Hitze und Dürre Landwirte beginnen sechs Wochen früher mit der Maisernte

Von Hans-Jochen Schauer und Wolfgang Karl
Holger Rabenstein zeigt einen Maiskolben auf einem seiner Felder, der aufgrund der Hitze nicht ausreift. Foto: Hans-Jochen Schauer Foto: Moritz Kircher

ZIPS. Die Bauern schlagen Alarm. Ihr Mais verdorrt. Seit Monaten hat es kaum noch geregnet, dazu kommt die Gluthitze. Auch in den kommenden Tagen ist keine Besserung in Sicht. Die Landwirte können deshalb nicht länger warten und haben mit der Maisernte begonnen – sechs Wochen früher als in normalen Jahren.

 
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In der guten Stube von Großbauer Holger Rabenstein sitzen sie um den Tisch. Die Gesichter sind ernst: der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Karl Lappe, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Fachberater Martin Baumgärtner von der BBV-Geschäftsstelle Bayreuth und Hausherr Rabenstein. Sie alle wissen: Jetzt kommt es auf jeden Tag an. Seit einer Woche schon holen die Landwirte im Landkreis den Mais von den Feldern. Es gilt, den Mais schnell zu ernten, denn die Pflanze muss von den Feldern, um in diesem brütend heißen Sommer zu retten, was noch zu retten ist.

Die Hitze macht bei der Maisernte viele Probleme

Denn die Maispflanzen und -blätter vertrocknen von unten her. Die Maisbestände auf sandigen Böden, die keine Niederschläge erhalten haben, sind gelbbraun und notreif. „Schaut aus wie ein Kaktus“, sagt Rabenstein. „Am Tag rollen sich die Blätter zusammen, damit die Pflanze vor Hitze geschützt wird“, sagt Baumgärtner.

Wichtig seien die Temperaturen, so Rabenstein. „25 Grad sind ideal für die Ernte“, sagt Lappe. Da sich die trockenen Maisbestände unter der Hitze des Tages aufheizen, müssen die Landwirte in den Morgen-, Abend- und Nachtstunden die Bestände häckseln und einfahren. „Dies ist notwendig, weil sich bei sehr trockenem Erntegut der Mais im Fahrsilo nicht silieren lässt und es zu Schimmelbildung kommen kann“, sagt Landwirt Rabenstein. „Es soll nicht zu Fehlgärungen kommen“, fügt Kreisobmann Lappe hinzu.

„Wegen des fehlenden Wassers stirbt die Pflanze ab“

Die Maiskolben schauen aus, als wären sie an manchen Stellen angenagt; wo sonst leuchtend gelbe Maiskörner sitzen, sind cremeweiße Stümpfe zu sehen. „Auf trockenen Beständen sind die Kolben nicht ausgereift, die Restpflanze verdorrt“, sagt Lappe. „Wegen des fehlenden Wassers stirbt die Pflanze ab“, ergänzt Baumgärtner. „Bei guten Beständen wäre es besser zu warten, bis die Reife ein Stück fortgeschritten ist“, sagt Obmann Lappe.

In normalen Jahren werde der Mais in vier, fünf Tagen abgeerntet, so Rabenstein. Aufgrund der unterschiedlichen Reifestadien könnten die Bauern im Landkreis den Mais heuer zu drei verschiedenen Zeiten ernten. „In Tal- und Waldlagen merkst du jeden Meter“, berichtet Rabenstein. Bodenart, Lage und Sonneneinstrahlung seien der Grund dafür, so Lappe.

