Es ist das Jahr 2002, die neunjährige Peggy aus Lichtenberg war seit Mai 2001 verschwunden. Noch immer fehlte jede Spur, noch immer gab es keinen handfesten Verdacht. Der damalige Innenminister Günter Beckstein (CSU) reagierte mit den Mitteln der Politik: Er setzte nach der erfolglosen Soko I eine zweite Soko ein. Er weiß, dass er sich damit den Unmut der Polizei zugezogen hat. Es sei ein Grundsatz von ihm gewesen, aber ihm war klar, „das haben die Polizisten nicht gemocht“, sagte er unserer Zeitung. Aber dann hätte „noch eine andere Gruppe draufgeschaut“ Beckstein sei es darum gegangen, „in einem Fall, der menschlich anrührend ist, dass man das mit allen Regeln der Kunst behandelt.“ Mit dem Tag, als die zwölf Beamten der Soko II unter Geiers Leitung ihre Arbeit, begannen die Beschwerden – und Verschwörungstheorien.

Die besagen, dass ein Schuldiger – von höchster Stelle angeordnet – unbedingt gefunden werden musste. Und da kam der minderbegabte Gastwirtssohn Ulvi gerade recht. Auch wenn dies fern jeder Beweisbarkeit liegt, die Beschwerden über die Arbeit der Soko II gibt es bis heute. Von den Ermittlungs- bis zu den Verhörmethoden, alles wurde angezweifelt. Schon am gestrigen ersten Verhandlungstag warf Ulvis Verteidiger Michael Eule (33) den Ermittlern „Folter“-Methoden vor. Auch wenn Staatsanwältin Sandra Staade vehement widersprach – Euler sprach nur laut aus, was die Unterstützergruppe Gerechtigkeit für Ulvi Kulac um dessen Betreuerin Gudrun Rödel (66) seit Jahren behauptet.

Die Vernehmungsbeamten, die heute als Zeugen aussagen, könnten Licht in das angebliche Dunkel von damals bringen. Die Kinderzeugen, die am ersten Verhandlungstag aussagten, sprachen von „Druck“ und „Angst“, sodass sie ihre Aussagen änderten. Sie sprachen davon, solange befragt worden zu sein, bis das von den Ermittlern gewünschte Ergebnis vorlag. Einer der Beamten, soll Ulvi mit Freundschafts-Entzug gedroht habe, wenn er nicht die Wahrheit sage. Einige Lichtenberger, die von den Beamten der Soko II 2002 vernommen worden waren, sprachen davon, dass sie ihre Aussagen anders wiedergegeben vorfanden. Viele wollten mit den Beamten erst gar nicht mehr reden.

Der schwerwiegendste Vorwurf aber geht so: Die Soko II habe eine sogenannte Tathergangs-Hypothese erstellt. Danach soll Ulvi aus Angst, sein sexueller Missbrauch an Peggy könnte entdeckt werden, diese getötet haben. Exakt das, was er auch später gestand. Haben die Beamten ihm dieses „Geständnis“ suggeriert? Vier von ihnen werden zu diesem Komplex gefragt werden, auch der Profiler aus München, Alexander Horn.

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