Jahresthema Architektur: Das Stadtparkett bietet viel Platz Der Martkplatz: Die feine Stube Bayreuths

Von Gordian Beck

In unserem Jahresthema "Architektur" geht es heute um den Bayreuther Marktplatz. Dieser bietet Platz in Hülle und Fülle. Struktur gewinnt dieser durch das Stadtparkett. Schnörkellos in seiner Ausführung, sorgt es für geordneten Freiraum, Ruhezonen inklusive. Der Münchner Experte,  Martin Hirner, sagt: "Einen derartig großzügigen Bereich wie den Bayreuther Marktplatz findet man selten."

 
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Den Bayreuther Markt in Gänze als freien Platz wahrnehmen zu können, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Knapp drei Jahre nach seiner feierlichen Einweihung ist das Stadtparkett bei den Bürgern endgültig angekommen. So sieht das auch Hans-Dieter Striedl, der Baureferent der Stadt. Drei Ziele habe man mit der Neugestaltung dieses Platzes im Platz verfolgt, erläutert Striedl: „Der sehr lang gezogene und damit auch unübersichtliche Marktplatz sollte dadurch endlich ein Zentrum bekommen, das auch als solches nach außen hin vermittelbar ist. Zugleich wollten wir damit auch eine attraktive Fläche für Marktbeschicker schaffen und nicht zuletzt diesen Bereich auch als Veranstaltungsort nutzen.“ Viel Technik wurde deshalb im Boden vergraben. Ein Muss, wie Striedl findet, wenngleich die sogenannten Anschlussstationen „recht empfindlich“ seien und sorgfältig behandelt werden müssen. „Der Aufwand, den wir hier betreiben, ist relativ hoch“, meint Striedl, ist aber mit der Entwicklung, die die „feine Stube“ Bayreuths genommen hat, sehr zufrieden. „Denn das Stadtparkett erfüllt das, was wir uns von ihm versprochen haben: Die Belebung der Innenstadt“, so Striedl.

Händler mit Stadtparkett offenbar zufrieden

Dieser Meinung ist auch Thomas Zimmer, Inhaber der Bäckerei Lang, der seit 18 Jahren auf dem Markt seine Waren verkauft. „Eine super Sache“, meint er mit Blick auf die Freifläche und den Baumsaal, auch wenn er die Umsetzung des Projekts „Neugestaltung des Marktplatzes“ als „sehr zäh“ erlebt hat. „Es war ja allen klar, dass hier etwas geschehen muss“, sagt er und erzählt von eigenen Plänen. Wie etwa dem vergeblichen Versuch, auf der damaligen Businsel einen Verkaufskiosk zu installieren. Der Viktualienmarkt, so wie er sich nun auf dem Stadtparkett präsentiert, ist für ihn eine „prima Lösung“. Allein die immer noch deutlich sichtbaren Fettflecken auf dem Pflaster, „die hätten nun wirklich nicht sein müssen“. Das sieht Striedl im Übrigen auch so, verweist jedoch darauf, dass das hier verlegte Pflaster als „nicht besonders pflegebedürftig gilt und deshalb auch nicht eingelassen wurde“. Auf die auch in der Öffentlichkeit angemahnten „starken Verfärbungen“ habe man mit dem Kauf einer speziellen Reinigungsmaschine reagiert. Ansonsten hat Striedl von den Marktbeschickern bis dato nur wenig Rückmeldung erhalten. „In Berücksichtigung der speziellen Bayreuther Kommunikationsgepflogenheiten“ gehe er deshalb davon aus, dass die Händler mit dem Stadtparkett im Allgemeinen zufrieden seien.

Insofern habe sich auch die lange Planungsphase bewährt, in der das Konzept des Münchner Architekturbüros Hirner und Riehl „rauf und runter diskutiert wurde“. Gleichwohl die Lösung, den Busbahnhof in die Kanalstraße zu verlegen, „naheliegend“ war, sei es wichtig gewesen, den Bayreuther Bürger bei diesem Vorhaben „mitzunehmen“. Inklusiv aller Wünsche und Bedenken. Von letzteren seien allerdings, so Striedl, „praktisch keine übrig geblieben“. Zumal das nun busfreie Ambiente auf dem Markt ein „derart dickes Plus an Lebensqualität“ mitbrächte, dass dadurch der kurzfristige Kommerz, der beim Warten auf den Bus entstanden sei, „getrost zurückstehen könne“. Gleichwohl sei es eine „anspruchsvolle Aufgabe, das, was wir uns hier geschaffen haben, zu bewahren“, meint Striedl. Schließlich soll der mit Millionenaufwand entrümpelte, geordnete und sanierte Marktplatz auch noch in etlichen Jahren das sein, was er einst werden sollte, das Wohnzimmer der Stadt.


Das sagt der Experte: Martin Hirner, Architekt in München

Vielleicht ist tatsächlich ein auswärtiger Blick vonnöten, um den Platz, der in Bayreuth unter dem Namen Maximilianstraße firmiert, in seinen räumlichen Dimensionen richtig erfassen und einordnen zu können: „Einen derartig großzügigen Bereich wie den Bayreuther Marktplatz findet man selten“, meint Martin Hirner. Insofern sei auch die architektonische Fragestellung bei der Neugestaltung dieses Platzes eine ganz spezielle gewesen, nämlich: „Wie finde ich über diese lange Strecke zu einer einheitlichen Form, ohne dass diese zur Monotonie wird?“ Man habe deshalb zunächst einmal die demokratische Mitte des Marktes definiert. Oder „die gute Stube“, wie Hirner das heutige Stadtparkett nennt. Ein Platz, der sich in seiner Vielseitigkeit ganz den Bürgern der Stadt zur Verfügung stellt. „Ich bin ein Lobbyist der gestärkten anonymen Öffentlichkeit“, sagt Hirner dazu. Der sogenannte Baumsaal habe in diesem Konzept die Funktion einer Ruhezone. „Ein Schirm aus Bäumen, eine Art gewachsene Pergola“, so Hirner. Und zugleich eine Reminiszenz an das ursprüngliche Konzept der „1000 Schirme für Bayreuth“.

Nun, ganz so viele sind es nicht geworden, wie sich im Übrigen auch die Idee vom Haus auf dem Markt nicht durchsetzen konnte. „Darüber bin ich eigentlich ganz froh“, gibt Hirner zu, „denn in dieses Haus eine langfristige Nutzung hineinzubringen, wäre außerordentlich schwierig geworden.“ Insofern sei der Ersatz, das Stadtparkett nämlich, die eigentlich viel bessere Lösung gewesen. Habe doch die Sanierung des Bayreuther Marktes unter der Maxime gestanden, den öffentlichen Raum der Innenstadt zu beleben. Und dabei natürlich auch das Straßenbild neu zu ordnen und zu entrümpeln.

Umso bedauerlicher findet Hirner den Umstand, dass die Umgestaltung des Marktes nicht abgeschlossen, sondern aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt wurde: „Es ist total schade, dass dieser kleine Schritt – die Sanierung des Ehrenhofs bis hin zum Sternplatz – nicht mehr gebaut wird“, so Hirner. „Es wäre einfach nur konsequent.“ Zumal die Pläne hierfür in der Schublade lägen. Doch noch hat Hirner die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass sich sein Konzept eines Tages über den ganzen Markt erstrecken wird. Die gute Stube der Stadt hätte es auf alle Fälle verdient.

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