Demokratie-Aktie
Auch die Neunt- und Zehntklässler der Sigmund-Wann Realschule Wunsiedel nehmen bereits seit mehreren Jahren an der Juniorwahl teil. Um die Kosten zu stemmen, erwarb der Förderverein der Schule eine sogenannte Demokratie-Aktie. „Es ist nicht nur wichtig, den Schülern den Wahlakt näher zu bringen, sondern auch die damit verbundene Bürokratie“, erklärt die Organisatorin, zweite Konrektorin Viktoria Lang. „Alle Klassen informierten sich vier bis sechs Stunden in Deutsch, Sozialkunde und Geschichte über die Bundestagswahlen und die Parteien.“ Das Interesse und das Vorwissen der Realschüler seien groß, etliche hätten Apps wie den Wahl-O-Mat ausprobiert. Wer vorsichtig sei, werde langsam herangeführt: Wichtig sei, das Wahlrecht zu nutzen, erklärt Lang. Bei der vergangenen Juniorwahl gaben die Wunsiedler Realschüler den Grünen den Großteil ihrer Stimmen. Aus Diskussionen im Unterricht folgert Lang, dass sich das gewandelt habe.
Es geht um eigene Zukunft
ie Wunsiedler Realschüler der Klasse 9a sind von der Jugendwahl begeistert. Sie finden es wichtig, ihre Meinung äußern zu können, da es um ihre Zukunft gehe. Am Herzen liegen ihnen der Klimaschutz, die Gleichstellung aller Geschlechter, die Landwirtschaft und die soziale Absicherung. Das Wahlrecht ab 16 befürwortet die Klasse, da Jugendliche in diesem Alter eine eigene politische Meinung besäßen.
Politische Bildung zu spät
Lehrerin Lang kritisiert, dass die politische Bildung in Deutschland viel zu spät beginne. Sozialkunde müsse schon vor der zehnten Klasse starten. Ein früher Einblick in die Politik helfe, sich eine eigene Meinung zu bilden. „Ich lerne es lieber richtig in der Schule, statt daheim im Internet durch Fake News und ähnliches“, erklärt eine Realschülerin.
Gehör im Bundestag
„Ich finde es toll, dass durch die Jugendwahl Demokratie lebendig und authentisch vermittelt wird“, sagt der siebzehnjährige Julius Goldner, Schüler des Walter-Gropius-Gymnasiums in Selb. Hier durften die zehnten, elften und zwölften Klassen an der Juniorwahl teilnehmen. „Die Juniorwahl soll nicht nur das bundespolitische Interesse bei den Jugendlichen wecken, sondern auch durch die Weitergabe der Ergebnisse Gehör im Bundestag finden. Denn es ist heutzutage sehr wichtig, sich auch mit der Meinung der Jugendlichen auseinanderzusetzen“, erklärt Sozialkunde-Lehrerin Stefanie Spangler.
Direktkandidaten angesehen
Obwohl es mit einer Unterrichtsstunde wenig Zeit für die Vorbereitung auf die Bundestagswahl gab, befassten sich Elft- und Zwölftklässler des Selber Gymnasiums freiwillig mit den Direktkandidaten und dem Wahlprogramm, freut sich die Lehrkraft. Die Zehntklässler kamen durch die Juniorwahl erstmals mit Politik in Berührung, weshalb sich manche noch nicht so sicher seien.
Mit Triell beschäftigt
Dass sich viele Schüler umfassend mit der Bundeswahl beschäftigt haben, beweisen folgende Jugendlichen: Der 15 Jahre alte Noah Siebenhaar hat sich gezielt mit den Wahlprogrammen auseinandergesetzt und eines der Trielle angesehen.
Jule Pribert, 17 Jahre alt, hat den Wahl-O-Mat getestet und die Nachrichten gesehen. Sie findet die Jugendwahl außerdem gut, weil sie dadurch sehe, wie eine richtige Wahl ablaufe.
Lieber U-18-Wahl
Das Luisenburg-Gymnasium in Wunsiedel hat statt an der Juniorwahl an der U-18-Wahl teilgenommen. „Beide Wahlen sind sich in vielen Punkten ähnlich“, sagt Lehrkraft Markus Thoma. Nachdem sich die Schule in den vergangenen Jahren an den Juniorwahlen beteiligt hatte, bot Svenja Fassbinder an, im Lugy ein Lokal für die U-18-Wahlen einzurichten. Allerdings musste das Wunsiedler Gymnasium die Materialien stellen und die Wahl in Eigenverantwortung organisieren. Thoma stellte dies mit den Zehntklässlern und der Politik-Arbeitsgruppe.
Jüngere stark dabei
„Von ungefähr 550 Wählern aus dem Landkreis Wunsiedel kamen 238 vom Luisenburg-Gymnasium. Überraschend war für mich, dass vor allem viele jüngere Schüler aus den Jahrgängen fünf bis acht mitgemacht haben“, sagt der Lehrer, der die Ergebnisse überraschend fand: Die fünften bis achten Klassen stimmten größtenteils für die CSU und Tierschutzparteien. Bei den älteren Schülern bekamen die FDP, die Linken und SPD mehr Stimmen. Wichtiger als das Stimmungsbild fand Thoma, die Schwellenangst zu überwinden und Jugendlichen politisches Zeitgeschehen näher zu bringen. Für ihn ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich junge Menschen zunehmend für Politik interessieren.
„Wunsiedel ist bunt“
Davon ist auch Celina Krauss überzeugt, Schulsprecherin am Luisenburg-Gymnasium und Vorsitzende der Jugendvertretung Wunsiedel. Das zeige auch die hohe Wahlbeteiligung an der U-18-Wahl, mit der man einen neuen Rekord aufgestellt habe. Überrascht hat die Schülersprecherin das hohe Engagement der Schüler aus der Unterstufe. Das zeige, welche große Rolle politische Bildung schon bei den Jüngeren spiele. Bei „Wunsiedel ist bunt“ nähmen ebenfalls zahlreiche Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen teil.“
Schüler-Demos für Mitspracherecht
Auch eine Senkung des Wahlalters auf 16 empfindet die Schülerin als sinnvoll, da sich viele Jugendliche vielseitig einbrächten. Auch Demonstrationen von Schülern zeigten, „wie wichtig es uns ist, ernst genommen zu werden. Wir wollen mehr Mitspracherecht haben, weil es unsere Zukunft betrifft.“