Witzig und hurtig
Auf dem Hügel ist Allison Oakes die Gutrune, hier unten zaubert sie englischen Charme und US-amerikanischen Witz in ein Haus, was zu Zeiten der ersten Hausherrin vermutlich für Empörung gesorgt hätte. George Gershwin war ein jüdischer Unterhaltungskomponist, der für den Broadway schrieb; dass er einige geniale Werke komponierte, zu denen nicht wenige seiner Lieder gehören, dürfte Cosima Wagner kaum gerührt haben. Allison Oakes kommentiert ihr Programm mit Augenzwinkern; sie bringt mit „Someone to watch over me“ Laune ins Haus – und sie schenkt uns einen Strauss von englischen Songs, die kaum ein hiesiger Musikfreund kennen dürfte: von Winifred Bury, Ivor Gurney, Armstrong Gibbs, Roger Quilter, Michael Head und Ralph Vaughan Williams. Sie macht aus manchem Lied ein Minidrama, singt die liedhaften Lieder schlicht und schön aus, kündigt Quilters „Now sleeps the Crimson Petal“ als eines der schönsten Lieder des 19. Jahrhunderts an und bringt Vaughan Williams „Silent noon“, diesen harmonisch reichen Nachtgesang, einfach zauberhaft. Sven Friedrich kündigt sie als leicht indisponiert an, aber man hört es nicht. Der Stimme eignet ein Glanz ohne Schärfe, eine Stärke ohne Aggressivität, und Richter behandelt den Steinway mit zärtlichsten Händen (und Füßen): „Sfumato“ ist hier oft.