Hängepartie für die Eltern dauert an Wie geht's weiter mit der Pavillonschule?

Von Michael Weiser
 Foto: red

Pädagogisch empfehlenswertes Refugium oder überkommendes Provisorium? Über die Zukunft der so genannten Pavillonschule an der Bürgerreuth ist eine Diskussion entbrannt. Eltern fürchten eine Schließung der sanierungsreifen Flachbauten.

 
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Wie das so ist mit Provisorien: Sie können sehr, sehr dauerhaft sein. Zum Beispiel die Pavillonschule an der Bürgerreuth. Es war in den 60er Jahren, da zählte die Graserschule über 800 Kinder. Um Platz zu schaffen, baute man zwei so genannte Pavillons an der Bürgerreuth, zwei Kilometer entfernt. Mittlerweile besuchen nur noch 240 Kinder die Graserschule, doch die Pavillons stehen noch immer. Derzeit bieten sie 78 Kindern Platz. Doch an den Betonschachteln hat der Zahn der Zeit genagt, so stark, dass eine Sanierung unumgänglich scheint. Weswegen Stephan Müller, Fraktionschef der Bayreuther Gemeinschaft im Stadtrat, eine Anfrage gestellt hat: Wie lange der Unterricht dort noch aufrechterhalten werden könne?

Alles andere als eine Routineanfrage. Denn die Frage, ob die Pavillons saniert werden oder gar abgerissen werden müssen, bringt Eltern auf die Barrikaden. Sie haben sogar eine Gruppe auf Facebook gegründet: "Erhaltet die Pavillonschule." Und trommeln dafür, dass ihre Kinder weiterhin am Grünen Hügel zur Schule gehen können und nicht an der an der Kanalstraße, jenseits des Hohenzollernrings. Wie Ulrike Lex, CSU-Stadträtin und Mutter von drei Kindern. "Sicherheit steht im Vordergund", sagt sie, "wer möchte schon seit siebenjähriges Kind zu Fuß oder im Stadtbus auf so einen langen Weg schicken?"  Motto: Kurze Beine, kurze Wege. Wenn man die Filiale der Graserschule schließe, müsse man auch über andere Einrichtungen nachdenken. So gewähre die Stadt ja auch der internationalen Schule in Schloss Thiergarten günstige Bedingungen.

Stefanie Fülbier wiederum sieht gar kein Provisorium mehr in den Flachbauten. Sie seien historisch gewachsen, sagt die Vorsitzende des Elternbeirats, "die Pavillonschule ist mit dem Gebiet Schießhaus entstanden." Nachfrage nach den Pavillons sei unverändert vorhanden: "Der Standort wird wirklich stark frequentiert." Sie kann sich auf Zahlen aus dem Schulamt berufen: Demnach wird die Schülerzahl der Graserschule nicht so schnell schrumpfen, im Gegenteil: In den nächsten vier Jahren könnte die Volksschule um ein Sechstel mehr Schüler als jetzt haben, insgesamt 280.

Angelegenheit wird zur Hängepartie

Den Eltern der Pavillonschule geht es auch um die Qualität des Unterrichts. Ein Umzug von der Bürgerreuth in die Innenstadt habe "viel größere Klassenverbände" zur Folge, "dadurch erfolgt eine geringere individuelle Förderung. Außerschulische Kontakte können die Kinder nicht selbständig pflegen", heißt es auf der Seite der Facebookgruppe Gerade diese "außerschulischen Kontakte"  machen manche Bayreuther stutzig. Auf die Frage, ob in den Pavillons die Kinder wohlhabender Eltern nördlich der Feustelstraße unter sich bleiben sollten, kontert Ulrike Lex mit Zahlen: In der Pavillonschule betrage der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund über 25 Prozent. Allerdings ist der Gesamtanteil wesentlich größer: Fast 40 Prozent der Kinder an der Graserschule haben Migrationshintergrund, jedes zehnte Kind, so schätzen Experten, hat so genannten "pädagogischen Sonderförderungsbedarf". Stefanie Fülbier betont, dass man keine Sonderbehandlung wolle. Auch das Gebäude an der Kanalstraße müsse saniert werden, "wir wollen das Gesamtpaket."

Die Angelegenheit wird zur Hängepartie. Man prüfe derzeit den Entwurf des Raumprogramms der Regierung von Oberfranken, sagt Ludolf Tyll vom Schulreferat. "Empfehlungen können wir nur abgeben, wenn uns die Fakten auf dem Tisch liegen." Noch gebe es nicht einmal Gutachten, wie groß die Schäden seien. Erst nach der Sommerpause werde die Angelegenheit nochmals im Stadtrat diskutiert werden. Immerhin ist nicht zu befürchten, dass der voranschreitende Verfall bis dahin Fakten geschaffen hat: Bis zu fünf Jahre soll in den Pavillons noch Unterricht möglich sei, so die Antwort auf Müllers Anfrage. 

Foto: Wittek

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