Bis zu 30 Prozent Ernteverlust

Zu allem Unglück würden nun auch die Wildschweine in den Maisfeldern ihr Unwesen treiben. „Fünfzehn bis 70 Prozent der Ernte können dabei vernichtet werden. Die Jagd auf die Eindringlinge nutze nicht viel. „Die Tiere vermehren sich schnell“, sagt Kreisbäuerin Seyferth. Doch in diesem Sommer hat Rabenstein noch keine Wildschweine gesehen. „Denen ist es zu heiß, selbst in der Suhle waren sie nicht. Wir wissen nicht, wo sie sind.“

Holger Rabenstein wird mit oder ohne Wildschweine die Maisernte schnell hinter sich bringen. Insgesamt acht Mann werden dabei mit ihren Fahrzeugen und Maschinen im Einsatz sein. Auf 105 Hektar hat er Mais stehen. Jeder Hektar bringt ungefähr 45 Tonnen. Allein 2000 Tonnen sind für die 150 Kühe im Stall des Zipser Großbauern bestimmt. Die Ernte in diesem Jahr werde 20 bis 30 Prozent geringer ausfallen als üblich, so Rabenstein. Dabei dürfte der Schaden noch geringer ausfallen als beim Grünland. „Dort muss in den nächsten zwei Wochen unbedingt Regen fallen“, so Lappe.

Achtung: Erntefahrzeuge vor allem in den frühen Morgenstunden unterwegs

Weil die Ernte heuer in kürzester Zeit eingebracht werden muss, appelliert der Bayerische Bauernverband an alle Halter und Fahrer von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen, sich umsichtig und rücksichtsvoll im Straßenverkehr zu verhalten. Besondere Rücksichtnahme sei auf den Straßen bei der Begegnung mit anderen Verkehrsteilnehmern angesagt. Zudem werden die Erntefahrzeuge schon früh um 5 oder 6 Uhr starten. „Bei hohen Temperaturen kann es sein, dass wir abends erst um 19 Uhr beginnen können und bis tief in die Nacht hinein arbeiten. Spaß macht das nicht“, sagt Rabenstein.

Man solle vorsichtig beim Überholen sein, sagt Martin Prechtl von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken. In der Erntezeit komme es immer vermehrt zu Unfällen durch Überholvorgänge, gerade an unübersichtlichen Stellen. Denn die Landmaschinen sind bereits Mitte August unterwegs, um Mais zu ernten. „Die Maschinenführer wissen aber normalerweise, wie mit den Landmaschinen im Straßenverkehr umzugehen ist“, sagt Prechtl. Im Vergleich zu anderen Jahren könne er aber keine Aussage treffen: Nur bei einem Todesfall gebe die Pressestelle des Polizeipräsidiums eine Meldung heraus. Andere Unfälle würden durch die Dienststellen vor Ort vermeldet. Dadurch, dass die Landmaschinen immer größer würden, bliebe für die anderen Verkehrsteilnehmer immer weniger Platz, weswegen die großen Maschinen mit Warntafeln und gelbem Rundumlicht ausgestattet seien.

Heuer kaum verschmutzte Straßen

Harald Düplois von der Polizeiinspektion Pegnitz kann keine Behinderung aufgrund des früheren Erntezeitpunktes erkennen, im Gegenteil: „Wir haben sonst immer mal wieder verschmutzte Fahrbahnen zur Ernte, in diesem Jahr nicht. Das kann auch an der Trockenheit liegen, dass es heuer besser ist“, sagt Düplois. Dass die immer größer werdenden Erntemaschinen keine immer größer werdenden Probleme mit sich bringen, erklärt Düplois so: „Wir sind doch eher eine ländliche Gegend, da rechnet man schon mit Erntemaschinen.“

Der Geschäftsführer des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz, Johannes Scherm, sieht keine Kapazitätsprobleme im Moment: „Die Technik kommt aufgrund des Wetters früher zum Einsatz, die Ernte läuft gerade voll. Wir haben gedacht, dass sich die Maisernte länger hinzieht, aber es geht gerade relativ flott“, sagt Scherm. Auch die Bestände, die bisher noch grün waren, seien aufgrund des fehlenden Regens bald abzuernten. „Technik ist ausreichend da. Kapazitätsprobleme bekommen wir also dennoch nicht.“