Auslöser der Militäraktion war vor einer Woche der Tod von 46 Menschen in einem Frauengefängnis nahe der Hauptstadt Tegucigalpa. Die Insassen kamen bei Kämpfen und Bränden ums Leben. Hinter der Gewalttat stehen den Ermittlungen zufolge Kämpfe zwischen den landesweit rivalisierenden Jugendbanden 18 und Salvatrucha.
Ausgangssperre gilt zunächst für zwei Wochen
Präsidentin Castro sagte, „Kämpfe zwischen rivalisierenden Jugendbanden haben zu einem monströsen Mord an Frauen geführt“. Sie entließ den Sicherheitsminister und entschied sich für die Militarisierung der Gefängnisse.
Bestätigt fühlt sich die Präsidentin auch durch ein gewalttätiges Wochenende, bei dem allein am Samstag 21 Menschen getötet wurden. 13 von ihnen wurden Opfer eines Massakers im Schwimmbad in der Gemeinde Choloma im Norden. Neben der militärischen Intervention in den Gefängnissen verhängte Castro eine Ausgangssperre von 21 Uhr bis 4 Uhr für die Stadt Choloma und die Industriemetropole San Pedro Sula, die faktisch in Hand der Jugendbanden sind.
Die Ausgangssperre gilt zunächst für zwei Wochen. Menschenrechtsaktivisten gefällt das nicht. Erika Guevara von Amnesty International kritisierte, dass die Regierung Castro „in einer Zurschaustellung von strafendem Populismus“ das Scheitern der Sicherheitspolitik offenbare und „die Menschenrechtskrise nur vertieft“. Cesar Muñoz von Human Rights Watch geißelt die Situation in den Gefängnissen des Landes: „Es ist wichtig, die Überbelegung zu reduzieren und menschenwürdige Bedingungen sowie Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten für die Insassen zu garantieren.“
Auch viele Chilenen wollen mehr Härte gegen Kriminelle
Trotz der Kritik steht das Konzept aus El Salvador im Moment in ganz Lateinamerika hoch im Kurs. In Kolumbien wollen ultrarechte Politiker das Modell Salvador auch in ihrem Land sehen, um die irregulären bewaffneten Gruppen zu bekämpfen.
In Chile, wo die Kriminalität ungekannte Ausmaße angenommen hat, hält die Bevölkerung laut Umfragen Bukele für einen guten Präsidenten. Die Schriftstellerin Isabel Allende hingegen warnte dieser Tage davor, von einem Modell wie in El Salvador für Chile zu träumen und verglich den 41-Jährigen indirekt mit dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet. „Damals gab es zwar Sicherheit. Aber Unsicherheit und Terror gingen vom Staat aus. Ich habe große Angst, dass die Menschen Sicherheit gegen Demokratie eintauschen.“