Hochkarätige Gäste bei Medi-Turnier

Von Florian Kirchner
Schlüsselrolle: Fabien Causeur (rechts) soll in Bamberg den Verlust des überragenden Brad Wanamaker wettmachen. Dafür bringt der Franzose viel Erfahrung auf höchstem europäischen Niveau mit. Unser Bild zeigt ihn während der vergangenen Euroleague-Saison im Trikot von LK Vitoria beim Duell mit Johnson Odom von Olympiakos Piräus. Foto: Imago Foto: red

Reizvoller könnte die Generalprobe kaum sein: Eine Woche vor dem Bundesligastart am 25. September mit dem Heimspiel gegen Vizemeister Ulm beschließt Medi Bayreuth die Reihe der Vorbereitungsspiele mit einem hochkarätig besetzten Turnier vor heimischer Kulisse. Dabei haben sich die Gastgeber auch noch gleich den schwersten Gegner ausgesucht, wenn sie sich am Samstag um 19.30 Uhr mit dem Deutschen Meister Brose Bamberg messen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eröffnet wird das Turnier zuvor um 17 Uhr mit der Partie zwischen dem Bundesligisten Riesen Ludwigsburg und Dolomiti Energia Trento aus Italiens höchster Spielklasse. Die Verlierer beider Begegnungen stehen sich am Sonntag um 14.30 Uhr im Spiel um Platz drei gegenüber, ehe die Gewinner um 17 Uhr das Finale um den Expert-Jakob-Cup bestreiten.

Die Dominanz der Bamberger in der zurückliegenden BBL-Saison war erdrückend: Nur drei Niederlagen mussten sie in der Hauptrunde hinnehmen, und dann sprinteten sie gegen Würzburg, München und Ulm ohne Niederlage durch die Playoffs zu ihrem achten Meistertitel. Auch in der Euroleague sorgten die Oberfranken für Furore, als sie nur hauchdünn die Runde der besten Acht verpassten und mit ihrer Heimstärke sogar den späteren Champion ZSKA Moskau bezwangen.

Wenig deutet darauf hin, dass sich künftig etwas an der Ausnahmestellung der Bamberger ändert, die seit Anfang August als „Brose Bamberg“ auch wieder offiziell den Stadtnamen tragen. Das Erfolgsteam blieb nahezu komplett zusammen und wurde sinnvoll in der Breite verstärkt. Von der Columbia University kam Jungnationalspieler Maodo Lo, der in Bayreuth aber wegen der EM-Qualifikation noch fehlen wird. Ebenfalls neu dazu kam der 2,08 Meter große weißrussische Centerroutinier Vladimir Veremeenko (Reggio Emilia/Italien), mit dem Trainer Andrea Trinchieri in der Saison 2013/14 schon einmal bei Unics Kazan zusammenarbeitete.

Somit bleibt der Konkurrenz in erster Linie die Hoffnung, dass der Spielfluss bei den Domstädtern unter dem Abgang von Bradley Wanamaker zu Darüssafaka Istanbul leiden könnte. Trinchieri hat da allerdings keine Bedenken nach der Verpflichtung des 29-jährigen französischen Nationalspielmachers Fabien Causeur, der mit LK Vitoria (Spanien) im Final-Four der Euroleague stand: „Wir wollen unsere Spielphilosophie erweitern. Dafür ist Fabien Causeur ein wichtiger Baustein. Er bringt fünf Jahre Euroleague-Erfahrung mit, ist groß und hat einen außerordentlichen Basketball-IQ. Ich bin mir sicher, er hebt uns auf das nächste Level!“

DE Trento: Auf Anhieb in der höchsten Liga etabliert

Seit der Vereinsgründung 1995 hat sich Dolomiti Energia Trento zwei Jahrzehnte lang durch die Niederungen der italienischen Ligen in Richtung Spitze vorgearbeitet. Dem erstmaligen Aufstieg in die Eliteliga 2014 ließ der Neuling eine starke Debütsaison im Oberhaus folgen. Angeführt vom damaligen Liga-Topscorer Tony Mitchell (Xianglan/China), schlossen die Trentiner die Hauptrunde auf Platz vier ab, verloren dann aber im Viertelfinale gegen Sassari mit 1:3. Maurizio Buscaglia durfte sich danach als „Trainer des Jahres“ feiern lassen. In der zurückliegenden Spielzeit kamen die Südtiroler als Tabellenachter ins Ziel und waren in der ersten Playoff-Runde mit 0:3 gegen den späteren Meister EA Mailand chancenlos. Ausgesprochen erfolgreich verlief indes ihr Vereinsdebüt im internationalen Geschäft. Im Eurocup drangen sie bis ins Halbfinale vor und scheiterten dort nur denkbar knapp am französischen Erstligisten SIG Straßburg.

