Wie es gehen kann, von einem hohen Schuldenstand herunterzukommen und trotzdem einiges anzupacken, das hat der Landkreis Kulmbach einmal mehr mit seinem jetzt verabschiedeten Haushalt für 2023 bewiesen. Zu Recht haben, was die finanzielle Lage angeht, alle Fraktionen die Meisterleistung von Kreiskämmerer Rainer Dippold gelobt. Der Landkreis habe den richtigen Weg eingeschlagen hat, als er sich vor Jahren für die Konsolidierung seines Haushalts entschlossen hat. Von mehr als 20 Millionen Euro Schulden im Jahr 2012 auf nun weniger als sechs Millionen: Das ist eine Leistung. Doch das hat, wie Simon Moritz von der SPD zu Recht anmerkte, seinen Preis. An freiwilligen Leistungen ist bei all der Sparsamkeit kaum mehr etwas übrig geblieben. Dabei gäbe es so viel, das Förderung verdient und nötig hätte. Das gilt auch für den Bereich Soziales, und da vor allem für die Jugendhilfe. Keine Frage: Das ist inzwischen ein Riesenbrocken, der jedes Jahr immer noch größer wird. Das muss einen Kämmerer graue Haare wachsen lassen. Doch gerade in diesem Bereich darf man das Geld nicht an die erste Stelle setzen. Was man bei den Kindern und Jugendlichen einspart, wird man später auf anderem Weg zu bezahlen haben. Simon Moritz liegt richtig, wenn er sich wundert, wie es sein kann, dass auf der einen Seite praktisch alle Experten von steigenden Bedarfen in der Jugendhilfe ausgehen und gleichzeitig der Kreis Kulmbach ausgerechnet da Leistungen einspart: Deutlich weniger Fälle in der ambulanten Jugendhilfe, Plätze in Tagesstätten nicht belegt. Nicht nur den Kindern, die Hilfe bräuchten, fehlt da etwas. Es bringt auch die Träger der Einrichtungen in Not. Der Ruf von Moritz, die mehr als 20 Jahre alte Jugendhilfeplanung dringend zu überarbeiten und damit den teils dramatisch geänderten Tatsachen gerecht zu werden, sollte gehört und aufgegriffen werden. Ausgerechnet an der Jugend, unserer Zukunft, darf man nicht sparen.