Knast für die Babymilch-Bande

Von Manfred Scherer
Ein zehn Wochen alter Säugling trinkt aus der Flasche, aufgenommen am 17.09.2009 in Straubing (Niederbayern). Auf Pulver, mit dem Babymilch angerührt wird, hatte es eine Bande von Ladendieben vorwiegend abgesehen, die nun in Bayreuth verurteilt wurde. Archivfoto: Armin Weigel dpa/lby Foto: red

Sie erschienen in Supermärkten und Tankstellen. Sie arbeiteten schnell und füllten sich die Taschen. Die Videokameras waren ihnen egal. In Bayreuth war ihr Beutezug zu Ende. Und in Bayreuth wurden sie verurteilt: Das Schöffengericht verhängte gegen ein dreiköpfige Bande von Ladendieben Haftstrafen.

 
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Zwei Männer bekamen drei Jahre, einer zwei Jahre und zehn Monate aufgebrummt. Die drei Georgier im Alter von zweimal 26 und einmal 32 Jahren legten bei ihrem Prozess Geständnisse ab. Ihre Verteidiger Gert Lowack, Hilmar Lampert und Stephan Schulheiß hatten mit der Staatsanwaltschaft eine – rechtlich zulässige – "Verständigung“ getroffen: Bei Geständnissen werde die Anklage höchstens dreieinhalb Jahre beantragen.

Klauen als Lebensunterhalt

Der rechtliche Hintergrund: Die Taten der drei Männer wurden als schwerer Bandendiebstahl eingestuft. Hierfür kann es hohe Haftstrafen geben. Im vorliegenden Fall bildete das Trio, das es vorwiegend auf Babymilch, aber auch Genussmittel für Erwachsene wie Wodka, Whisky, Zigaretten oder Schokolade abgesehen hatte, eine organisierte Bande: Sie kamen in die Läden, einer stand Schmiere, einer hielt die Taschen auf, der dritte raffte schnell die Beute zusammen. Dann sprangen sie in ihr Auto und zogen weiter.

Die rechtliche Bewertung „schwer“ kommt so: Das Trio bestritt mit dem Erlös aus der Beute seinen Lebensunterhalt.

In Bayreuth war Schluss mit der Diebestour

Im September 2016 begannen die drei in Leipzig ihre Tour, im Januar 2017 tauchten sie in Hof auf, machten danach einen Abstecher nach Chemnitz und Dresden, ehe sie am 19. Januar den Fehler begingen, den Raum Bayreuth aufzusuchen: Im Rewe-Supermarkt in Donndorf erbeuteten sie Babymilch.

Danach fuhren die drei hinab nach Bayreuth, wo sie dieselbe Diebstahlstour durch drei Rewe-Niederlassungen machten. Dann war Schluss: Die Polizei nahm sie fest. Der Kofferraum des Autos, das das Trio fuhr, war voll.

Einiges aus der Beute konnte zurückgegeben werden. Nach der Festnahme trafen bei der Bayreuther Kripo einige Videos aus Überwachungskameras aus sächsischen Supermärkten ein, die die drei Georgier bei ihren Taten im Herbst 2016 gefilmt hatten

Motiv: Geldmangel

In ihren Geständnissen erklärten die Männer ihr Motiv: Geldmangel. Sie waren aus dem armen Georgien nach Deutschland gekommen, angeblich um zu arbeiten.

Sowohl die Verteidiger als auch die Staatsanwältin und zuletzt auch das Gericht unter Vorsitz von Torsten Meyer stuften die Taten als minder schwere Fälle ein - so war es möglich den abgesprochenen Strafrahmen einzuhalten.

Zum Vergleich: Richtig „schwere“ Bandendiebstähle, wo etwa gewaltsam eingebrochen wird, Menschen bedroht oder hohe Schäden verursacht werden, können mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.

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