Im Herbst gilt’s der Literatur

Hans-Werner Richter, Leiter der Gruppe 47, im Jahr 1967 mit einem Hinweis, dass die Pulvermühle vier Tage lang geschlossen ist. ⋌Foto: red Foto: red

So viel Literatur gab es im Wiesentstädtchen und in der ganzen Region seit 50 Jahren nicht mehr. Damals fand das letzte Treffen der Gruppe 47 statt. An dieses Ereignis wird nun bei mehreren Veranstaltungen im September und Oktober erinnert.

 
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Die Germanistin Maria Eger und eine Reihe von Literaturfreunden werden am 24. September (am Wahlsonntag) ab 11 Uhr im Innenhof des Fränkische-Schweiz-Museums Tüchersfeld aus Werken der damaligen Autoren lesen. Die Namen der Vorlesenden werden niemandem etwas sagen, die Namen der Autoren schon: Aichinger, Böll, Celan, Eich und so weiter. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung in der Synagoge statt.

Vor 70 Jahren gegründet

Vor genau 70 Jahren trafen sich in Ilse Schneider-Lengyels Haus am Bannwaldsee 17 ehemalige Mitarbeiter der Zeitschrift „Ruf“. War diese Zusammenkunft eigentlich als Redaktionstreffen einer neuen Literaturzeitschrift geplant, gilt sie heute als Gründungsveranstaltung der später so legendären Schriftstellertreffen rund um deren Initiator und Spritus rector Hans Werner Richter. Anschließend trafen sich die Autoren in den unterschiedlichsten Orten.

1966 in Princeton

1996 flogen alle gemeinsam in die USA, nach Princeton. Im darauffolgenden Jahr zog man sich in die Fränkische Schweiz zurück. Zur Erinnerung an das letzte Treffen der Gruppe 47 plant man in Waischenfeld ein Literaturfestival. Im Oktober sind noch lebende Mitglieder der Gruppe eingeladen, um mit jungen Schriftstellern zu diskutieren und zu lesen.

Am 14. und 15. Oktober

„Damit soll der Allgemeinheit gezeigt werden, dass der Geist und das Vermächtnis der damaligen Autoren auch heute noch lebendig und aktuell sind“, teilten die Organisatoren mit. Es gebe schon zahlreiche Zusagen von früheren Gruppe-47-Mitgliedern. Am 14. und 15. Oktober sollen Lesungen, Autorengespräche und eine Ausstellung an die Gruppe 47 erinnern, aber auch zeitgenössische Literatur vorgestellt werden.

Ausstellung zur Gruppe 47

Aktionsmittelpunkt wird neben der Pulvermühle (wo die letzte reguläre Tagung der Gruppe 47 nach altem Schema im Jahre 1967 stattfand), der Fraunhofer Forschungscampus und die Burg in Waischenfeld sein. Hier soll eine Ausstellung zur Gruppe 47 aufgebaut und der Film von Andy Ammer (SWR) gezeigt werden. Geplant sind außerdem 20 bis 30 Lesungen, Autorengespräche und Podiumsdiskussionen mit Schriftstellern und Zeitzeugen.

Zahlreiche Zusagen

Zusagen aus dem Kreis der Gruppe 47 liegen unter anderem von Jürgen Becker, Friedrich Christian Delius, Hans Magnus Enzensberger, Michael Krüger, Barbara Frischmuth, Elisabeth Plessen, Inge Jens, Manfred Hein, Günther Herburger und Hans Christoph Buch vor. An jungen Autoren haben Zehra Cirak, Simon Strauß und Nora Bossong schon zugesagt. Karla Fohrbeck, die frühere Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, hat im Auftrag der Stadt Waischenfeld die Koordination und Programmgestaltung des Jubiläums übernommen. Die Veranstaltungen sollen vor allem eines erreichen: Eine dauerhafte Literaturveranstaltung ins Leben zu rufen, die eventuell sogar in ein Literaturfestival mit einem Literaturpreis münden kann. ⋌kad/red

INFO: Ab dem 20. September wird es eine Homepage zum Thema geben unter: www.gruppe47.de

kad

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