Herrmann-Koch-Show: Schnell mal was Gutes

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Der Auftritt in der Oberfrankenhalle war für Spitzenkoch Alexander Herrmann ein Heimspiel. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Er gibt Geheim-Tipps aus der Spitzengastronomie, räumt mit Mythen über Sterneköche auf und bringt selbst ahnungslosen Laien das Kochen bei: Der Wirsberger Alexander Herrmann führt in seiner neuen Koch-Late-Night-Show die ganze Leichtigkeit des Kochens vor. Gelingen alle Gastspiele so wie der vom Kurier präsentierte Tour-Auftakt am Dienstag in Bayreuth, muss sich er sich um die Zukunft der guten Küche keine Sorgen machen.

 
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Denn mit der ihm eigenen Mischung aus einer Portion Charme, kombiniert mit Humor und einer Prise Selbstironie schafft es Alexander Herrmann in nur wenigen Minuten, das Publikum mit der Leidenschaft für sein Metier anzustecken. Obwohl er nach der letzten Koch-Show im Jahr 2013 und 30 Auftritten der Bühne erst einmal den Rücken kehrte. "Weil alles andere, die normale gastronomische Arbeit sonst liegen bleibt." Jetzt legt er wegen des enormen Aufwands während einer Tournee nach jeder Spielwoche eine Woche Pause ein, wie er im Gespräch mit dem Kurier verrät.

Der Weg zum perfekten Essen

Wenn es einen leichten Weg zum perfekten Essen gibt - der 46-Jährige versucht ihn auf spielerische Weise für die Zuschauer zu ebnen. Seine Zielgruppe sind jedoch nicht unbedingt die Angeber und Besserwisser in der Küche. Auch nicht Ewig-Unzufriedenen und Rezeptsklaven, die ohne Milligramm-genaue Anweisungen nervös werden. Eher sind es die schon die Banausen, die mit wenig Kocherfahrung, aber großer Freude am Essen, die der aus Funk und Fernsehen bekannte Spitzenkoch ansprechen will. Was im diesem konkreten Fall bedeutet: Männer und andere Unwissende.

Alles ohne Thermomix

Ihnen erklärt "der George Clooney unter den Sterneköchen", wie Bühnenpartner Marco Laufenberg Herrmann tituliert, wie sie mit einfachsten Mitteln in der Küche zurecht kommen. Und zwar so, dass ein selbst gemachtes Fleischpflanzerl gelingt und sich Frauen und Schwiegerväter beeindruckt zeigen. Alles funktioniert ohne trendige Küchenmaschinen: Das Reich von Alexander Herrmann ist eine "Thermomix-freie Zone". Denn der sei im Grunde nichts anderes als "ein Topf mit Pürierstab für 1400 Euro". Er habe nichts gegen den Thermomix, so Herrmann. "Ich finde ihn halt blöd. Das ist die Entmannung am Herd."

Der Naturbursche aus Bad Berneck

Zurück zum ersten Gericht: Ins Fleischküchla, wie der Bayreuther zum Hackfleischbällchen sagt, kommen bei Alexander Herrmann klein geschnittene, altbackene Brezen. Es darf außerdem nur auf niedriger Temperatur angebraten werden; am besten es schwimmt dabei in einer mit Kräutern gewürzten Buttersoße. "Das Fleischpflanzerl braucht Einfühlungsvermögen", sagt Herrmann. Das heißt, die Pfanne darf nicht zu schnell heiß werden. Versuchen darf als Erster ein Mann mit Zopf aus Bad Berneck, "ein Naturbursche", der über sich sagte, er koche nicht, sonderen bereite Essen zu. Den Geschmack des Fleischpflanzerls kommentierte er trocken mit dem Satz: "So koche ich sie nicht!"

Fisch für die Frau, Ente für den Mann

Wer als Frauenversteher punkten möchte, dem empfiehlt Alexander Herrmann, einen Fisch zu servieren, zum Beispiel eine Dorade. "Wichtig ist, dass die Haut geschuppt ist." Denn so kann der Fisch richtig knusprig werden. Dazu gibt's Auberginenmousse und gehäutete Tomaten. Die Tomaten legt Herrmann vorher in einen "Zaubersud" aus Essig, Wein, Zucker und Gewürzen ein.

Und womit lässt sich ein schwieriger Gast oder der Schwiegervater beeindrucken? Mit einer Ente, im Ganzen gebraten, schlägt Herrmann vor. Mit dieser Ente beeindruckte Herrmann jedenfalls die rund 1200 Zuschauer in der Oberfrankenhalle: Eingewickelt in Folie, wird die gesalzene Ente nämlich bei 70 Grad im Backofen elf Stunden lang gegart. Für die Show wurden natürlich fünf Enten vorbereitet, zubereitet von Sebastian von Metzdorf, Herrmanns fleißigem Assistenten im Hintergrund. Am Ende wird die Ente noch 23 Minuten gegrillt. Beim Zerlegen half ein Schweizer aus dem Publikum, Ingenieur und Ponyhofbesitzer, und stellte sich dabei gar nicht dumm an.

Wie gelingt das perfekte Steak?

"Das perfekte Steak", nur gesalzen und gepfeffert, bei geringer Temperatur in der Pfanne erhitzt und anschließend im Backofen gebraten, machte ebenfalls Appetit. Herrmanns Tipp: Nur mit einem digitalen Fleischthermometer kann genau bestimmt werden, wie "durch" das Steak tatsächlich wird. Mit Rosmarin, Selleriepüree und Balsamico verfeinert, wanderten auch hiervon Kostproben ins Publikum. Doch wer nicht am Mittelgang oder auf den Rängen saß, ging leider leer aus.

Buchhalter Peter macht Sorbet

Der Höhepunkt des Abends war am Schluss nicht Alexander Herrmann, sondern ein unbedarfter Ehemann aus der Oberpfalz. Buchhalter Peter, dessen Reich nicht unbedingt die Küche ist, machte zum ersten Mal ein Dessert - ein Kirschsorbet. Herrmann leitete ihn an, wobei er ihm den Rücken zudrehte. Nur die Zuschauer konnten sehen, wie Peter sich plagte. Erst fand er den Prosecco im Kühlschrank nicht, dann säbelt er sich beim Aufmachen der Flasche mit dem scharfen Küchenmesser fast in den Finger. Mit dem Pürierstab hat er ebenfalls seine liebe Mühe. Dennoch kommt am Ende eine süße Kleinigkeit heraus, die Peter prompt seiner Ehefrau serviert.

Anekdoten aus der Welt des Fernsehens

Zwischendurch erzählte Alexander Herrmann Anekdoten von seinen Erlebnissen als TV-Koch. Wie er bei "Verstehen Sie Spaß?" hereingelegt wurde, Kalbsmedaillons beim Flambieren mit 80-prozentigem Rum ruinierte, und wie ihn Zuschauer wegen der angeblich unhygienischen Bedingungen beim Schau-Kochen im Internet beschimpfen. Der Sternekoch verriet, wie sich der Geschmack auf einem "The Taste-Löffel" optimal entfalten kann. Oder warum es ein Gerücht ist, dass man aus Spitzenrestaurants fliegt, wenn man vom Teller des anderen nascht.

Nach gut drei Stunden und jeder Menge Applaus verabschiedete sich der bekannte, fränkische Koch mit einer Zugabe. Der nächste Auftritt in Berlin (18. Januar) wartet schon, in der näheren Umgebung ist Herrmann zudem noch in Hof (19. Januar), Bamberg (8. Februar) und Nürnberg (4. März) zu sehen.

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