Historikerin Sylvia Habermann erinnert an vergessene NS-Opfer Zwangsarbeit: 29 Babys starben grausamen Tod

Peter Engelbrecht
 Foto: red

Keine Gedenktafel erinnert an sie: Mindestens 29 Babys und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen starben in Bayreuth während des Zweiten Weltkrieges an den miserablen Lebensumständen.

 
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Das älteste Kind war gerade einmal eineinhalb Jahre alt. Als Zeitraum der Todesfälle werden der 28. Januar 1943 bis zum 19. März 1945 genannt. Diese neuen Forschungsergebnisse nannte die Historikerin Sylvia Habermann bei ihrem Vortrag „Vergessene Opfer des Nationalsozialismus“ im Evangelischen Bildungswerk. Zwei Jahre lang habe sie geforscht, berichtete die Leiterin des Historischen Museums, doch das gefundene Archivmaterial war spärlich.

Babys waren unterernährt

Ein Schwerpunkt ihrer Forschungen waren die Babys der Zwangsarbeiterinnen, die nach offiziellen Angaben angeblich an Unterernährung, allgemeiner Schwäche, Mangelernährung, Herzschwäche oder Bronchitis gestorben sind. So jedenfalls steht es in Archivunterlagen. „Sie wurden Opfer der NS-Ideologie“, stellte Habermann fest. Die Mütter mussten 16 Tage nach der Entbindung wieder an die Arbeit, lauteten die Vorschriften. Die Babys blieben sich selbst überlassen, ihr Tod war geplant und einkalkuliert. In der alten Baumwollspinnerei in Bayreuth mussten viele Zwangsarbeiterinnen aus dem Osten während der NS-Zeit arbeiten. Deren Babys wurden auf dem Gelände in einer „Betreuungsstätte“ untergebracht, berichtete die Bayreuther Historikerin Sylvia Habermann.

Zur zweiten Kategorie der vergessenen Opfer zählte sie sechs Frauen aus dem KZ Ravensbrück, die auf dem Stadtfriedhof anonym bestattet wurden. Sie hatten einen Transport in geschlossenen Güterwagen von Ravensbrück ins Dachauer KZ-Außenlager Burgau nicht überlebt. Die dritte Gruppe sind fünf Kinder, die von den Eltern oder Angehörigen zum Kriegsende hin in Bayreuth ermordet wurden. Die Täter wollten die Nachkriegszeit nicht erleben und rissen die Kinder mit in den Tod.


Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der Samstagsausgabe (8. Dezember) des Nordbayerischen Kuriers.

Archivfoto: Mayer

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