Enge Vernetzung
„Wir streben eine enge Vernetzung von Gründern, Unternehmen und Hochschulen an. Und die Start-ups sind hier die Impulsgeber im Bereich der Digitalisierung“, sagt Katharina Kroll. Die studierte Soziologin und einstige E-Business-Lotsin des Zentrums für Innovation und Neue Unternehmen (IGZ) in Bamberg hat nun für den gleichen Arbeitgeber seit Anfang vergangenen Jahres die Funktion der Netzwerkmanagerin inne. Zusammen mit ihrem Kollegen Ralf Stöcklein betreut sie das Projekt „Lagarde 1“.
Der Name weist auf den künftigen Standort des Neubaus hin, wo sich ab Sommer 2019 - so die derzeitigen Planungen - das „Zentrum für Digitalisierung und Gründung“ befinden soll: auf dem ehemaligen Gelände der Lagarde-Kaserne. Hier werden knapp zwölf Millionen Euro investiert. Von der Regierung von Oberfranken erhofft man sich eine 75-prozentige Förderung.
Sponsoren benötigt
Bescheidener nimmt sich derzeit die Summe für die Netzwerkarbeit aus: Bis 2023 sind 1,25 Millionen Euro veranschlagt. 50 Prozent kommen vom Freistaat, die andere Hälfte muss von der regionalen Wirtschaft fließen. Kroll: „Deshalb arbeiten wir mit großen Unternehmen wie beispielsweise Brose und Bosch zusammen, die uns als Sponsoren unterstützen.“
Und deren Erwartungen und der Projektauftrag sind klar formuliert: Etablierte Unternehmen und frische Start-ups zusammenbringen, um die Digitalisierung voranzutreiben. An diese Aktivitäten angebunden ist auch der Wirtschaftsraum Coburg mit seiner Initiative „Zukunft.Coburg.Digital“ als Konsortialpartner.
„Unsere Netzwerkarbeit steht auf zwei Säulen“, erläutert Kroll. „Zum einen unterstützen wir Gründer ganz konkret bei ihren Vorhaben, beispielsweise bei der Erstellung des Business-Plans oder in rechtlichen Belangen.“ Zum anderen gehe man mit Veranstaltungen und Einladungen gezielt auf die bestehenden Unternehmen zu, um einen Wissenstransfer und Kontakte mit den digitalen Start-ups zu ermöglichen. „Wir wollen, dass beide Seiten voneinander profitieren und eventuell gemeinsame Projekte entstehen.“
Menschen zusammenbringen
Dies steht auch im Fokus der Netzwerkarbeit am digitalen Gründerzentrum Einstein1 in Hof. Als wissenschaftlicher Leiter fungiert Michael Seidel, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Hof.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Campus entsteht für 4,5 Millionen Euro ein Neubau, in dem Jungunternehmer ab Mitte 2019 ihre digitalen Innovationen und Geschäftsmodelle realisieren können - und die regionale Wirtschaft soll dann wissen, wo die frischen Ideen zu finden sind.
„Wir möchten Menschen zusammenbringen“, betont Seidel. „Das ist unser Schwerpunkt und Auftrag.“ Durch die enge Anbindung an die Hochschule Hof sieht sich Seidel in einer hervorragenden Startposition: „Wir können frühzeitig junge Studenten mit interessanten Geschäftsideen identifizieren und haben viele Unternehmen, die bereits enge Partner der Hochschule sind. Das ist ein ansehnliches Grundrauschen, mit dem wir Start-ups und deren neue Technologien sowie die etablierten Firmen zusammenführen können.“
So hätten gerade Letztere verstanden, dass mit der Digitalisierung ein „Megathema“ auf sie zurolle. Analog zum Vorgehen der Kollegen im Bamberger IGZ vertraut Seidel auf Veranstaltungsformate, „die den Faktor Mensch in den Mittelpunkt rücken“.
Von Mensch zu Mensch
Das Digitale Gründerzentrum in Hof solle eine Drehscheibe für den themengebundenen, fachlichen Austausch bis hin zu konkreten Projektvereinbarungen sein. „Bei vielen Kooperationen braucht man nicht gleich Geld oder juristisch geprüfte Verträge.“ Einfach „von Mensch zu Mensch per Handschlag“ reiche manchmal aus, um eine Entwicklungspartnerschaft zu schließen.
Workshops, Referate, Symposien: Dies alles nutzt auch Katharina Kroll als Kontaktplattformen für Gründer und Unternehmen. Sie baut auf die langjährigen Kontakte zu den IHKs in Bayreuth und Coburg, den Handwerkskammern und den Universitäten sowie der Technologie Allianz Oberfranken (TAO) oder Veranstaltungspartnern wie dem Innovationszentrum Region Kronach (IZK) in Kronach.
„Das Vernetzen ist unsere Hauptaufgabe“, sagt Kroll. Für „relativ schwierig“ hält die Projektmanagerin hingegen die konkrete Vermittlung von Projekten. Doch sie zeigt sich offen, Anfragen von Unternehmen, beispielsweise im Bereich Künstliche Intelligenz oder Data Mining, direkt an die Unis weiterzuvermitteln.
Hochschulprofessor Seidel wagt sich einen Schritt weiter. Er zieht es durchaus in Betracht, dass das Digitale Gründerzentrum „Dienstleistungen erbringt, damit die Partner zueinanderfinden können“. „Wir könnten beispielsweise Start-ups dabei unterstützen, den Unternehmen vorzurechnen, welche Ersparnisvorteile diese haben, wenn sie einen Prozess digitalisieren.“