Klimawandel Wie viele und welche Insekten leben hier?

Von Ralf Münch
Rebekka Riebl und Swantje Gebhardt bei der Malaise-Falle. Anhand der gefundenen Insekten und der ausgewerteten Daten versucht man zu beeinflussen, wie man in der Zukunft die Landschaft pflegt. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Landklif – ein neues Projekt, das hier in einem Verbundprojekt stattfindet. Es geht um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt in naturnahen, agrarischen und urbanen Landschaften sowie Strategien zum Management des Klimawandels. Es ist ein Projekt in Bayern, in dem die Artenvielfalt von Pflanzen, Insekten und Wildtieren sowie deren Beitrag zum Erhalt des Ökosystems durch etwa Bestäubung oder Zersetzung von Biomasse in unterschiedlichen Lebensräumen untersucht wird.

 
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Zwischen Willenberg und Willenreuth gibt es ein Waldstück. Verdorrte Bäume stehen dort. Und ein Schild. Auf dem steht: Ein Verbundprojekt im Rahmen des Bayerischen Netzwerks für Klimaforschung. Die Universitäten Würzburg, München, Augsburg, die Hochschule Weihenstephan und die Uni Bayreuth arbeiten Hand in Hand. Das kleine Waldstück ist ein Gebiet, welches genau ausgewählt wurde. Hier wird geforscht.

Verschiedene Insekten, verschiedener Kot

Rebekka Riebl und Swantje Gebhardt von der Uni Bayreuth laufen durch den Wald zu dem drei mal 30 Meter großen Gebiet. Das ist zwar nicht groß, soll aber Blick auf die Zukunft bringen. Auch das Gebiet in einem Radius von einem Kilometer um diese Versuchsfläche wird hinsichtlich seiner Vegetation und seines Wildtiervorkommens untersucht. Seit April macht man hier Forschungen. Auf dem Gelände sind verschiedene Untersuchungsflächen aufgebaut. Etwa eine Malaise-Falle. Das kann man sich vorstellen wie ein Zelt. In diesem Zelt krabbeln die Insekten hoch, fallen schließlich in einen Behälter mit Ethanol. Überleben tun das die Insekten nicht. „Deswegen löschen wir keine Population aus“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für ökologische Dienstleistungen, Rebekka Riebl. Es sind auch Insektenhotels aufgebaut. Man will wissen, welche Insekten sich hier ansiedeln. Es sind auch Kote verteilt. Vom Wildschwein, Luchs, Reh und Wiesent. Verschiedene Insekten bevorzugen eben verschiedenen Kot. Der liegt auf einem Plastikgitter, unter dem befinden sich Auffangbehälter. Die Insekten tun sich daran gütlich, wie Riebl sagt, und fallen dabei in die Bodenfallen – Insekten seien laut Riebl halt nicht unbedingt die „Hellsten“.

Untersuchungen in Stadt und Land

Das Gebiet bei Willenreuth ist nicht das einzige, welches Riebl betreut. Bei Pottenstein gibt es noch zwei andere. In Prüllsbirkig auf einer Wiese und in Haselbrunn neben einem Rapsfeld. Und außerdem ist Riebl in Oberfranken und der Oberpfalz für 36 Flächen von 180 Standorten in ganz Bayern zuständig. Auch in Bayreuth und Bindlach. Denn die Insektenpopulation soll nicht nur im ländlichen Raum untersucht werden, sondern auch im städtischen. Riebl: „Wir haben auch Flächen in Bayreuth beim Röhrensee oder in Bindlach beim Pfarrgarten.“ Die Forschung der Insektenpopulation soll sich nicht nur auf den ländlichen Raum beschränken, sondern auch auf den städtischen. Und tatsächlich gebe es dort für Insekten eine größere Nahrungsquelle als auf dem Land.

Mit Daten Landschaftspflege beeinflussen

Bringt es denn überhaupt etwas, eine Forschungsstudie bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Insekten zu machen? „Selbstverständlich. Wir können die Zeit natürlich nicht anhalten und haben auch keine Kristallkugel. Aber woran wir hier forschen, ist eine Aufnahme der Insektenbestände über den Zeitraum von einem Jahr. Und zwar auf repräsentativen Flächen in Agrar-, Wald- und städtischen Landschaften in ganz Bayern“, sagt Riebl. Und was, wenn schließlich die Daten gesammelt und ausgewertet wurden? Wie sollte man anhand der Erkenntnisse über Insekten das Klima beeinflussen können und ist nicht sowieso schon alles zu spät? Riebl: „Natürlich wäre es besser gewesen, wenn man sich viel früher mit diesem Thema beschäftigt hätte. Ich unterhalte mich auch oft mit Landwirten. Und niemand sagt, dass es gut so ist, wie es ist. Und wir können auch keinen Kühlschrank um Bayern bauen. Aber dennoch kann man anhand der Daten, die wir sammeln, schließlich versuchen zu beeinflussen, wie man die Landschaft pflegt.“ Eben so, dass es auch mitten im Klimawandel noch genügend Lebensraum für die Insekten gibt.

Weitere Infos unter www.bayklif.de/verbundprojekte/landklif.de.

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