Zwischen 1517 und 1648 spaltete sich die lateinische Christenheit in verschiedene Konfessionen – katholisch, lutherisch, reformiert, anglikanisch. In Deutschland war es Luther, der die Reformation vorantrieb, in der Schweiz waren es Ulrich Zwingli (1484-1531) und Johannes Calvin (1509-1564).
Reformation – ein neues Glaubensbekenntnis
Es war Luthers tiefste Überzeugung, dass der Mensch angesichts seiner Sündhaftigkeit nur „sola fide“ (das heißt: allein durch den Glauben an Christi Heilswerk), „sola gratia“ (das bedeutet: allein durch Gottes Gnade) und „sola scriptura“ (was meint: auf der Grundlage der alleinigen Autorität der Bibel) gerettet werden kann.
Ein Christ kann sich sein Seelenheil nicht durch Werke der Barmherzigkeit, Demut, Nächstenliebe oder den Empfang der Sakramente verdienen und schon gar nicht durch Geld und Ablass erkaufen. Die Rückbesinnung auf die Quellen des Glaubens führte Luther zur Heiligen Schrift, die er ins Deutsche übersetzte – 1522 das Neue Testament und 1534 die gesamte Bibel.
Reformation – Luther aus katholischer Sicht
Heute sieht die römisch-katholische Kirche – mit mehr als 1,2 Milliarden Mitgliedern die größte christliche Glaubensgemeinschaft – den einst von ihr gebannten Reformator mit ganz anderen Augen. Papst Franziskus fordert gar, „eine aufmerksame und ehrliche Neubewertung der Absichten der Reformation und der Person Martin Luthers“.
Der Jesuitenorden, dem Jorge Mario Bergoglio angehört, hat sich in diese ökumenische Arbeit besonders hineingekniet. Dabei war es ausgerechnet die im Jahr 1534 vom Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556) gegründete „Societas Jesu“ (SJ) – die Gesellschaft Jesu –, die ab dem späten 16. Jahrhundert zur Sperrspitze der katholischen Gegenreformation wurde.
Der Jesuit Giancarlo Pani, Theologieprofessor an der Università di Roma, lobt die „Aufrichtigkeit“ und „Rechtschaffenheit“ Luthers. Dieser habe in seinen 95 Thesen gegen den Ablasshandel berechtigte Fragen an die Kirche gestellt, eine Reflexion über den Glauben von Rom erbeten und nie eine Antwort bekommen. „Mir erscheint es schwerwiegend, dass die Kirche nicht mit ihm gesprochen und ihm ihre Position erläutert hat“, betont Pani.
Reformation – Bekenntnisse und Konfessionen
Wer Katholik ist, gehört zur römisch- katholischen Kirche. Als Protestant hat man es da schon schwerer. Die Zahl der evangelischen Konfessionen – also Glaubensgemeinschaften, im Englischen verwendet man den Begriff Denomination – ist nur für Eingeweihte überschaubar.
In dem 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf sind 348 Mitgliedskirchen vertreten, die insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Christen vereinen: orthodoxe Kirchen, anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen sowie viele unabhängige Kirchen. Doch es gibt sehr viel mehr Kirchen, die aus der Reformation Martin Luthers hervorgegangen sind.
Aufschluss über ihre Zahl gibt der „Status of Global Mission“, eine Statistik, die jedes Jahr vom „International Bulletin of Missionary Research“ veröffentlicht wird. Diese Zeitschrift wird von der christlich-missionarischen Organisation „Overseas Ministeries Study Center“ (OMSC) in New Haven (US-Bundesstaat Connecticut) herausgegeben.Text
Info: Wo sind Reformationstag und Allerheiligen Feiertage?
FeiertageDer 31. Oktober und der 1. November sind in weiten Teilen Deutschlands eigentlich christliche Feiertage, doch viele denken dabei nur noch an Halloween. Nur Hessen und Berlin haben Ende Oktober/Anfang November keinen Feiertag im Kalender.
Reformationstag
Der Reformationstag am 31. Oktober ist seit der Wiedervereinigung gesetzlicher Feiertag in den deutschen Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen - und seit 2018 auch in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein.
AllerheiligenDer 1. November als Allerheiligen ist dagegen in den katholisch geprägten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland ein Feiertag - außerdem auch in vielen anderen Ländern wie Österreich, Belgien, Frankreich, Italien, Polen, Portugal und Spanien.