Gemeinden spüren große Nachfrage nach Bauland – Häuschen im Grünen im Trend Bauplätze auf dem Land heiß begehrt

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Creußen Foto: red

Schaffe, schaffe Häusle baue: Die niedrigen Zinsen bescheren den Gemeinden eine selten da gewesene Nachfrage nach Bauland. Die Bauabteilungen der Landratsämter in Bayreuth und Kulmbach haben gut zu tun. Nach Angaben des Landratsamt Bayreuth gingen dort seit Anfang des Jahres schon mehr als 375 Anträge ein.

 
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Die Stadt Creußen hat erst vor wenigen Wochen damit begonnen, das Wohngebiet Sonnenleite mit 44 Bauplätzen zu erschließen. „Für 16 Parzellen haben wir bereits Reservierungen“, so Bürgermeister Martin Dannhäußer. Vom zuvor erschlossenen Baugebiet Sonnenhöhe mit 50 Parzellen sind gerade noch fünf Plätze zu haben. „Die Bauherren sind Einheimische oder Zugezogene. Sie kommen aus beruflichen Gründen oder wollen nach der Familiengründung auch Eigentum schaffen“, sagt Creußens Bürgermeister. Ein Grund, in Creußen zu bauen sei die Lage und der Preis. „Der VGN-Anschluss ist unser Trumpf“, so Dannhäußer. Dadurch werde Creußen auch für Berufstätige attraktiv, die in Nürnberg arbeiten. Das Häuschen im Grünen liegt im Trend.

Erst Baulücken schließen

Von sogar sehr hoher Nachfrage spricht Himmelkrons Bürgermeister Gerhard Schneider. Gegenwärtig könne die Gemeinde nur Baulücken im Ort anbieten. Erst im kommenden Jahr gebe es neue Bauplätze. Der Quadratmeter sei dann für 90 Euro zu haben, so Schneider.

Nicht jede Gemeinde setzt so konsequent auf die Ausweisung von Bauland. In Bischofsgrün beispielsweise sollen zunächst die Baulücken im Ort geschlossen werden, so Bürgermeister Stephan Unglaub. Ähnlich verhält es sich in Gefrees und Hollfeld. Den Überblick über die Kosten für den Baugrund im Landkreis hat das Landratsamt. „Die Preise liegen zwischen sieben Euro im entlegenen Weiler und bis zu 165 Euro in Stadtnähe“, sagt Herbert Retzer, stellvertretender Pressesprecher im Landratsamt. Tipps zur Finanzierung des Häuschen im Grünen finden Sie hier.

IW-Studie: kein Bedarf

Doch wo lohnt das Bauen noch? Diese Frage stellt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. Darüber berichtete der Kurier Ende Juni. Die Studie befasste sich auch mit dem Landkreis und der Stadt Bayreuth. Ergebnis: In der Stadt und dem Landkreis Bayreuth sei der Bedarf gedeckt. Eine Umfrage bei ausgewählten Gemeinden ergibt ein anderes Bild.

Entwicklungsperspektive eines ganzen Raums

„Bauen lohnt sich“, sagt Harald Müller, Immobilienmakler bei der Sparkasse Bayreuth. Und zwar im Landkreis dort, wo es eine gute Infrastruktur mit Schule und Arzt, Einkaufsmöglichkeiten und Busverkehr gibt. Diese Bereiche seien tendenziell besser gefragt. „Für die Stadt Bayreuth können wir eine starke Nachfrage bestätigen, auch Pegnitz stehe bei den Bauherren hoch im Kurs.

Nach Müllers Worten verläuft die Wertentwicklung eines Eigenheims regional ganz unterschiedlich. „Grundsätzlich kann sagen, die Lage einer Immobilie ist das wichtigste Kriterium für ihre Wertentwicklung. Je besser die Lage, desto wertbeständiger ist die Immobilie.

Nähe zur Universität

Als Kriterien für die Lage nennt der Immobilienmakler unter anderem die Zukunftsperspektive eines ganzen Raumes und seine Infrastruktur. „Bayreuth ist und bleibt als attraktiver Universitätsstandort und Regierungssitz gefragt“, fasst Müller zusammen.

„Der Bedarf ist noch lange nicht gedeckt“, sagt Holger Bär, Bürgermeister von Goldkronach. Dort werden in Kürze zwei größere Baugebiete von privaten Investoren erschlossen. Die Stadt hat keine eigenen Bauplätze im Angebot. Größere Nachfrage auch beim Markt Thurnau. „Wir haben in der Woche zwei bis drei Anfragen“, sagt Bürgermeister Martin Bernreuther. Auch in Thurnau treten zwei private Träger auf und übernehmen die Erschließung von Wohngebieten. So auch in Speichersdorf, Ortsteil Plössen. Gleichermaßen bemüht sich die Verwaltung des Marktes Thurnau darum, im Ort Leerstände zu nutzen und Baulücken zu schließen. Dazu wurde ein Leerstandskataster eingeführt.

Große Nachfrage kein Strohfeuer

Der gegenwärtige Bedarf ist offenbar kein Strohfeuer. Kommunalpolitiker und private Investoren rechnen offenbar damit, dass die Nachfrage länger anhält. „Mit unserer Baulandausweisung kommen wir der Nachfrage in den nächsten acht Jahren entgegen“, sagt Creußens Bürgermeister Martin Dannhäußer. Nicht anders schätzt Himmelkrons Bürgermeister Gerhard Schneider die Entwicklung ein.

Dabei deutet sich mancherorts auch schon die Trendwende an. Denn das Häuschen im Grünen ist nicht immer eine Garantie für den glücklichen Lebensabend. Nicht jeden Senioren stellt das Landleben zufrieden, einige zieht es zurück in die Stadt, in kleinere Wohnungen. So sagt der Immobilienmakler Müller: „Den Trend zum Altersruhesitz in der Stadt können wir bestätigen.“ Dahinter stehe der Wunsch vieler Senioren nach höhere Lebensqualität im Alter. Eben die beginne mit dem vielfältigen Angebot von Kunst und Kultur in der Stadt, den Busverbindungen und der Nähe zu Ärzten.

„In der Regel möchten sich Senioren verkleinern“, so Müller. Da werde die Eigentumswohnung in der Stadt mit Rundum-Betreuung durch Hausverwaltung und Hausmeister wieder interessant.

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