Has it come to this? Playlist zum Brexit

Von Kerstin Fritzsche
 Foto: red

Die Briten wollen raus aus der EU, das Oberhaus hat den Weg frei gemacht. Bitter auch für den Rest von Europa. Denn England ist das europäische Popmusik-Land Nummer 1. England hat uns mit Glastonbury das erste große Musikfestival geschenkt, ein Label, das früh Punk vertrat und exportierte, Vivienne Westwood, die dazu Konzerte organisieren ließ und die passende Mode entwarf. England schenkte uns eine Vielzahl der schönsten Fußball-Gesänge. Daher: Hier noch mal unser Soundtrack zum Brexit, den ihr auch auf Spotify laden könnt.

 
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The Clash – Should I stay or should I go?

Jaja, schon klar, den Klassiker der britischen Punk-Musik zitiert jeder heute. Daher wollen wir da auch nicht viel Worte drum machen. Was Anfang der 80er galt, gilt noch immer. Und ist noch immer grandios.

Die Brexit-Zeile: eigentlich komplett die ersten beiden Strophen:

"Darling, you gotta let me know
Should I stay or should I go?
If you say that you are mine
I'll be there till the end of time
So you gotta let me know
Should I stay or should I go?

It's always tease, tease, tease
You're happy when I'm on my knees
One day is fine and the next is black
So if you want me off your back
Well, come on and let me know
Should I stay or should I go?"

 

The Verve – Bitter Sweet Symphony

Ebenfalls ein Klassiker, der hier natürlich nicht fehlen darf, ist der Herzschmerz-Song von The Verve, der Sommer-Hit des Jahres 1997, nicht nur in England. Was erst später bekannt wurde (und für ein bisschen Ärger sorgte): Der Song beruht auf einer instrumentalen Version des Songs „The last time“ von den Rolling Stones, in einer Interpretation des Andrew Loog Oldham Orchestras. Das hatte auch schon eine recht monotone und vage Bearbeitung des Stones-Songs gewagt. "The Verve nahmen diese Bearbeitung als Hintergrund (wie einen Loop) für eigene, ihrerseits nur vage formulierte Gesangsphrasen, reduzieren also die ohnehin schon dünne Struktur der Easy-Listening-Vorlage", heißt es bei Wikipedia auf den Punkt formuliert.

Die Brexit-Zeile: "I can’t / I can’t change / I can’t change no no"

 

Bonnie Tyler – Total Eclipse of the Heart

Dieser Song war und ist der größte Erfolg in der Karriere der Sängerin aus Wales. Geschrieben von Jim Steinman, veröffentlicht auf Tylers fünftem Album „Faster than the speed oft he night“ 1983. Die Single ist eine der erfolgreichsten eines weiblichen Stars in England aller Zeiten.

Die Brexit-Zeile: "Turn around / I don't know what to do and I'm always in the dark / we're living in a powder keg and giving off sparks"

 

Blur – Best  Days

Wo The Verve und Oasis sind, sind Blur nicht weit. Die Band um Damon Albarn lieferte sich in den 90ern eine Hit- und Verkaufsschlacht vor allem mit Oasis in der Britpop-Phase. Eins der besten Lieder von ihnen ist gar nicht so poppig, sondern eine Ballade: "Best Days". Wir fragen uns, ob das jetzt echt die besten Tage mit Großbritannien waren.

Die Brexit-Zeile: "Door bells say goodbye to the last train / over the river they all go again / out into leafy nowhere / hope someone's waiting out there for them"

 

The Communards – Don’t leave me this way + Never can say goodbye

Die Communards, 1985 von Jimmy Somerville und Richerd Coles gegründet, hatten viele Hits, aber nur zwei sind eigentlich über Großbritannien hinaus im Ohr geblieben: "Never can say goodbye" (1987) und "Don’t leave me this way" (1986). Beide Coversongs eignen sich freilich hervorragend für unseren Brexit-Soundtrack. Welche Partei aber was sagt, also sich verabschiedet oder den anderen bittet zu bleiben – dürft ihr euch selbst aussuchen.

Die Brexit-Zeilen: "Oh baby, my heart is full of love / and desire for you / so come on down / and do what you've got to do"

"Never can say goodbye / every time I think I've had enough, I start heading for the door / there's a very strange vibration-a piercing me right through the core / it says "turn around you fool, you know / you love her more and more / Tell me why, is it so? / Don't want to let you go"

 

Marina and the Diamonds – Blue

Marina and the Diamonds ist der Künstlername der walisischen Singer-Songwriterin Marina Lambrini Diamandis. Der Zusatz "The Diamonds" beruht auf Diamandis’ bürgerlichem Familiennamen und steht nicht für ihre Begleitband.  Ihr Song "Blue" behandelt – wie die meisten Lieder in der globalen Musikwelt natürlich – eine Trennung. Warum sie mit dem Song in diese Liste gehört? Naja, als Griechin würde es ihr mit einem Brexit sehr viel schwieriger fallen, in London zu studieren und danach zu bleiben, um eine Karriere über kleine Underground-Clubs zu beginnen. Und England wiederum könnte das nicht als "Made in Britain" ausgeben.

Die Brexit-Zeile: "We’ve broken up and now I regret it / I said goodbye when I shouldn’t have said it"

 

The Streets – Has it come to this?

