Höhlenbäume Grüner Ring heißt Fällverbot

Von Ralf Münch
Kartierung von Baumhöhlen, die Spechte hämmern, im Veldensteiner Forst. Das Foto zeigt (von links) die Förster Werner Schmidt und Harald Kannowsky, den Kartierer Johannes Urban und den Leiter der Bayerischen Staatsforsten Forstbetrieb Pegnitz, Frank Pirner. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Urban Förster steht im Veldensteiner Forst, mit einem Tablet in der Hand. Seine Aufgabe: Höhlenbäume zu kartieren. Eben Bäume, in denen Spechte Höhlen geklopft haben. Er ist Förster, Ornithologe und Mitarbeiter des Freisinger Kartierbüros NaturGutachter. Der Hintergrund, warum er das tut, hat mit Naturschutz zu tun.

 
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"Wir haben ihn beauftragt, eine Karte von Bäumen im Veldensteiner Forst zu erstellen, in denen Spechte ihre Höhlen geklopft haben", sagt Frank Pirner, Leiter des Forstbetriebs Pegnitz der Bayerischen Staatsforsten. Auf 1000 Hektar konnten über 700 Höhlenbäume gefunden werden. Mit einem grünen Ring werden diese Bäume markiert und in digitale Forstbetriebskarten eingetragen. Das heiß nichts anderes, als dass diese Bäume nicht gefällt werden dürfen.

Nistplatz gehämmert

Ein Spechtloch in einem Baum führt dazu, dass dieser nicht angerührt werden darf. Das ist naturschutzgesetzlich vorgeschrieben. Alle anderen Bäume im Umkreis von etwa 30 Metern auch nicht. Zum einen, weil ein Specht etwa acht Jahre braucht, um sich einen Nistplatz zu hämmern, zum anderen, weil diese Baumhöhlen auch anderen geschützten und seltenen Tieren einen Unterschlupf bietet. Seien das Insekten, Fledermäuse, Bilche, wie etwa den Siebenschläfer, Haselmaus oder Gartenschläfer. Tiere, die alle Höhlen wollen und sich kurzfristig als Untermieter, wenn der Specht wieder weg ist, hier einquartieren. Weshalb in 30 Metern Umkreis auch keine Bäume gefällt werden, erklärt Pirner so: "Stellen Sie sich vor, die Jungen schlüpfen und machen ihre Flugversuche. Und der Baum steht alleine im Wald. Dann kann es ganz schnell passieren, dass ein Greifvogel vorbei kommt und dann ist der Jungvogel weg." Diese 30 Meter seien aber nicht vorgeschrieben. Man mache das hier, weil man der Meinung ist, dass die Vögel oder Fledermäuse einfach eine natürliche Deckung von den Bäumen außen herum bräuchten.

Genauer Plan

In mehreren Etappen hat Urban den Wald begangen, insgesamt 28 Tage lang, von Juni 2017 bis Anfang März 2018. Mit einem ziemlich genauen Plan. Er lief meistens von Osten her durch den Wald. Deshalb, weil Spechte die Ost beziehungsweise Süd-Ost Richtung zum Hausbau vorziehen. Weil sie zum einen vom Regen, der bei uns meistens aus dem Westen kommt geschützt sind, zum anderen weil sie von zu starker Sonneneinstrahlung geschützt sind. Oder wie Pirner weiter sagt: "Möchten Sie in einer Sauna ihre Kinder aufziehen?"

Im Revier auskennen

Bevor der Kartierer überhaupt loslegen kann, leisten die Förster die Vorarbeit. Da sie es sind, die jeden Tag im Wald sind und sich in ihrem Revier am besten auskennen, sind sie es auch, die die Gebiete an den Kartierer, wo es sich lohnt nach Baumhöhlen zu suchen, weiter geben - nach einem Habitat für seltene Tiere. "Die Gebiete, die wir angeben, sind zum einen welche, in denen kein junger Baumbestand besteht. Ein Specht braucht ja eine gewisse Baumstärke für seine Höhle. Wenn die Bäume zu dünn sind, dann braucht man nicht danach zu suchen. Und außerdem sehen wir bei unserer Arbeit ja, wo Höhlen sind", so der Förster Harald Kannowsky.

Neue Bruthöhlen

Außerdem gehöre es zur Arbeit eines Försters dazu, dass man auch nach Bäumen Ausschau hält, die ein Potenzial für neue Bruthöhlen hätten. Etwa Bäume mit abgebrochenen Ästen oder Blitzschäden. Deshalb, weil es dann Pilzbefall an den Stellen gibt und der Specht leichter seine Höhle bauen kann, da das Holz dann weicher ist. "Wir beobachten die dann genauer, ob hier ein Specht baut. Wir lassen den Baum auch länger stehen." Und Pirner dazu: "Wenn man um jeden Baum in einem Gelände von 6000 Hektar dreimal herum laufen würde, um Höhlen zu suchen, dann wäre man Jahre unterwegs. Das muss von den Förstern natürlich aus Erfahrung erst einmal eingegrenzt werden."

Grünen Kreis sprühen

Beißt sich Naturschutz mit einem Wirtschaftsunternehmen, was die Bayerischen Staatsforsten ja auch sind, nicht? "Nein", sagt Pirner. "Natürlich sind wir auch ein Wirtschaftsunternehmen. Aber für uns spielen der Naturschutz und der Wald als Naherholungsgebiet eine genauso große Rolle." Darf man als Spaziergänger im Wald auch eine Sprühdose mit grüner Farbe mitnehmen und um einen Baum, an dem man eine Baumhöhle entdeckt einen grünen Kreis sprühen? Pirner lacht: "Nein. Wenn hier alle irgendwelche Bäume besprühen würden so wie man es mag, dann wären alle Bäume mit allen möglichen Farben bunt. Wenn man etwas sieht, dann soll man sich einfach bei uns melden. Das machen wir auch so mit der unteren Naturschutzbehörde. Wir bitten die auch, wenn es für uns relavante Sachen gibt, dass sie sich mit uns in Verbindung setzten möchten."

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