Seit 2019 gibt es ein pikantes politisch-sportliches Duell zwischen Russland und der Ukraine. Marija Lasitskene, Olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin aus Moskau, sei ihr Vorbild, beteuerte Jaroslawa Mautschich noch vor drei Jahren als 18-Jährige. Jetzt, sagt sie, habe sie kein Vorbild mehr und sei absolut gegen die Teilnahme russischer Sportlerinnen und Sportler an internationalen Wettkämpfen. „Russland begeht unmenschliche Taten, auch viele ukrainische Sportler sind im Krieg getötet worden, und gleichzeitig unterstützen russische Athleten den Krieg“, begründet sie ihre Haltung.
Ihre Siege sind auch politische Stellungnahmen geworden
Das Kriegsjahr hat die Hochspringerin verändert. Ihre blau-gelben Fingernägel und ihre blau-gelben Augenlider sind ein dezentes Zeichen für ihren Patriotismus. Ihre Sprache dagegen ist deutlicher und inhaltsstärker geworden. Und ihre sportlichen Siege sind auch politische Stellungnahmen geworden – es sind auch Siege für die Menschen in der Heimat. „Ich bewundere die Ukrainerinnen und Ukrainer, die Erfolge unserer Soldaten inspirieren mich“, sagt sie.
Nach Weihnachten war sie für zwei Wochen zurück in Dnipro. Es habe viele Tränen der Freude und Erleichterung gegeben, als sie ihren Vater in die Arme schließen konnte, berichtet sie. Wenige Tage nach ihrer Abreise wurde Dnipro von den Russen heftig beschossen. Inzwischen ist das Duo Mahutschich/Stepanowa in einem Haus in Belgien untergekommen. Belgien und Deutschland als Zufluchtsorte der Freiheit? „Freiheit verspüre ich, wenn ich auf der Anlaufbahn zur Hochsprungmatte stehe“, sagt sie.
Mit Weltrekord zum Olympiasieg 2024 in Paris?
Ihr größtes sportliches Ziel ist es, den 36 Jahre alten Weltrekord der Bulgarin Stefka Kostadinowa (2,09 Meter) zu übertreffen. Einmal hat sich die Ukrainerin mit einer Bestleistung von 2,05 Meter schon im Wettkampf an dieser Höhe versucht. „Ich möchte diesen Weltrekord bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris angreifen“, sagt die selbstbewusste Athletin.
Am Mittwochabend beim Hallenmeeting in Cottbus gewann die junge Ukrainerin vor 2200 Zuschauern souverän mit 1,98 Meter. Der größte Sieg aber bleibt Jaroslawa Mahutschich vorerst verwehrt. Der Besuch in Dnipro stillte eine tiefe Sehnsucht, aber: „Ich träume vom Ende des Kriegs und von unserem Sieg.“ Es ist der Traum aller Ukrainer.