Gankino Circus: Dorfmusikanten von Welt

Von Michael Weiser
Jazz, Balkan-Beat, Landler und Klezmer - all das kombinieren Gankino Circus. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein Konzert ist das natürlich nicht. Also, nicht nur jedenfalls. Es ist auch eine Menge Zirkus dabei, überhaupt viel Unterhaltsames, darunter natürlich eine Menge Geschichten, die man glauben kann oder nicht, unterhaltsam sind Gankino Circus jedenfalls.

 
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Frontmann Ralf Wieland ist der Sprecher, er erzählt auf der Bühne des Becherbräu so kauzig wie möglich, dass man das Erbe der Altvorderen weitertrage, als Dorfmusiker, die ihren Betrieb von den Eltern übernommen hätten, die wiederum von den Großeltern und so fort – kurz: In fünfter Generation habe man sich auf das Volksmusikantentum verlegt, bevorzugt in der Pflege von alten Kerwa- und Kirchenliedern.

Was so natürlich nicht ganz stimmt, was so auch nicht klingt, aber irgendwo schon seine Richtigkeit hat: Aus tiefen Wurzeln saugen die Vier Inspiration, aber eben auch aus der ganzen Welt. Jazz, Balkan-Beat, Landler, Klezmer: Alles mögliche stecken sie in den Mixer und wirbeln's durch, auf höchster Drehzahl. Lustigerweise, ohne den Inhalt zu pürieren.

Im Gegenteil: Das klingt präzise, bei allem Tempo ziemlich souverän. Und rhythmisch durchaus fordernd, „verreckt“ würd's der Oberbayer nennen. Dorfmusikanten? So, so.

Dabei sind sie das. Und genau das nicht. Überhaupt sind Gankino Circus ein wandelnder Widerspruch. Dorfmusiker, aber nicht mehr im Dorf zu Hause, sondern in der Stadt. Franken, aber mit einem Hintergrund, der die gesamte Welt einbaut und einlädt. Mit Krawall, aber mittendrin auch mit Poesie – die sie im nächsten Augenblick ironisch brechen. Manchmal geht’s um Saufen, immer aber eigentlich um Grundfragen. Heißt ja nicht, dass das immer Sinn ergeben muss.

Auf der Bühne geben sie die Streithansln, die sich aber im nächsten Moment blendend verstehen. Scherzkekse, aber ganz ernsthafte Musiker. Und was für Musiker: So wirr Wieland auch quasselt – die Qualität der Musik ist unüberhörbar.

Am Ende legt Maximilian Eder ein Schlagzeugsolo hin. Während er das Schlagzeug bearbeitet, entledigt er sich seiner Schuhe, seiner Hose, des Hemdes. Und sitzt schließlich in Turnhose und Fußballtrikot da. Angeblich ist es das Fußballtrikot des Erzrivalen im Nachbarort, ein Akt, der einst mal Frieden stiftete zwischen zwei verfeindeten Vereinen, und darob eine Art Ritus. Behauptet Wieland. Kann man glauben, muss man nicht. Egal, unterhaltsam war's. Was für ein Circus.