Harmonie überall: Da passt kein Wachstuch zwischen die Teilnehmer Tag 9 im „Dschungelcamp“: Wörter sind ihre Sprache nicht

Von Kerstin Fritzsche
 Foto: red

Wer hätte das gedacht, die langjährige Buchstaben-Umdreherin Maren scheitert ausgerechnet am Buchstabieren. Walter hatte eine schlechte Kindheit und nichts nachm Krieg. Rolfe hat ein Wachstuch (und vermutlich einen Rasierer!) und braucht eigentlich ein Schnuffeltuch. Wir Zuschauer wollen nicht nur das gesamt Alphabet kaufen, sondern eigentlich auch eine neue Camp-Mannschaft.

 
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An Tag neun im Dschungel machen sich die Camper mit dem Durchschnitts-TV-Gucker-Bürgertum gemein: Sie reden einfach mal übers Wetter. Sara: „Das ist Hardcore!“ Benjamin: „Mein Gesicht wird nass.“ Rolfe will kein Wachstuch in seinem Schlafgemach und droht mit Abgang, wenn RTL nicht den Regen abstellt. Vielleicht braucht er eher ein Schnuffeltuch?

Das bräuchte Der Mann Aurelio auch, denn sein „Isch bin de Leitwolf!“ wurde vor allem von Patti nicht angenommen, sondern mit einem „Nein, isch bin de Leitwolf!“ pariert. „Nein“, Der Mann Aurelio, „denn ich bin der stärkste.“ Schulterzucken. Sara findet es zwar schon gut, wenn der Mann stark ist. Aber das war's dann auch schon. Höchstens bei „Tische“ könnte der Leitwolf sich ausleben, denn die mag das, wenn der Mann bei ihr als Marionette die Strippen zieht. Vermutlich so lange sie das Plappermaul noch selbstständig tätigen darf.

Den weiteren Verlauf dieses Krisen-Szenarios kriegen wir nicht mit, denn wir sind von Rolfes Frisur abgelenkt. Der Casting-Direktor sieht aus wie frisch geschnitten inklusive Nacken-Rasur. Der wird doch nicht als heimlichen Luxus-Gegenstand einen Rasierer mitgenommen haben? Und wo an welcher Steckdose soll er den denn angeschlossen haben? Ist alles etwa doch nur Fake und die Promis waren die letzten Nächte im Hotel?

Weil bei Regen alle gleich angepisst sind, verbindet das und vertrauliche Gespräche sind möglich. Das erste zwischen „Tische“ und Maren, die beide Singles sind. „Tische“ hat zwar einen Verehrer, will RTL aber nicht verraten, wer das ist, und ob der A- oder Z-Promi oder null Promi ist. Schade. Gespräch Nummer 2 führen Jörn und Walter. Walter leidet angeblich unter Marens Androhung von Gewalt. Jörn gewohnt verständnisvoll: „Naja, Kämpfen gehört eben zum Camp dazu!“ Wir denken: Wer die ganze Zeit sagt, er hat die dicksten und von anderen sagt, sie gingen ihm auf die Eier, braucht sich nicht wundern, wenn er von genau der Person irgendwann mal was auf genau diese bekommt. Aber was macht Walter-Falter? Wanzt sich ganz ekelig beim Zähneputzen an Maren ran, setzt einen Hundeblick auf und drückt emotional so lange Marens Knöpfe, bis diese weich wird, sich entschuldigt und die beiden sich wieder vertragen. Laaaaangweiiiiliiiig! Sich vertragen ist langweilig!

Und nicht nur das: Das war nur der Auftakt für eine neue Folge von #WalterLeaks. Heute: des missverstandenen Show-Talents sensible Seite. Walter erzählt einen vom Krieg. Äh, der Nachkriegszeit. Einer ganz schlimmen Kindheit. „Ich bin ein Gen-Fehler“. Wir wollen ihm da nicht widersprechen. Die anderen sind zu Tränen gerührt. Aber vorbildlich hat Walter sich am eigenen Schopf aus der Misere gezogen und hat, noch vorbildlicher - die CDU und die AfD jubeln - , eine „Kernfamilie“ gegründet, mit Frau und zwei Söhnen. Denn wir hatten ja nix nachm Kriech. Und all das könnte er so nicht ohne seine Frau. Ohne die er nicht sein kann und die er vermisst. Sagt's und drückt 3 bis 5 Krokodilstränen raus. „Aber ich hab das Stück ja bald wieder!“ Sagt mal, wie redet der denn von seiner Frau! Ach so, diese Seite von ihm, aha. Die Familienseite. Also dort, wo er auch nicht kochen muss und es frei Wasser und Wärme gibt. Und er allen sagen und zeigen kann, dass er der tollste Hecht im Teich ist. Also wie jetzt, Benjamin und Jörn würden ja als gute Freiwald-Sprösslinge locker durchgehen.

Patti muss also raus. Und die Sache wird rund, jedenfalls für die Zuschauer, denn so wie bereits vor Erreichen des Camps alle auf eine Probe gestellt wurden, indem Rolfe ihr die Nasenhaare rauszog, werden wir heute noch mal nach dem Auszug auf eine harte Probe gestellt, denn die Hose hängt auf halb acht und man sieht den Schlüppi. Man will das nicht sehen. Viel Spaß mit dem Sushi und see you dann als Patricia Phoinix, gell!?

Szenenwechsel: Dschungel-Prüfung. Benjamin hat sein Selbst nominiert und kommt prompt dran, wo am Unglücksrad sein Selbst hart auf die Probe gestellt wird von Marens Buchstabier-Selbstlos. Die ehemalige Glücksfee hat halt jahrelang nur Buchstaben umgedreht und nicht kombiniert. Und noch dazu waren die beleuchtet! Gut, dass man bei „Buschschweinsperma“ schon mal ins Straucheln kommt – geschenkt. Aber die anderen megaschweren Wörter aus dem Camp-Universum funktionieren auch erst beim vierten Anlauf. „Sydney“ mit Y statt mit I. Ihr Scheitern ist Maren noch nicht mal peinlich. „Ich dacht' mir's schon!“ (aber habe es dann trotzdem falsch buchstabiert, hihi!). An Benjamins Stelle wären wir ausgerastet. So hilflos bei der traurigen Angelegenheit. Dann das Wort „Testosteron“. Maren: „Hab ich nicht, krieg ich auch nicht mehr rein!“ Ja, unter anderem. Wir kaufen ein M, ein A, ein R, ein E und ein N, und dann runter mit der Dame vom Rad und in den Wört(h)ersee, damit der Herr Duden sich nicht länger in seinem Grab umdrehen muss. Aber selbst das würde Maren vermutlich nicht raffen. „Das habe ich bei Benjamin noch nicht erlebt, dass der so die Schuld auf ander schiebt!“ Tja, wenn's da was zu schieben gäbe. Tim Bendzko, übernehmen Sie, denn Wörter sind ihre Sprache nicht.

Noch dazu machen Der Mann Aurelio und Sara die Schatzsuchen-Nachtprüfung nicht. Nur zwei Sterne und auch keine Schokolade. Die halbe Mannschaft fühlt einen „Nachschmerz“. Ja, die Zuschauer auch. „Wir sind alle flach jetzt“, so Rolfe. Ach so, an Kräften, meint er...