2001 beglückte Rapper The Streets England und dann den Rest Europa smit einem völlig neuen Stil. Die Stilblüte dessen quasi ist sein Song "Has it come to this?" – was auch als Frage für den Brexit gelten mag, gerne auch gefragt als "How has it come to this?". Das fragen wir uns nämlich immer noch, warum wieso weshalb warum es eigentlich so weit kommen musste.

Die Brexit-Zeile: "Make yourself at home / we got Diesel or some of that home grown / sit back in your throne / turn off your phone cause this is our zone"

 

Oasis – Wonderwall

"Wonderwall" ist für Oasis-Fans, aber auch viele andere Liebhaber des Britpops der beste britische Song überhaupt. Er wurde im Oktober 1995 veröffentlicht und stammt vom Erfolgsalbum der Band "What’s the Story (Morning Glory)?". Geschrieben wurde es von Noel Gallagher wohl für seine damalige Freundin Meg Mathews, das weiß man aber nicht so genau, wie man bei den Gallagher-Brüdern nie so genau weiß, was wahr ist und was nicht. Im Zweifelsfall sind die Medien schuld, wie hier auch: Nach der  Trennung bestritt Noel einen Zusammenhang und verwies auf die Medien, die das Stück falsch interpretiert hätten. Der Titel ist übrigens keine Idee von Oasis, sondern stammt von dem 1968 erschienenen gleichnamigen Album George Harrisons, das wiederum der Soundtrack zum eher unbekannten, gleichnamigen Film ist.

"Wonderwall" wurde auch schon vielfach als Fußball-Hymne eingesetzt. Es ist vor allem seit mindestens 2012 die Hymne von Manchester-United-Fans. Zuletzt veranstalteten Werder-Bremen-Fans damit einen Zauber gegen den drohenden Abstieg ihres Vereins in der vergangenen Saison. Unter dem Hashtag #greenwhitewonderwall gab es eine riesige Fan-Aktion. Ganz Bremen war eine Woche lang grün, und zum entscheidenden Spiel sangen die Fans stundenlang „Wonderwall“. Das erste Mal hatten sie das im August 2015 beim Gastspiel gegen West Ham getan: 90 Minuten nonstop.

Die Brexit-Zeile: "And maybe…. You’re gonna be the one who saves me….! And after all you’re my wonderwall!"

 

Everything but the girl – Missing

1994 erschien der Dancepop-Song "Missing" von Tracy Thorn und Ben Watt. Das Lied kletterte in England auf Platz 3 in den Charts und wurde in Deutschland sogar Nummer 1 – mehrere Wochen lang hielt es sich dort. Dass Engländer wehklagen, das gefällt uns Deutschen offensichtlich. Und dann ist das Ganze auch noch tanzbar. Da Deutschland ja der größte Geldgeber innerhalb der EU ist, sicherlich ein passendes Bild. Und auch falls die Welt untergeht – wir tanzen einfach weiter.

Die Brexit-Zeile: "But you don't live there anymore / it's years since you've been there / now you've disappeared somewhere, like outer space / you've found some better place"

 

Spice Girls – Wannabe

So viele Sternchen wollen Stars sein. Dabei sind sie nur Wannabes. Wollen kann man ja viel: aus der EU austreten, nur das Geld von der EU, bessere Agrar-Subventionen, besser aussehen, besser sein als der Rest, endlich mal wieder die Fußball-EM gewinnen. Soll noch mal einer sagen, Britain’s top Girl Band hätte nur seichte Texte dahingeflötet, die nichts weiter bedeuten.

Die Brexit-Zeile: "If you wanna be my lover, you have got to give / taking is too easy, but that’s the way it is"

 

The Beatles – Hello Goodbye

Die Pilzköpfe konnten schon immer am besten übers Abschiednehmen singen – neben Herzschmerz natürlich. Und manchmal geht’s auch ums Wiederkommen. Das beschwingt nicht nur, sondern garantiert auch einen Platz in unserer Brexit-Playlist. Liverpool forever!

Die Brexit-Zeile: "You say yes, I say no / you say stop and I say go go go, oh no / you say goodbye and I say hello / Hello hello / I don't know why you say goodbye, I say hello / Hello hello / I don't know why you say goodbye, I say hello"

 

The Sex Pistols - Anarchy in the UK

Wir hoffen nicht, dass das passiert. Aber um es mal mit einem anderen Song der Sex Pistols zu sagen: Egal, was passiert: God save the Queen!

Die Brexit-Zeile: "Your future dream is a shopping scheme / How many ways to get what you want / I use the best, I use the rest / I use the enemy"

 

Oasis – Don’t look back in anger

Je nachdem, wie die Entscheidung ausfällt, wäre das der Song für die Briten oder die EU. Immer nach vorne gucken, weitermachen!

Die Brexit-Zeile: "But don't look back in anger, don't look back in anger / I heard you say / At least not today."

 

Naja, und für die ganze Sache wie auch diese Liste gilt: "But please don't put your life in the hands / of a Rock'n'Roll band / who'll throw it all away".

Dieser Artikel erschien zuerst am 23. Juni 2016, zum Brexit-Voting.

Und hier gibt es unsere Brexit-Liste bei Spotify. Viel Spaß!