Gedenkfeier zum 50. Jahrestag Starkes Zeichen der Verbundenheit

Michael Grüner und Brigitte Grüner
Alle geladenen Gäste durften sich in das Buch der Stadt eintragen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann machte den Anfang. Foto: Andreas Beil

US-Hubschrauberabsturz würdevoll geplant

 
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Pegnitz - Würdevoll und bestens organisiert. Es gab am Ende viel Lob und Anerkennung für die Gedenkfeier der Stadt zum 50. Jahrestag des Hubschrauberabsturzes auf der Fischelhöhe. Militärisch präzise der Ablauf, ungewöhnlich der zehnminütige deutsch-amerikanische Gottesdienst. Die Reden vor der Gedenkstätte waren kurz, prägnant und zeitweise zweisprachig gehalten, was von den zahlreichen Ehrengästen und Besuchern respektvoll zur Kenntnis genommen wurde.

Es hat zwar nicht geregnet, aber der August zeigte sich zu Beginn der Gedenkfeier von einer ungewöhnlich kalten und windigen Seite. Pavillons der US-Armee, die am Dienstag aufgrund der schlechten Wetterprognosen noch aufgebaut wurden, boten den Ehrengästen in enger Runde Schutz. Der Pegnitzer Bauhof hatte für den direkten Zugang und das Umfeld der Gedenkstätte noch Hackschnitzel besorgt und ausgebreitet.

Transporthubschrauber landete einen Tag zuvor

Die Gästeliste der Gedenkfeier war lang, international und mitunter prominent. Politisch wie militärisch. Der Ablauf der Gedenkfeier war straff und eng getaktet. Es war nichts dem Zufall überlassen, wie es Mitorganisator André Potzler, Sprecher der US-Armee in Grafenwöhr, schon vor Tagen formulierte. Seit Tagen, Wochen, ja Monaten hat er gemeinsam mit dem Pegnitzer Bürgermeister Wolfgang Nierhoff diese Gedenkfeier auf der Fischelhöhe vorbereitet. Einzig das Wetter machte hinsichtlich der geplanten Flugmanöver einen Strich durch die Rechnung. Der baugleiche Chinook-Transporthubschrauber – dieses Modell wird seit 1962 hergestellt – traf bereits einen Tag vor der Feier aus dem Standort Katterbach bei Ansbach ein. Am Mittwoch durfte keine Maschine wegen der dichten Wolken fliegen. „Das war unser Plan B“, sagte Potzler, auf die Korrektur des militärischen Protokolls angesprochen.

Korrigierend eingegriffen hat Minuten vor Beginn der Gedenkveranstaltung Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Er richtete fast unbemerkt die Amtskette von Bürgermeister Wolfgang Nierhoff zurecht, die der sich vor seiner Begrüßungsrede noch in Eile angelegt hatte. Es war Nierhoffs erster großer Auftritt dieser Art, den er souverän meisterte. Mit ganz persönlichen Worten an die Angehörigen der damaligen Opfer in englischer Sprache. Ärgerlich nur, dass ein Großteil der Rede in den hinteren Reihen nur schwer zu verstehen war, weil das Mikrofon zunächst nicht funktionierte.

Der Bürgermeister blickte auf den 18. August 1971 zurück und schilderte die dramatischen Ereignisse, die sich damals auf der Fischelhöhe zugetragen haben. „Viele können sich noch gut daran erinnern, wo sie waren und was sie machten, als der Hubschrauber abstürzte. Sie haben noch im Kopf, was sie damals dachten und fühlten.“ Nierhoff rief gegenüber den Ehrengästen ins Gedächtnis: „Es war der größte US-amerikanische Unglücksfall auf deutschem Boden. Die Anteilnahme der Pegnitzer Bevölkerung und das Mitgefühl mit den Hinterbliebenen war groß.“ Am 1. Juni 1973 wurde zum Gedenken an dieses Unglück die Gedenkstätte eingeweiht.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bezeichnete die Gedenkfeier als „starkes Zeichen unserer engen Verbundenheit und der festen Freundschaft“ zwischen Amerika und Deutschland. Wie vorher schon Bürgermeister Wolfgang Nierhoff, begrüßte Herrmann, dass die Präsenz der US-Armee in Bayern nicht reduziert, sondern eher gestärkt werde. Mit Blick auf den 18. August 1971 sagte der Innenminister: „Wir sind in Trauer eng mit unseren amerikanischen Freunden verbunden. Die deutsch-amerikanische Freundschaft hat tiefe und feste Wurzeln: historische, wirtschaftliche und menschliche.“ Die 37 Soldaten seien nicht umsonst gestorben, sagte Brigadegeneral Joseph E. Hilbert, der Kommandeur des 7. Army Training Command in Grafenwöhr. Ihre Werte haben die Zeit ebenso überdauert wie die Erinnerung an das Unglück. Er hoffe, dass die Gedenkveranstaltung auch ein Trost für die Familien der Opfer sein werde. Hilbert, der sich in englischer und deutscher Sprache an die Zuhörer wandte, sprach davon, dass der Übungsflug der jungen Soldaten von Ludwigsburg nach Grafenwöhr vor 50 Jahren bei Pegnitz tragisch endete. Sie seien in den gefährlichen Zeiten des Kalten Krieges unterwegs gewesen für ihr Vaterland und für die Demokratie.

Der Brigadegeneral ließ auch die Freundschaft zwischen Bundeswehr und US-Streitkräften nicht unerwähnt. Er dankte für gemeinsame Einsätze und für die jahrzehntelange Freundschaft. Ein besonderer Dank galt auch der Stadt Pegnitz, die nicht nur Ausrichter der Gedenkfeier sei, sondern sich auch über Jahrzehnte um den von der US-Armee seinerzeit in Auftrag gegebenen Gedenkstein gekümmert habe.

Es gebe bei den US-Streitkräften zwei grundsätzliche Prinzipien: Man passt aufeinander auf, und man vergisst die Opfer nicht, erklärte der amtierende Leiter der amerikanischen Botschaft in Berlin, Geschäftsträger a.i. Woodward Clark Price. Für viele Amerikaner sei der 18. August 1971 einer dieser ganz gewöhnlichen Sommertage gewesen, als bei Pegnitz 37 junge Männer zwischen 19 und 26 Jahren im Dienst für ihr Land und im Einsatz für Frieden und Freiheit verunglückten.

Die Partnerschaft zwischen der Stadt Pegnitz und dem 1-6 Field Artillery Bataillon der 41st Field Artillery Brigade in Grafenwöhr sei ein starkes Symbol, das auch diese 37 Soldaten ehre, und dazu diene, die Beziehungen zu vertiefen. Price dankte auch den Pegnitzer Bürgern. Es sei über die Jahre eine wahre Freundschaft im besten Sinne entstanden.

Punkt 9.39 Uhr, dem Zeitpunkt des Absturzes, erhoben sich alle Anwesenden und hielten in Gedanken an die Opfer inne. Die Kranzniederlegung erfolgte mit militärischem Gruß der Soldaten, Herrmann und Nierhoff verneigten sich. Bei der Schweigeminute spielte eine Bläser-Gruppe der US Army Europe Band aus Sembach bei Kaiserslautern das Lied „Ich hatte einen Kameraden“. Während der Reden bot die kleine Instrumentalgruppe einfühlsame „rememberance music“, also ruhige Stücke passend zur Erinnerung an die Verunglückten. Mit den Nationalhymnen beider Länder schloss eine würdevolle Gedenkfeier.

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