Kleines Plus bei der Kulmbacher Bank

Von Gerd Emich
Hauptstelle der Kulmbacher Bank am Holzmarkt. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Kurz vor dem Zusammenschluss mit der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt legt die Kulmbacher Bank ihre letzte eigene Bilanz vor. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen weist sie ein kleines Wachstum aus.

 
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In einer Zeit des Umbruchs legte die Kulmbacher Bank am Montag ihren Geschäftsbericht für das vergangene Jahr vor. Die beiden Vorstände Dieter Bordihn und Stephan Ringwald sprachen dabei von einer soliden Entwicklung: Für die Genossenschaft konnten wieder neue Mitglieder gewonnen werden und auch die wichtigsten Eckdaten wie beispielsweise Bilanzsumme und Kundeneinlagen sind leicht im Plus.

Große Herausforderungen

Das Kreditinstitut stellte auch den weiteren Zeitplan für die Verschmelzung der Kulmbacher Bank mit der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt vor. Die Aufsichtsräte beider Unternehmen haben bereits im Dezember ihre entsprechenden Beschlüsse gefasst. Nachdem die Vertreter im Januar und Februar bei mehreren Veranstaltungen erste Informationen erhielten, sollen diese bei ihren Versammlungen im Mai (10. Mai in Kronach, 15. Mai in Kulmbach) abschließend entscheiden. Für die Fusion zur „VR-Bank Oberfranken Mitte“ wird jeweils eine 75-prozentige Zustimmung benötigt.

„Gemeinsam können wir die großen Herausforderungen besser bewältigen“, betonte Vorstand Bordihn. Es sei wichtig gewesen, die Gespräche mit dem Nachbarinstitut aus einer Position der Stärke heraus anzugehen. Noch sei die Ertragslage zufriedenstellend, in den nächsten Jahren werde aber zum Beispiel der Zinsüberschuss als wichtige Einnahmequelle zurückgehen. Bordihn: „Für die Kulmbacher Bank alleine sind wir an den Grenzen angelangt, wenn es um Kostendämpfung geht. Die Fusion bringt da Vorteile.“

Über dem Bayernschnitt

Beim Zinsüberschuss lag die Bank mit 2,25 Prozent im vergangenen Jahr wieder deutlich über dem bayerischen Durchschnitt (2,07 Prozent). Gleiches gilt für den an der Bilanzsumme gemessenen Betriebsertrag (1,0 Prozent gegenüber 0,96 Prozent im genossenschaftlichen Bankensektor des Freistaates). Der Vertreterversammlung wird daher vorgeschlagen, eine Dividende von 3,0 Prozent zu zahlen, im Jahr 2015 lag sie bei 3,25 Prozent.

Nach der Fusion wird die neue „VR-Bank Oberfranken Mitte“ das drittgrößte genossenschaftliche Kreditinstitut im Bezirk sein. Die Bilanzsumme wird dann deutlich über einer Milliarde Euro liegen. Alleine erzielte die Kulmbacher Bank mit knapp 724 Millionen Euro im Jahr 2016 immerhin ein Plus von zwei Prozent.

Trend zu Kurzfristeinlagen

Noch stärker (plus 3,4 Prozent) sind die Kundengelder angewachsen, allerdings mit einem klaren Trend zu kurzfristigen Anlagen. Vorstand Stephan Ringwald: „Vor fünf Jahren lag der Anteil der schnell verfügbaren Sichteinlagen noch bei rund 35 Prozent, jetzt sind es bei uns bereits 60 Prozent.“

Mir Kreditwünschen haben sich die Privat- und Geschäftskunden der Kulmbacher Bank im vergangenen Jahr etwas zurückgehalten. Zur Verfügung gestellt wurden den Haushalten und Betrieben fast 372 Millionen Euro, in Anspruch genommen aber nur rund 280 Millionen (minus 2,5 Millionen Euro). Für Investitionen sei verstärkt vorhandenes Kapital genutzt worden, zum Teil auch für Sondertilgungen von früheren Verbindlichkeiten.

Kritik an der Zentralbank

Die internationale Finanzpolitik bekam von den Kulmbacher Bankern am Montag erneut ausschließlich schlechte Noten. Vorstand Stephan Ringwald sprach von einer „Ertrags- und Regulierungsfalle“, in die vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) die Institute treibe. Die EZB habe den Zinsrückgang ausgelöst und kaufe weiterhin jeden Monat für 60 Milliarden Euro Anleihen. „Für die Unternehmen und anderen Staaten in Europa stellt sich damit doch gar nicht die Frage, etwas gegen ihre missliche Situation zu unternehmen“, kritisierte Ringwald. „Die Schulden werden ihnen ja von der EZB abgenommen.“

Trotz dieser belastenden Rahmenbedingungen sieht sich das Kulmbacher Institut mit seiner kundenorientierten Geschäftsausrichtung gut aufgestellt. Bei zwei unabhängigen Vergleichstesten habe die Bank mit der Note 1,3 wieder einen Spitzenwert erreicht. „Unsere große Stärke ist die Präsenz vor Ort und die persönliche Ansprache durch die Mitarbeiter, in deren Weiterbildung wir viel investieren“, erläuterte Dieter Bordihn.

Kundenrückgang

Die Zahl der Kunden, die Geschäftsstellen aufsucht, gehe allerdings weiter zurück. Ob die neue große VR-Bank Oberfranken Mitte ihre knapp dreißig Filialen auf Dauer halten wird, ist allerdings offen. Vorstand Stephan Ringwald: „Letztlich ist das eine Sache der Kundenwünsche. Wenn die entsprechenden Signale gesetzt werden, kann es auch zur Schließung von Standorten kommen.“

 

Die Kulmbacher Bank im Jahr 2016 (in Klammern Veränderungen gegenüber dem Vorjahr)

 

  • Bilanzsumme: 723,8 Millionen Euro (plus 2 Prozent)
  • Kundeneinlagen: 574,3 Millionen Euro (plus 3,4 Prozent)
  • betreute Kundengelder und -kredite: 1,24 Milliarden Euro (plus 2,4 Prozent)
  • Darlehen und Kredite: 277,4 Millionen Euro (minus 0,4 Prozent)
  • Genossenschaftsmitglieder: 18.951 (plus 164)
  • Geschäftsstellen: 18
  • Mitarbeiter: 158 (plus 3), darunter 12 Auszubildende
  • geplante Dividende: 3,0 Prozent