Zahlreiche Neuzugänge gingen bei den Norditalienern während der Sommerpause an Bord. Mit Aaron Craft (25; 188 cm) engagierte man einen Pointguard, der die vergangene Saison bei Szolnoki Olajbanyasz in Ungarn begonnen hatte und dann ab Januar für die Santa Cruz Warriors in der amerikanischen D-League aktiv war. Swingman David Lighty (28; 195 cm) verbrachte die zurückliegenden zwei Spielzeiten bei ASVEL Lyon-Villeurbanne und gewann dort eine französische Meisterschaft. Zuvor spielte Lighty in Italien bereits für Cantu und Cremona. Reichlich Erfahrung kann der 31-jährige portugiesische Shooting Guard Joao Gomes beisteuern, der zuletzt in der ersten spanischen Liga für Andorra auflief.

Forward Dustin Hogue (24; 198 cm) zählte mit knapp 13 Punkten und über acht Rebounds bei Neas Kifisia Athen in Griechenland zu den Leistungsträgern. Direkt am Brett soll US-Center Johndre Jefferson (28; 207 cm) vom türkischen Erstligisten Konyaspor aufräumen. Er überzeugte bereits in der Saison 2014/15 im Dress von Varese mit durchschnittlich 11,8 Punkten und 8,6 Rebounds.

Andres Forray, ein Italo-Argentinier, der bereits seit 2011 für die Trentiner auf Korbjagd geht, sowie die Nachwuchsspielmacher Diego Flaccadori, Riccardo Moraschini (Mantova) und Andrea Bernardi (Tezenis Verona) bilden die Alternativen im Backcourt. Luca Lechthaler, Filippo Baldi Rossi und der erst 18-jährige Neuzugang Isacco Lovisotto (Virtus Bologna) konkurrieren um Einsatzzeit auf den großen Positionen.

Beim eigenen Turnier unterlag DE Trento zunächst unglücklich dem Deutschen Meister Bamberg mit 63:64, weil Flaccadori in den Schlusssekunden nur einen von drei Freiwürfen verwerten konnte. Im kleinen Finale sicherten sich die Südtiroler dann mit 85:83 über den slowenischen Erstligisten Olimpia Ljubljana den dritten Platz. Beste Werfer waren Flaccadori (21 Punkte), Forray (17) und Craft (10).

Riesen Ludwigsburg: Höhere Ziele

Dreimal in Folge hat John Patrick die Riesen Ludwigsburg in die Playoffs geführt. Die Vertragsverlängerung für den amerikanischen Trainer um weitere drei Jahre bis 2019 kam da nicht überraschend. „Ich bin froh, dass ich hier eine Perspektive habe“, sagt der zweimalige „Trainer des Jahres“ und peilt nun höhere Ziele an. „Man kann sehen, dass wir wachsen und uns in die richtige Richtung entwickeln. Letzte Saison haben wir die Erwartungen übertroffen. Es gibt trotzdem einige Bereiche, in denen wir uns verbessern können, und irgendwann wollen wir schon in das Halbfinale einziehen!“ Mit Spannung bleibt abzuwarten, wie die Riesen den Abgang von Leistungsträgern wie Jon Brockman und Kerron Johnson (beide Ziel unbekannt) oder Royce O’Neale (Gran Canaria) verkraften werden. Bekanntester Neuzugang ist der Ex-Göttinger Swingman Alex Rouff, der zuletzt auch beim spanischen Erstligisten Bilbao eine gute Rolle spielte. Ebenfalls aus der spanischen ACB kommt Brockman-Nachfolger Jack Cooley (Unicaja Malaga), der in seiner Vita schon 16 NBA-Einsätze für Utah Jazz vorweisen kann. „Er kämpft um jeden Ball. Das ist genau die Einstellung, für die wir stehen wollen“, sagt Patrick. Direkt vom College (Northern Iowa) kam Spielmacher Was Washpun in die Barockstadt, über Europaerfahrung verfügen indes Guard David Gonzalvez (Kouvola/Finnland) und Forward Kelvin Martin (Agrigento/Italien). Mit „Wühlbüffel“ Jason Boone und Defensivspezialist Tekele Cotton haben den Riesen zwei bewährte Amerikaner die Treue gehalten.

Auf den deutschen Positionen gesellen sich zu Routinier David McCray und der letztjährigen Saisonentdeckung Brad Loesing der Deutsch-Amerikaner Chad Toppert (München), der ehemalige Baunacher Pro-A-Topscorer Johannes Thiemann, College-Rückkehrer Martin Breunig, die deutsche Aufbau-Hoffnung Bazoumana Koné (Hamburg) und Center-Eigengewächs Eyke Prahst.

Bilder