Herzogkeller: Beschwerden über Lärm

Von Andrea Pauly
Klar, wenn Party ist, wird's laut auf dem Herzogkeller. Und im Biergarten vielleicht mal während der Saison auch. Jetzt haben sich Anwohner aber über Jugendliche beschwert, die wohl eher in der Kulmbacher Straße "abhängen". Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Grölende Jugendliche, Sturzbetrunkene, die Auto fahren, Müll und Scherben sowie massive Lärmbelästigungen. Anwohner aus drei Häusern in der Kulmbacher Straße beklagen sich in einem Beschwerdebrief über Gäste aus dem Herzogkeller.

 
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Jeden Samstag, bei größeren Festen teilweise sogar von Donnerstag bis Samstag, und oft bis in die frühen Morgenstunden fühlen sich einige Anwohner der Kulmbacher Straße belästigt. Nachdem im September ein regelrechtes Gelage mit rund 20 Jugendlichen vor dem Haus Nummer 79 stattgefunden habe, sei es genug gewesen, berichten die beiden Initiatorinnen einer Unterschriftenaktion. Die beiden Frauen, 27 und 54 Jahre alt, haben ein Schreiben an die Stadt Bayreuth, die Polizei und an den Herzogkeller gesandt, in dem sie sich über den Lärm beschweren und mehr Polizeipräsenz fordern. Auch dem Kurier liegt das Schreiben vor. Insgesamt 16 Bewohner aus drei Gebäuden haben es unterzeichnet.

"Highway to hell" im Schlafzimmer

Für die 54-Jährige ist der Herzogkeller ganz in der Nähe das Hauptproblem: Jedes Wochenende würden dort "Jung und Alt, Dick und Dünn bespaßt. Die Veranstaltungen häufen sich, da wird der Lärm immer größer." Bei größeren Veranstaltungen laufe die Musik bis 5 Uhr morgens, "und zwar so laut, so dass ich 'Highway to hell' im Schlafzimmer mitsingen könnte". Den ganzen Sommer über sei es vor allem samstagnachts unerträglich gewesen. "Die Fenster zu kippen, kann man sich am Wochenende permanent sparen." Auch kleine Kinder, die im Haus wohnen, würden durch den Krach auf der Straße immer wieder geweckt, fügt ihre Nachbarin hinzu. Lärmende Gruppen kämen den Weg hinauf, der zwischen Herzogkeller und Jugendzentrum verläuft, sagt die 27-Jährige.

Betreiber widerspricht

Der Betreiber des Herzogkellers, Sandro D’Ambrogio, widerspricht: Er könne sich nicht vorstellen, dass seine Gäste verantwortlich für den Ärger der Anwohner sind: „Unsere Kunden kommen alle aus der Hindenburgstraße. Der Hintereingang ist zu“, sagt er. In den vergangenen Monaten sei außerdem in erster Linie Biergartenbetrieb gewesen, der ende zwischen 22 und 24 Uhr.

Runder Tisch mit Polizei und Anwohnern

Die im Beschwerdebrief aufgeführten Jugendlichen, die "vorglühen", seien nicht seine Kundschaft, betont D'Ambrogio. „Unsere Klientel ist 30 aufwärts. Ich glaube nicht, dass die mit der Schnapsflasche draußen rumlaufen.“ Aber selbst wenn: „Darauf hab ich keinen Einfluss. Und dass jemand betrunken Auto fährt, kann ich auch nicht verhindern.“ D’Ambrogio signalisiert Gesprächsbereitschaft: „Ich bin dabei, wenn es so etwas wie einen Runden Tisch mit den Anwohnern, Polizei und Ordnungsamt gibt.“

Nur ein Anruf im ganzen Jahr

Die Bayreuther Polizei nimmt die Beschwerde ernst. Die Beamten haben die Akten aus dem vergangenen Jahr gesichtet. Einen Hinweis darauf, dass die Kulmbacher Straße einen "neuralgischen Punkt" an den Wochenenden darstellt, haben sie nicht gefunden, sagt ein Polizeisprecher. Lediglich ein einziger Anruf sei 2015 deswegen eingegangen. "Fünf Minuten später war die Streife vor Ort. Da war schon keine Feststellung mehr zu machen." Die Beschwerdeführerin schildert das anders: Zwei Stunden habe sie vergeblich auf die Polizei gewartet. 

Mehr Kontrollen geplant

"Wir wohnen seit 18 Jahren hier und haben uns daran gewöhnt", sagt eine dritte Nachbarin auf Kurier-Nachfrage. Was sie sich wünscht, um den Lärm zu minimieren? Die Frau überlegt. Mehr Polizeikontrollen wären gut, sagt sie dann. "Vielleicht machen die was."

Genau das soll auch geschehen: Bisher sei den Beamten beim Streife-Fahren zwar nie etwas aufgefallen, sagt der Polizeisprecher. Der Bereich rund um die Gastronomiebetriebe werde aber künftig  regelmäßig kontrolliert.

Kein Alkohol im Jugendzentrum

Der Beschwerdebrief liegt auch dem Ordnungsamt der Stadt vor. Die Mitarbeiter haben bereits Kontakt mit den Gastronomiebetrieben aufgenommen, teilt Pressesprecher Joachim Oppold mit. Das kommunale Jugendzentrum "Komm" allerdings spiele in der Debatte keine Rolle: "Es kann ausgeschlossen werden, dass das Jugendzentrum Verursacher der Lärmprobleme ist. Die dortigen Veranstaltungen enden in aller Regel gegen 21 Uhr, spätestens 22 Uhr. Ein Alkoholausschank findet im Jugendzentrum nicht statt", sagt Oppold. Auch das Thema Müll habe die Stadt überprüft: Außergewöhnlich viel davon hätten weder der Stadtbauhof noch das Stadtgartenamt im fraglichen Bereich festgestellt.

Die 54-jährige Anwohnerin freut sich, dass die Polizei mehr Präsenz zeigen will. "Wir wollen einfach am Wochenende in Ruhe schlafen können."

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