Kampagne gegen Sexismus an der Uni

Eschenbacher
Das Studierendenparlament hängte Plakate mit sexistischen Sprüchen auf. Ein Unbekannter startete eine Gegenaktion (Mitte) plus QR-Code. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Ein Klaps auf den Po. Ein Spruch "Du hast wohl deine Tage!". Ein Blondinnen-Witz. Ist das schon sexistisch? Das Studierendenparlament (Stupa) und die Stabsstelle Chancengleichheit der Universität Bayreuth haben eine Kampagne gegen Sexismus gestartet.

 
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"Sexismus? Gibt es bei uns nicht!" lautet das Motto der aktuellen Kampagne, die vom Verein Avalon unterstützt wird. Eine Diskussionsrunde am Donnerstag und Workshops an den beiden Folgetagen sollen Studenten für das Thema sensibilisieren. Dabei geht es neben Sexismus auch um sexualisierte Gewalt.

Sexismus ein alltägliches Phänomen

Nicht erst die #MeToo-Debatte habe zu der Kampagne geführt, sagt Lena Bitz vom Stupa. "Auf Sexismus stößt man überall." Das bedeutet, auch am Campus ist Sexismus ein alltägliches Phänomen. Bei der spontanen Abstimmung zu Beginn der Podiumsdiskussion zeigte sich: Keiner der Männer und Frauen im Hörsaal nahm an, die Hochschule sei ein sexismusfreier Raum. Moderatorin Melanie Jaster zitierte eine Studie, wonach Männer als kompetenter wahrgenommen werden als Frauen. Der Anteil der Professorinnen an den deutschen Universitäten liege bei nur 22 Prozent.

Recht akademisch erfolgte also zunächst die Annäherung an den Diskussionsgegenstand. Die Frage "Was ist Sexismus?" sollte als Erstes geklärt werden. Die gängige Definition: "Sexismus ist Diskriminierung aufgrund des Geschlechts." Meike Lauggas, Trainerin und Lehrbeauftragte, promovierte über Wissenschafts- und Geschlechtergeschichte. Sie ging noch weiter: Sexismus und damit Diskriminierung seien ein Ausdruck von Hierarchien, von Machtverhältnissen.

Mehr Vorsicht im Sprachgebrauch

Der Kulturgeograph, Prof. Matthew G. Hannah, ist Sprecher des Netzwerks Gequindi. "Sexismus kann sehr subtil sein", sagte Hannah. Er zeige sich in der Sprache, die Menschen benutzten. "Dabei ist die Sprache nicht immer zu hundert Prozent unter Kontrolle des Sprechenden." Als weißer, heterosexueller Mann stelle er die Norm dar. Andere hätten nicht das Glück, nur nach ihrer Leistung beurteilt zu werden. "Sie werden einer Gruppe zugeordnet und nicht als Einzelpersonen gesehen." Daher sei es notwendig, die eigenen Aussagen immer wieder zu hinterfragen. "Das ist wie bei einem Alkoholiker. Der ist auch nie richtig geheilt."

Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) gehört seit langem der Frauen-Union an. Auch sie machte bereits Erfahrungen mit sexistischem Verhalten. "In der Politik spiegelt sich das zum Beispiel in den Themenangeboten wider", sagte Brendel-Fischer. Als Frau wirst du immer gleich in die Sozialkiste gepackt." Sie ärgere sich über sexistische Werbung und Sprüche. Das Gesetz zur sexuellen Selbstbestimmung "Nein heißt Nein" aus dem Jahr 2016 sei ein entscheidender Fortschritt gewesen. Entscheidend ist jetzt, dass das Opfer den Sex nicht wollte.

Und die Männer?

Dass Männer genauso Probleme haben, darauf wollte Informatikstudent und Stupa-Mitglied Leonard Pessl unbedingt hinweisen. Mehr Männer als Frauen säßen im Gefängnis, seien obdachlos oder begingen Suizid. Die Österreicherin Lauggas verwies jedoch auf die Männlichkeitsforschung, die sich mit der Geschlechterrolle des Mannes befasse.

Dass Sexismus und sexualisierte Gewalt im Uni-Leben real sind, bestätigte Gabriele Gossow-Look, die Leiterin von Avalon. "Ich berate kontinuierlich Studenten, die deshalb zu uns kommen." Es reiche nicht aus, Mädchen und Frauen zu mehr Selbstbewusstsein zu erziehen. "Wir werden von der Wirtschaft und dem Kapital dominiert, das unsere Rollenbilder bestimmt und manipuliert."

Anlaufstellen am Campus sind die Abteilung Chancengleichheit und die Uni-Frauenbeauftragte Karin Birkner, die sagte: „Sexuelle Gewalt kann eine Person in ihrem Innersten erschüttern.“ Donnerstag hatte sie noch mit einer Studentin einen Termin bei der Polizei.

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