Im aktiven Profifußball-Business war Hölzenbein schon länger nicht mehr aktiv, als Eintracht-Chefscout hörte der ehemalige Profi nach der Saison 2016/17 auf und begründete dies auch mit seinem hohen Alter und dem Stress. In der Corona-Zeit hatte er sich als Risikopatient schnell zurückgezogen und Abwechslung auf dem Laufband im Wohnzimmer, mit einer Yoga-App oder im Garten gefunden, wie Hölzenbein einst der „Bild-Zeitung“ erzählte.
WM-Titel 1974 für Hölzenbein größte Erlebnis seiner Karriere
Hölzenbein war in Frankfurt eine Institution - wie sonst nur noch die im März 2022 gestorbene Club-Legende Jürgen Grabowski, ebenfalls ein Weltmeister von 1974. Mit ihm prägte Hölzenbein, der mit 160 Toren Bundesliga-Rekordschütze der Eintracht ist, eine Erfolgsära am Main. Drei DFB-Pokalsiege 1975, 1976 und 1981 sowie der UEFA-Cup-Sieg 1980 gegen Borussia Mönchengladbach stehen in der Vita des Flügelstürmers. Den Pokal ließ er damals übrigens für eine Nacht verschwinden, weil er sich über seine geplante Auswechslung im Final-Rückspiel geärgert hatte.
Mit dem Dauerthema vom WM-Finale 1974 ging Hölzenbein irgendwann lockerer um. „Ein Elfmeter war es auf jeden Fall, der Schiedsrichter hat ja gepfiffen.“ Aber lag der britische Referee Jack Taylor mit seiner Entscheidung auch richtig? Hölzenbeins Antwort: „Sagen wir es mal so: Es war ein Foul, aber keines, das mich heute noch stark beeinträchtigt.“
Immer wenn Deutschland und die Niederlande gegeneinander spielen, wird das Thema im Nachbarland neu aufgewärmt. Einmal hat ein niederländischer TV-Sender Hölzenbein sogar Geld dafür geboten, zu sagen: „Ich habe mich fallen gelassen.“ Hölzenbein lehnte ab, weil er sich keiner Schuld bewusst war. Interessant übrigens, dass über den Elfmeter in den Niederlanden unmittelbar nach dem Spiel überhaupt nicht diskutiert wurde. „Das kam erst viel später auf“, berichtete der gebürtige Mittelhesse.
Der WM-Titel von 1974 war ungeachtet der Diskussionen um die berühmte Szene für Hölzenbein das größte Erlebnis seiner Karriere. Nach seiner aktiven Laufbahn blieb er der Eintracht als Vize-Präsident und Manager erhalten, erlebte mit der launischen Diva vom Main Höhen und Tiefen. Hölzenbein genoss das magische Dreieck um Uwe Bein, Andreas Möller und Anthony Yeboah, litt mit dem Team bei der verpassten Meisterschaft 1992 in Rostock und geriet im Steuerprozess um Yeboah ernsthaft in Bedrängnis. Doch so wie „Holz“ stets für die Eintracht da war, war der Club mit wenigen Ausnahmen auch für ihn da. Hölzenbein und die Eintracht - das war eine Verbindung fürs Leben.
dpa