Jubiläum Verein Treff Die Struktur-Geber

Thomas Hacker (links) ist seit 25 Jahren Schatzmeister und Gründungsmitglied des Vereins Treff. Luisa Funke-Barjak als Vorsitzende und Streetworker Sven Weiß freuen sich auf den Herbst, um das Jubiläum von 25 Jahren Verein Treff zu feiern. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Das Jubiläum zeigt: Der Verein ist gewachsen, mitgewachsen mit den Kindern und Jugendlichen der ersten Stunde in der Altstadt rund um den Menzelplatz. Auch die Probleme und Sorgen sind mitgewachsen – und das Interesse, die Notwendigkeit für den Verein als Anlaufstelle ist ungebrochen. Seit 25 Jahren.

 
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Bayreuth - Struktur geben, Halt geben, Anlaufstelle sein, ein offenes Ohr haben und zuhören. Die Problemstellung ist die gleiche geblieben für den Verein Treff, der in diesem Jahr 25 Jahre alt – oder jung – wird. Die Problemstellung ist mitgewachsen, auch wenn inzwischen teilweise die Kinder der Jugendlichen der ersten Jahre unter das Dach des Treffs am Menzelplatz schlüpfen.

Normalerweise ist die Bude voll

Die Bude ist normalerweise voll, wenn Streetworker Sven Weiß das Eckgeschäft, die ehemalige Metzgerei am Menzelplatz, aufsperrt. „Aktuell dürfen drei Jugendliche gleichzeitig rein. Mit Maske“, sagt Thomas Hacker. Der FDP-Bundestagsabgeordnete ist Gründungsmitglied und seit Anfang an als Schatzmeister Vorstandsmitglied des Vereins, der „am 22. April 1996 Gründungsversammlung hatte“, wie die Vorsitzende Luisa Funke-Barjak am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung sagt.

Ehrenamt stark vertreten

Angestoßen unter anderem vom damaligen Rektor der Altstadtschule, Josef M. Kasuch, fand sich schnell eine ehrenamtliche Riege, die sich zuständig fühlte „für die drei Standbeine, die wir am Anfang hatten: den Pausenhof der Altstadtschule, den wir mit Spielgeräten möblieren und auch nachmittags zum Spielen öffnen konnten, den Keller der Erlöserkirche und den alten Kindergarten von St. Hedwig“, wie sich Thomas Hacker erinnert. Jedes der Angebote hatte einen Tag in der Woche offen, betreut von Altstädtern, die sich engagieren wollten für die Kinder und Jugendlichen.

Alles niederschwellig

„Von Anfang alles ganz niederschwellig“ sei das Angebot gewesen. Und der Bedarf so groß, dass nach drei Jahren über ein Projekt des Bayerischen Jugendrings die Streetworker-Stelle ausgeschrieben und mit Tanja Draht besetzt werden konnte, die bis zu ihrem plötzlichen Tod im vergangenen Jahr die personifizierte Anlaufstelle des Vereins im Treff war. Denn aus dem Projekt, mit dem „eine kommunale Pflichtaufgabe der Stadt die ersten drei Jahre mit 60 Prozent der Personalkosten vom Jugendring bezuschusst wurde“, wie Hacker sagt, wurde eine Dauereinrichtung, der Verein Treff als Träger der Jugendhilfe offiziell anerkannt. „Seitdem werden 90 Prozent der Personalkosten von der Stadt getragen“, sagt der Schatzmeister.

Altstädter genießen Vertrauen der Kids

Den Erfolg des Angebots mache nicht nur die Niederschwelligkeit aus, sondern die Tatsache, „dass hauptamtliche Arbeit durch viel Ehrenamt unterstützt wird. Von Leuten, die aus dem Stadtteil kommen“, wie Luisa Funke-Barjak sagt. Leute, die die Gegebenheiten vor Ort kennen, die neben dem neuen Streetworker Sven Weiß das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen genießen.

Rückzugsort an Erlöserkirche

Neben dem Treff am Menzelplatz, wo die jungen Altstädter – vor und hoffentlich auch nach Corona – sich treffen, plaudern, Billard spielen, malen, basteln oder gemeinsam kochen können, gibt es noch das Büro in der Erlöserkirche: „Eine Anlaufstelle, die auch Rückzugsort für Gespräche ist, die man im Treff nicht führen kann. Persönliche, erste Gespräche, wo man bei Bewerbungsschreiben helfen kann. Es sind einfach sehr individuelle Problemstellungen, mit denen die Kids zu uns kommen“, wie Hacker sagt.

Wichtig, dass wieder offen ist

Dass der Treff nach der Corona-Pause jetzt wieder öffnen kann, sei wichtig, sagt Luisa Funke-Barjak. „Die Jugendlichen teilen sich in Schichten auf, in denen sie kommen können. Das System klappt ganz gut. Aber es zeigt auch, dass ihnen sehr lang was gefehlt hat.“ Ein Raum, in dem sie wissen, dass man ihnen zuhört, wenn sie Liebeskummer haben, oder „kleinere und größere Probleme“. Ein Rahmen, der „Struktur gibt, die vielen fehlt“, wie Thomas Hacker sagt. Im Treff ebenso wie auf den Freizeiten oder Ausflügen, mit denen die Kinder oft zum ersten Mal ein bisschen weiter raus kommen – und ein ganz anderes Muster vorgelebt bekommen als sie es aus ihrem persönlichen und familiären Umfeld kennen.

Im Herbst soll gefeiert werden

Der Blick und die Hoffnung von Luisa Funke-Barjak, Thomas Hacker und Sven Weiß geht Richtung Herbst, „da wollen wir es schon mal mit einem Fest, vielleicht direkt am Menzelplatz, krachen lassen“, sagt die Vorsitzende. Zumindest zwei krachbunte optische Hinweise haben die Treff-Kids zusammen mit dem Breakdance- und Graffiti-begeisterten Streetworker schon schaffen können: Den Durchgang zum Bolzplatz und eine große Garagenwand zieren drei große Graffiti, „bei denen ganz viele mitmachen und mithelfen wollen“, wie Sven Weiß sagt.

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