Gewerkschaft: So billig wäre es in der freien Wirtschaft wohl nicht
Ganz ähnlich sieht es Peter Schall, Landesvorsitzender bei der zweiten Polizistenvertretung, der Gewerkschaft der Polizei. „Wir sind froh, wenn wir da entlastet werden“, sagt er. Die Polizei solle nur noch in Ausnahmesituationen eingesetzt werden, fordert er. „Wenn es um gewöhnliche Schwertransporte geht, werden das private Firmen genauso gut machen können.“ Lediglich wo massive Eingriffe in den Straßenverkehr notwendig seien, sieht Schall weiterhin die Polizei gefordert.
3700 Einsatzstunden für 200.000 Euro – damit kostet eine Einsatzstunde der Polizei rund 54 Euro. „So billig wie unsere Begleitung wäre es in der freien Wirtschaft wohl nicht“, schätzt Hermann Benker. Und trotzdem rennen die Polizeigewerkschaften zumindest bei Windrad-Unternehmen mit ihrer Forderung offene Türen ein.
Wenn die Polizei zum Einsatz muss, steht der Schwertransport rum
„Wenn Transporte nicht rausgehen können, hat das immense Folgen“, sagt Felix Rehwald von Enercon. Das Unternehmen betreibt auch ein Werk in Hof. Die Absprachen mit der Polizei funktionierten in der Regel gut. Aber es komme immer wieder vor, dass die eingeteilten Beamten spontan zu Einsätzen gerufen werden. Dann steht der Transport. Dadurch seien Enercon bundesweit im vergangenen Jahr 830 Tage Baustellenverzug entstanden – mit Kosten von 3,5 Millionen Euro.
Rehwald: „Das ist ein erhebliches Problem, und es gibt Alternativen.“ Der gleiche Sicherheitsstandard könne mit privaten Begleitfahrzeugen gewährleistet werden. Das hätten Pilotprojekte gezeigt, die seit 2002 in Norddeutschland laufen.
Speziell geschultes Privatpersonal soll die Schwertransporte sichern
Die gleiche Einschätzung bei Ostwind. Das Windrad-Unternehmen aus Regensburg baut derzeit mehrere Anlagen im Landkreis Bayreuth. „Wir sehen das durchaus positiv“, sagt Ostwind-Sprecher Christoph Markl-Meider. Die Sicherheit der Transporte könne genauso durch geschultes Personal gewährleistet werden. „Die Polizei hat besseres zu tun, als Dinge zu machen, die man auch anders organisieren kann.“
Knapp zwei Stunden hat die Transportbegleitung vom Autobahnparkplatz Paradiestal bis zur Baustelle bei Alladorf gedauert. Gut möglich, dass Michael Kofer und seine Kollegen von der Polizei bald nicht mehr vor oder hinter Schwertransporten herzuckeln müssen. „Eine Entlastung wäre das schon“, sagt der 58-Jährige. „In den drei bis vier Wochen, in denen jetzt Teile für die Baustelle angeliefert werden, habe ich mehr Transportbegleitungen gemacht, als in meinem ganzen bisherigen Berufsleben.“