Klinikum Fichtelgebirge Chirurgie und D-Arzt kommen zurück

Die Grundversorgung im Landkreis sichern und gleichzeitig die beiden Häuser spezialisieren und stärken – diese Zielsetzung hat der Aufsichtsrat des Klinikums Fichtelgebirge formuliert. Foto: /Florian Miedl/Andreas Godawa

Ab dem 1. Oktober wird das Haus Selb des Klinikums Fichtelgebirge wieder komplett ausgestattet sein. Der Aufsichtsrat spricht Geschäftsführer Alexander Meyer sein Vertrauen aus.

 
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Wunsiedel/Selb/Marktredwitz - Gemeinsam und gestärkt soll das Klinikum Fichtelgebirge aus den zurückliegenden problematischen Wochen hervorgehen und sich zudem neu ausrichten. Das ist die Botschaft, die Landrat Peter Berek und die Oberbürgermeister Oliver Weigel aus Marktredwitz sowie Ulrich Pötzsch aus Selb am Montag nach einer Sitzung des Aufsichtsrates des Klinikums Fichtelgebirge verkündeten. Im Detail bedeutet das die Rückkehr der Chirurgie und die Einsetzung eines für Arbeitsunfälle zuständigen Durchgangsarztes (D-Arzt) in Selb, der Aufbau einer Kardiologie in Marktredwitz, permanent besetzte Notfallaufnahmen in beiden Häusern sowie der Aufbau einer Akutgeriatrie in Selb. Zudem hat der Aufsichtsrat beschlossen, den bislang kommissarisch tätigen Alexander Meyer zum Geschäftsführer zu berufen.

Bei dem Pressegespräch im Landratsamt demonstrierten Berek, als Vorsitzender des Aufsichtsrates, und seine beiden Stellvertreter Weigel und Pötzsch Geschlossenheit. Grundsätzlich gehe es darum, das Vertrauen der Menschen in das Klinikum zu stärken und zu vermitteln, dass das Krankenhaus im ganzen Landkreis gut aufgestellt ist und sich noch verbessern wird. „Die Menschen sollen das Klinikum als ihres erkennen“, sagte Berek. Und man habe sehr wohl die Wünsche und die Botschaft der Menschen gehört.

Offiziell Geschäftsführer

Die Neuausrichtung und Weiterentwicklung des Klinikums ist auch mit einer Personalie verbunden. Wie Landrat Peter Berek zu Beginn bekannt gab, spricht der Aufsichtsrat dem bisher kommissarischen Geschäftsführer Alexander Meyer das Vertrauen aus. Nachdem dessen Vorgänger Martin Schmid im November den Posten des Geschäftsführers geräumt hatte, übernahm sein Stellvertreter Alexander Meyer zunächst befristet die Aufgabe. Nun ist er offiziell Geschäftsführer des Klinikums Fichtelgebirge.

Berek dankte Meyer für die „hervorragende Arbeit“ und die vielen Arbeitsstunden, Gespräche und Mühen in den vergangenen Wochen.

Außerdem habe der Aufsichtsrat die weitere Entwicklung des Klinikums mit seinen beiden Standorten auf den Weg gebracht, sagte Berek. Konkret gehört dazu die Rückführung der Chirurgie ins Haus Selb, das während der Pandemie als Corona-Krankenhaus extrem wichtig gewesen sei. Geschehen soll dies zum 1. Oktober.

Mehr Kooperationen

Wie Alexander Meyer sagte, bleibe es aber nicht bei der Rückführung der Abteilung unter Chefarzt Jan-Felix Buchmann. Vielmehr wolle man diese Abteilung weiter stärken – und zwar mit Kooperationen mit anderen Kliniken und niedergelassenen Ärzten. Es gelte genügend Fallzahlen zu generieren, um damit die Auslastung sicherzustellen und die Versorgungsstufe zu erhalten.

Sichergestellt sei auch eine Notaufnahme in beiden Häusern, die 24 Stunden an sieben Tagen geöffnet hat. Und auch ein Durchgangsarzt in Selb – wichtig vor allem für die Unternehmen – sei bereits auf den Weg gebracht. Ziel sei auch hier der Termin 1. Oktober.

Akutgeriatrie

Nach Aussage von Landrat Berek soll in Selb zudem eine Akutgeriatrie mit Physio- und Ergotherapie eingerichtet werden. Die soll laut Meyer ebenfalls zum 1. Oktober auf der Station 7 in Selb nach Abschluss kleinerer baulicher Änderungen an den Start gehen. Zudem habe man einen Dermatologen gefunden, der ab 1. Juli über das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) zwei Tage pro Woche in Marktredwitz und einen Tag pro Woche in Selb tätig sein wird. Zudem wolle man die Ausbildung sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich stärken, um zum einen die Qualität zu verbessern und zum anderen neue Möglichkeiten zu erschließen.

In Marktredwitz setze man weiterhin auf die Einrichtung einer Kardiologie. Zurzeit führe man gute Gespräche und er gehe davon aus, dass diese Abteilung bald an den Start gehen kann.

Intensive Zusammenarbeit

Überzeugt vom gemeinsamen Weg – nämlich der flächendeckenden Grundversorgung bei gleichzeitiger Spezialisierung – zeigten sich auch die beiden Oberbürgermeister. Laut Oliver Weigel habe man in den vergangenen Wochen intensiv diskutiert, um beide Häuser voranzubringen, so etwa auch bei der Aus- und Weiterbildung. Grundsätzlich müssten alle Bausteine zusammenwirken. Weigel betonte die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten, um das Klinikum in eine sichere und gute Zukunft zu führen.

Ulrich Pötzsch konstatierte, eine so intensive Zusammenarbeit von Geschäftsführung und Aufsichtsrat habe es noch nie gegeben. Mit großem gegenseitigen Vertrauen habe man die dringenden Themen bearbeitet. Die jetzt gefundenen Lösungen werden nach seiner Meinung sowohl bei der Bevölkerung als auch bei der Belegschaft zu mehr Vertrauen führen. „Wir wollen auf das Bestehende aufbauen und uns gleichzeitig für die Zukunft ausrichten.“ Landrat Berek dankte Pötzsch ausdrücklich für seinen Einsatz.

Zwei Standorte

Der Landrat wiederum ließ keinen Zweifel an den beiden Standorten des einen Klinikums. Mit zusätzlichen Kooperationen mit anderen Kliniken und Ärzten werde man für eine weitere Stärkung sorgen. Ins Detail wollte er dabei aber nicht gehen, nur so viel: Die Gespräche liefen gut und es gebe Interesse von außen.

Allerdings – und da waren sich Landrat und Oberbürgermeister einig – müssen die Patienten das Krankenhaus auch aufsuchen, um das Angebot finanzieren zu können. Auf die bisherigen Defizite angesprochen, sagte Berek, dass es zwar auch um Wirtschaftlichkeit gehe, „aber vor allem geht es um Gesundheit“.

Auf der Suche
Um das Angebot für die Zukunft auszurichten, sucht das Klinikum weitere Ärzte, genauer gesagt vier Assistenz- und zwei Oberärzte. Die Bettenzahl wird auch bei der Neuausrichtung unter dem Strich bei 263 in Marktredwitz und 115 in Selb liegen. Sollte sich die Corona-Lage wieder verschärfen, sollen laut Aufsichtsratsvorsitzendem Peter Berek Infizierte in beiden Häusern behandelt werden. Ein reines Corona-Krankenhaus werde es nicht mehr geben.

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