Kassenärztliche Vereinigung stellt ihre Pläne für den Bereitschaftsdienst vor Ende im Streit um die Bereitschaftspraxis

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Foto: Patrick Pleul, Archiv dpa Foto: red

In die festgefahrene Situation um die künftige Gestaltung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes kommt offenbar Bewegung. Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die Regionen Kulmbach, Bayreuth und Pegnitz zu einem Gebiet zusammenzuschließen, haben in Kulmbach einigen Ärger ausgelöst.

 
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Jetzt haben sich Mediziner aus den Regionen auf Einladung von MdB Emmi Zeulner mit den Spitzenvertretern der KV Bayern getroffen. Wie es aussieht, könnte der neu geregelte ärztliche Bereitschaftsdienst doch Anklang finden und eine Bereitschaftspraxis am Klinikum Kulmbach rückt in greifbare Nähe. „Das war ein sehr gutes Gespräch“, kommentiert Emmi Zeulner das Treffen. Bei der Vorstellung des angedachten Systems durch KV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Krombholz und seinen Stellvertreter Dr. Pedro Schmelz sei klar geworden, dass diese Pilotlösung auch viele Vorteile berge. Einiges an Vorarbeiten und Feintuning sei noch nötig, sagte Zeulner gestern auf Nachfrage. Aber es gehe voran. „Wir hoffen, schon Mitte nächsten Jahres im Interesse der Patienten und der Ärzte eine gute Lösung zu finden.“

Zeulner stellte Beispiele vor

Schon im Januar sollen laut Zeulner alle Ärzte zur Information eingeladen und Planbeispiele vorgestellt werden. Was Zeulner besonders freut: „Auch in Bezug auf die Bereitschaftspraxis sind wir einen Schritt weiter.“ Um die hatte es in der Vergangenheit mehrfach Streit gegeben, weil Mediziner mit eigener Praxis nicht noch eine weitere Praxis anteilig finanzieren wollten.

Dieser Knackpunkt ist nach Worten von Dr. Markus Ipta aus Kasendorf jetzt vom Tisch. Die Spitzenvertreter der KV haben laut Ipta bei dem Treffen zugesagt, dass die KV die Kosten für diese Praxis tragen werde. Genauer gesagt geht es um drei zentrale Praxen, an die sich außerhalb der normalen Sprechzeiten Patienten aus den Regionen Kulmbach, Bayreuth und Pegnitz wenden können.

Eine von zehn Pilotregionen

Möglich werde diese Finanzierung durch die KV dadurch, dass der Raum Kulmbach-Bayreuth-Pegnitz als eine von zehn Pilotregionen in Bayern ausgewiesen werden soll. Die Kulmbacher Praxis kommt nach den Worten Iptas vielleicht schon im kommenden Jahr und sie werde am Klinikum Kulmbach ganz zentral angesiedelt. „Am Klinikum gibt es sogar schon Ideen, in welchen Räumen die Praxis arbeiten könnte.“ Und auch für den Fahrdienst, den zahlreiche Mediziner aufgrund der langen Strecken in dem neuen Gebiet heftig kritisierten, hatten Krombholz und Schmelz gute Nachrichten im Gepäck, berichtet der Kasendorfer Hausarzt. Die Landärzte könnten künftig Bereitschaftsdienste absolvieren, müssten aber nicht.

Freie Dienste würden dann laut einer Zusage durch die KV durch sogenannte Poolärzte besetzt. 500 solcher Mediziner stünden dafür bayernweit zur Verfügung. Davon profitieren laut Ipta die niedergelassenen Ärzte ebenso wie das Kulmbacher Klinikum.

Junge Mediziner zögerten

Wegen der Bereitschaftsdienste zögerten junge Mediziner, sich niederzulassen, sagt der Kasendorfer Arzt. Wenn diese Dienste nun keine Verpflichtung mehr darstellen, könnte das vielleicht wieder mehr Mediziner dazu bewegen, Arzt auf dem Land zu werden. Auch das Kulmbacher Klinikum, das 80 ärztliche Bereitschaftsdienste abzudecken habe und dadurch immer wieder in Kollision mit dem Arbeitszeitgesetz gerät, werde dadurch ganz erheblich entlastet.

Und nicht zuletzt sieht Ipta auch eine Entlastung, wenn die Bereitschaftspraxis endlich kommt. Dann werden seiner Ansicht nach viele Patienten, die jetzt den Arzt nach Hause bestellen, in die Praxis fahren, weil sie einen festen, gut zu erreichenden Anlaufpunkt haben.

Angermann positiv gestimmt

Brigitte Angermann, Geschäftsführerin des Klinikums Kulmbach bewertet die vom KV-Vorstand vorgestellte Planung ebenfalls positiv. „Wir wollen die Bereitschaftspraxis bereits seit drei Jahren“, sagt sie. „Aber die Bedingungen dafür müssen stimmen.“ Wenn alles so kommt, wie die beiden V-Chefs jetzt zugesichert haben, sieht Ipta beste Chancen, dass die Kulmbacher Ärzte, die bislang überwiegend skeptisch waren, ihre Meinung ändern. Was Krombholz und sein Stellvertreter in Kulmbach präsentiert haben, sei seine „Win-Situation“ für alle, ist Markus Ipta überzeugt. „Jetzt müssen wir neu abstimmen. Aber das wird kommen. Der Fahrdienst ebenso wie die Bereitschaftspraxis . Und das vielleicht schon im nächsten Jahr.“

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