Jugend in Kulmbach Die soziale Vereinsamung nimmt zu

Stefan Linß
Die Durchhalte-Banner gelten auch für 2022. Im Frühling haben Kreisjugendring und Landkreisjugendarbeit den Zusammenhalt betont. Unser Foto zeigt (von links) Alexandra Schmelz, Jürgen Ziegler und Melanie Dippold. Foto: Stefan Linß

Der Kreisjugendring plant das dritte Jahr unter Corona-Bedingungen. 2022 wird die Kinder- und Jugendarbeit gezielt den negativen Folgen entgegentreten.

 
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Kulmbach - Die Herausforderungen bleiben riesig. Corona macht der Jugendarbeit im Landkreis Kulmbach oftmals einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem sei es in der Krise umso wichtiger, für Kinder und Jugendliche ein Angebot zu schaffen. Das haben die Teilnehmer der digitalen Vollversammlung des Kreisjugendrings (KJR) betont. KJR-Vorsitzende Sabine Knobloch und Kreisjugendpfleger Jürgen Ziegler stimmten die Mitglieder auf ein Jahr ein, in dem es bei aller Planungsunsicherheit gilt, möglichst positive Wirkungen zu entfalten.

Ein Ende der Einschränkungen ist nicht abzusehen. Deshalb habe der Einleitungssatz aus dem Jahresbericht 2020 heute noch genauso seine Gültigkeit: „Seit den Anfängen der Nachkriegsjugendarbeit im Jahr 1947 gab es keinen Einschnitt in die Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis Kulmbach, der so große Auswirkungen hatte wie die Corona-Pandemie im Jahr 2020.“ Ohne jede Einschränkung könne diese Aussage für den aktuellen Bericht übernommen werden.

Auch 2022 finden alle Angebote immer nur dann statt, wenn das Infektionsgeschehen es zulässt. Womöglich werden wieder einzelne Aktionen angepasst und virtuell oder mit weniger Teilnehmern veranstaltet oder für Zuhause aufbereitet. Der Kreisjugendring erlebt tagtäglich Auswirkungen der Pandemie, die sehr vielfältig, sehr weitreichend und sehr tiefgreifend sind. Von einer Normalisierung der Situation könne noch lange nicht die Rede sein.

„Wir machen alles Mögliche möglich und planen ein Jahresprogramm wie unter Normalbedingungen“, sagt Kreisjugendpflegerin Melanie Dippold. „Notfalls reagieren wir kurzfristig. Denn improvisieren können wir.“

Immerhin gibt es auch einen positiven Effekt der Pandemie: Mit neuen digitalen Angeboten sei es gelungen, zusätzliche Zielgruppen anzusprechen und sich noch vielfältiger aufzustellen. Dennoch, so heißt es im Jahresbericht, lebe die Jugendarbeit von persönlichen Begegnungen und Interaktionen und von direktem Austausch. Die Kinder- und Jugendarbeit vermittle als Heimat der außerschulischen Bildungsarbeit viele Inhalte und Schlüsselqualifikationen. Wegen der Kontaktbeschränkungen könne die Jugendarbeit in Corona-Zeiten ihre positive Wirkung auf die jungen Menschen jedoch nicht voll entfalten. Weil die Treffen fehlen, mache sich eine soziale Vereinsamung immer breiter.

Leider sei im zu Ende gehenden Jahr die Jugendarbeit das eine oder andere Mal doch etwas in den Hintergrund gerückt. Für die Zeit nach Corona müsse es gelingen, die Bezugspersonen, die Trainer, Betreuer und Gruppenleiter wieder zu aktivieren. „Sie sind unerlässlich, damit dieser Wiederbeginn gelingen kann“, heißt es beim KJR.

Neuer Netzwerk-Partner:

Das Netzwerk der Jugendarbeit ist Ende 2021 um einen neuen Partner erweitert worden. Der Landkreis Kulmbach hatte sich um das Bundesprogramm „Demokratie Leben“ beworben. Beim Kreisjugendring befindet sich nun die Koordinierungs- und Fachstelle des Projektes. Der KJR setzt für 2022 mit dem Programm auf neue Impulse für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen davon profitieren, besonders Vereine, Verbände, Institutionen und nicht zuletzt die Kinder- und Jugendarbeit.

Projektkoordinatorin Dr. Franziska Schleupner stellte das Programm vor. Sie nannte die politische Bildung und Aufklärung als Ziele. „Demokratie leben“ könne vielfältig mit Leben gefüllt werden, beispielsweise durch Lesungen und Filmpräsentationen, Theater, Musik, Feste, Ausstellungen oder Vorträge.

Um politische Teilhabe kümmert sich darüber hinaus die preisgekrönte Zukunftswerkstatt. Ihr Anliegen ist es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unserer Region Gehör für ihre Anliegen zu verschaffen. Die Teilnehmer dürfen und sollen das Gemeinwesen mitgestalten und konkrete Ideen entwickeln und umsetzen. Zahlreiche Gemeinden haben sich schon beteiligt. Im Frühjahr ist die erste Zukunftswerkstatt für die Stadt Kulmbach geplant.

Unterdessen ist der Vertrag zwischen Stadt, Landkreis und Kreisjugendring Kulmbach für das Kinder- und Jugendkulturzentrum „Alte Spinnerei am Bahnhof“ um ein weiteres Jahr verlängert worden. Spätestens im Juni 2022 wollen die Vertragspartner eine Zwischenbilanz ziehen und die weitere Zukunft gemeinsam festlegen.

Das Ferienprogramm:

Bewährt habe sich die Ferienbetreuung, die es auch 2022 geben wird. Der KJR sieht darin ein heimatnahes kostengünstiges Angebot der Freizeitbeschäftigung für alle Familien. Des weiteren bereichert wieder das Landkreis-Spielmobil die Freizeit für Kinder und Jugendliche, insbesondere in den Sommerferien. Der Ferienpass soll nach Möglichkeit viele Tagesfahrten, Kurse und Aktionen anbieten. Geplant sind unter anderem die beliebte Radtour mit der Polizei, ein Floßbau beim THW und ein Trickfilmkurs mit dem Bezirksjugendring. Auch das Projekt „Wissens-Spione“, das Schulwissen spielerisch vermittelt, wird es wieder geben.

Pläne für die Jugendherberge:

Die Jugendherberge Wirsberg war und ist aufgrund der Corona-Krise mit der größten Herausforderung seit ihrem Bestehen konfrontiert, heißt es im Jahresbericht.

Seit 2020 gibt es immer wieder kurzfristige Betriebsschließungen. Um die Hygienevorgaben einzuhalten, konnte nur eine sehr begrenzte Anzahl von Gästen aufgenommen werden.

Im Unterschied zu anderen Jugendherbergen im Deutschen Jugendherbergswerk werde die Wirsberger Einrichtung auch als Wohnheim für Schüler des Beruflichen Schulzentrums Kulmbach genutzt. „Somit war und ist zumindest eine überschaubare Auslastung gewährleistet“, sagt der KJR. Allerdings sei das Jahr 2022 in keiner Weise vorhersehbar und planbar.

Es gibt Pläne für eine bauliche Optimierung des Jugendtagungshauses. Derzeit laufen die Überlegungen, wie die entsprechende Machbarkeitsstudie für den Gebäudebestand umgesetzt werden könnte. Wann der erste Bauabschnitt kommt, ist noch unklar.

Mehrere Fragezeichen stehen auch hinter den weiteren Events, Konzerten und Partys von KJR und Landkreisjugendarbeit. Als Termin für das Family-Fun-Festival wurde bei der Vollversammlung der 11. September bekannt gegeben.

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