Die IG Metall verweist als Negativbeispiel einer Sanierung durch Riverrock auf den baden-württembergischen Küchenhersteller Alno Küchen, der Ende 2017 ebenfalls vorübergehend stillgelegt wurde, bevor das Unternehmen den Betrieb wiederaufnahm, laut Gewerkschaft mit um 15 Prozent gekürzten Löhnen.
IG-Metall-Bezirksleiter Horn hat die Vorwurf in den Raum gestellt, dass Riverrock bei Loewe ähnlich vorgehen wolle: Vorübergehende Stilllegung, um drastische Lohnkürzungen und schlechtere Arbeitsbedingungen durchsetzen zu können. "Es deutet einiges darauf hin, dass der Finanzinvestor Riverrock abwartet, bis Loewe endgültig ausgeblutet ist, um erst danach mit den Trümmern des Unternehmens Geld zu verdienen", kritisierte Horn am vergangenen Montag.
Der vorläufige Insolvenzverwalter weist diese Vorwürfe zurück: "Die Kritik der IG Metall kann ich nicht nachvollziehen", sagte Weiß. "Der Betriebsrat ist im vorläufigen Gläubigerausschuss vertreten und hat mit am Tisch gesessen. Es sind alle möglichen Modelle für eine Sanierung mit dem Betriebsrat in Anwesenheit der IG Metall abgestimmt worden. Für die Fortführung des Betriebs bis Jahresende hätten wir 5,5 Millionen Euro benötigt, für eine Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft für alle Mitarbeiter weitere 3,4 Millionen Euro." Dies sei in ganz enger Abstimmung mit dem Betriebsrat und der IG Metall verhandelt worden.
Nach Weiß' Worten spielte die Postbank eine entscheidende Rolle: "RiverRock hatte als letzter möglicher Investor mitgeteilt, dass sie bereit wären, die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu finanzieren, sofern die Fortführung des Factorings durch Postbank sowie die Finanzierung des laufenden Geschäftsbetriebs sichergestellt sei." Factoring bedeutet, dass ein Lieferant - in diesem Fall Loewe - seine Forderungen an die Kunden einem Finanzinstitut überträgt. Der Factor, also die Postbank, bezahlt stellvertretend die Rechnungen an den Lieferanten und treibt offene Forderungen ein.
"Leider konnte der Factor bislang keine positive Fortführungsentscheidung treffen, worüber der Betriebsrat informiert wurde", sagte Weiß. "Es war dann die gemeinsame Entscheidung, die Verhandlungen aufgrund der geringen Erfolgsaussichten nicht über den 1. Juli 2019 hinaus fortzuführen, da dann die Arbeitnehmer ihr Entgelt für April verloren hätten oder zur Eigenkündigung gezwungen worden wären. Insofern kam die Entwicklung nicht überraschend."