Stolz öffnet Louisa Gebhardt eine zunächst unscheinbare Tür hinter der Verkaufstheke des Cafés der Bäckerei Reichel in Lichte. Doch als sie aufschwingt, blickt man auf eine große, helle Halle mit allerlei Maschinen und Arbeitsplatten. In einer Ecke stehen Tablettwägen, auf denen das ein oder andere zuckrige Ochsenauge verführerisch darauf wartet, in die Auslage zu kommen. Neben einem weiteren großen Tisch befindet sich eine Art Container – der Kühlraum, damit auch jede Sahnetorte frisch und in Form bleibt, bis sie das Geburtstagskind abholt. „Hier arbeite ich“, erklärt Louisa Gebhardt und deutet auf eine der Arbeitsplatten. Diese ist noch ganz sauber, denn ihre Schicht beginnt die 20-Jährige erst um zwei Uhr morgens – oder nachts? Für viele bedeutet die Uhrzeit wohl eher letzteres. Doch Louisa Gebhardt ist das frühe Aufstehen gewohnt, denn sie arbeitet seit einem knappen Jahr als ausgelernte Konditorin. Seit dem Ende der dreijährigen Ausbildung übt die junge Frau den Beruf heute noch sehr gern in Lichte aus. Zwei Uhr in der Nacht – da sind an einem Freitag die Gleichaltrigen feiern im Club oder schlafen bereits tief und fest. Hand auf’s Herz, was denkt sie sich, als sie vor dem Beginn der Lehre mit ihren zukünftigen Arbeitszeiten konfrontiert wird? Die nimmt sie mehr als sportlich: „Mir war das vorher schon bewusst, weil ich ein bereits Praktikum hier gemacht hatte. Natürlich ist es am Anfang schwierig, sich umzustellen, eben eine Gewöhnungssache. Aber nach ein paar Wochen ist das drin.“