Jazz-Klassiker bei Steingraeber

Von Wolfgang Karl
Pflegen den sanften Groove: Ulf Kleiner (Klavier), Hanns Höhn (Bass) und David Meisenzahl (Drums). Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Richtung ist schon durch die Ankündigung klar: Kein Abend aufwendiger Eigenkompositionen soll es werden, sondern ein Tribut an Klassiker. Bekannte Nummern aus dem spanischen und portugiesischen Sprachraum werden gespielt.

 
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Das Wort Klassiker mag im Hause Steingräber missverständlich sein, deswegen zur Klarstellung: Die Rede ist von Klassikern des Jazz. „La Carrioca“ oder „Good times“ heißen die Nummern. Lebensfreude ist da programmiert, allerdings in einem eher entspannten Rahmen. Schließlich kommen die drei Musiker aus Mainz – da hat man es nicht so mit der Hektik. Ulf Kleiner hält seine Erklärungen in weichem Pfälzer Idiom – und spielt auch die Stücke ohne rechte Kanten.

Dafür kommen die Lieder in einem angenehm federnden, sanften Groove daher. Es fühlt sich an, wie eine Kopfmassage mit angenehm duftenden Ölen. Stress klingt anders.

Dass der Klang jedoch nie in die Niederungen des Easy Listening abgleitet, liegt an den kleinen Wendungen in den Improvisationen – und an der Kunst des Weglassens. Kein Ton ist hier zu viel, kein Triller nur um der Koloratur Willen gespielt. Vielmehr folgt jede Bewegung an den Instrumenten einem Bogen, dessen Verlauf die Musiker wohl selbst nicht immer kennen.

So entstehen überraschende Soli voller Eleganz, von denen auch Hanns Höhn am Bass einige zu bieten hat. Nur David Meisenzahl gerät ein wenig ins Hintertreffen: Ein ordentliches Schlagzeugsolo passt nicht in die Raumakustik: Zu trocken, zu brachial wäre seine Wirkung hier.

Überhaupt, die Akustik im Hause Steingräber: Sehr geschickt spielt das Trio mit ihr. Einen Raum, der so plastisch klingt, muss man nicht mit überbordenden Tempoläufen füllen. Man kann auch reduzierten Klang wirken lassen. Die Augen geschlossen, bewegen sich die Köpfe der Musiker doch oft synchron zur Musik. Sie genießen die Akustik, wirken wie weggetreten – und sind doch ganz aufgegangen in der Präsenz des Raumes.

Was bleibt also zu sagen über dieses Konzert? Vielleicht panta rhei – alles fließt. Etwas, das auch das Bayreuther Publikum genießt: Es antwortet zum kräftigen Applaus mit gelegentlichen Juchzern, sogar ein Jubler mag sich daruntergemischt haben – gerade beim wiederholten Beifall für die Soli. Eben ein feiner Abend. Gediegen, ohne große Aufregung. Stattdessen wie aus einer anderen Zeit.

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