"Es wäre ein großer Schaden für Europa, ich glaube auch für Serbien, wenn dieser Weg nicht beschritten wird", sagte Söder. Andererseits sind die Probleme Serbiens und seiner Regierung offenkundig. Die von Vukic beeinflussten Massenblätter jubeln beinahe täglich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu, das Reformtempo hat zuletzt eher nachgelassen, attestieren westliche Politologen. An Söder verlieh Vucic am Freitag den Orden der Republik Serbien am Bande - den auch schon Wladimir Putin und Viktor Orban im Schrank haben.
Der europapolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Thomas Hacker, kritisierte am Freitag: "Es ist irritierend, dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder den serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic hofiert." Er hoffe sehr, dass Söder dort die richtigen Fragen gestellt habe an Vucic, dessen Land sich eher zu einem "Unruheherd" entwickelt habe. Dass sich der bayerische Ministerpräsident der Verleihung des Ordens am Bande durch Vucic rühme, sei jedenfalls kontraproduktiv, kritisiert Hacker.
Söder sieht die Wissenschaft als ein Feld, auf dem die Annäherung klappen kann. Die Technische Hochschule Ingolstadt und die Universität Belgrad wollen künftig Wissenschaftler und Studierende austauschen. Am Freitag unterzeichneten sie eine entsprechende Vereinbarung. Vucic schwärmt vom wissenschaftlichen Niveau der Technischen Universität München - und wirbt sogar um eine Dependance der Hochschule in Serbien.
In der Wirtschaft klappt es bereits: Bayerische Firmen wie die Autozulieferer Brose und Leoni oder der Technologiekonzern Siemens beschäftigen nach Angaben von Vucic 25.000 Menschen an ihren serbischen Standorten. Die Expo 2027 soll weitere Potenziale heben. Das Aufleben einer derzeit brachliegenden gemeinsamen Regierungskommission soll ein weiterer Meilenstein sein. Am Ende wählt auch Söder große Worte für seine Serbien-Mission: "Wir versuchen, ein neues Kapitel in Europa zu schreiben."