Aber, und so fair muss man sein, es hatte auch viel mit der blamablen Schwäche der Gegenkandidaten zu tun.

Die Union bildet eine besonders negative Ausnahme. Sie steht mies da, im Bund wie in den  Ländern. Viele kannten den CDU-Mann Christian Baldauf in Rheinland-Pfalz kaum. Die CDU-Frau in Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann, unterschätzte die schlechten Noten, die sie als Kultusministerin für ihre Schulpolitik beim Corona-Management erhielt.  Hinzu kommt die generelle Unzufriedenheit mit der Pandemie-Politik der Kanzlerin. Mal davon abgesehen, dass die Maskenaffären der vergangenen Tage aufgrund des riesigen Anteils an Briefwählern sich nur begrenzt bemerkbar macht, benötigte es diese erneuten Tiefschläge für die CDU gar nicht, um sich beim Wähler zu disqualifizieren. Wenn das also kein Denkzettel, wenn das nicht  die tiefste Krise der Union seit der Affäre um illegale Parteispenden ist!

Am Ende dieser Landtagswahlen könnten nach den bisherigen Zahlen zwei Ampelbündnisse stehen. Diese Signale deuten an,  was im September nach der Bundestagswahl passieren könnte. Denn auch im Bund fallen und fallen die Umfragewerte für die CDU. Bislang passiert nichts, um das aufzuhalten. Vielmehr wächst die Mängelliste: Seit der Wahl zum Parteichef ist Armin Laschet quasi nicht mehr präsent, Angela Merkel als Zugpferd fällt aus, der Frust über die Kabinettsmitglieder Jens Spahn und Peter Altmaier (beide CDU) ist immens und die Partei bleibt eine Strategie für die Zukunft schuldig. Die Union pulverisiert sich selbst.

Will die CDU Oberwasser bekommen, muss eine rasche Stabilisierung her. Das könnte durch die lang ersehnte Nominierung eines  Kanzlerkandidaten passieren, sofern überhaupt noch jemand will. Doch: Geschieht all dies nicht,  sehen wir die Union in der Opposition wieder.