Rekordtorjägerin Eugenié Le Sommer trifft
Dass nach Diacres Entlassung ein erfahrener Coach kam, der gerade bei der Männer-WM in Katar mit Saudi-Arabien die Sensation gegen Argentinien vollbrachte, könnte sich als Glücksfall erweisen. Unter Hervé Renard wird wieder gelacht, wie die zurückgekehrte Rekordtorjägerin Eugenié Le Sommer gleich feststellte. Die 34-Jährige hat sich fürs Vertrauen nun einem technisch anspruchsvollen Kopfball zum frühen 1:0 bedankt (17.). – dem 89. Länderspieltor der nur 1,61 Meter großen Ausnahmestürmerin.
Auch auf den nicht minder sehenswerten Ausgleich von Débinha (58.) hatten „Les Bleues“ noch eine Antwort. Dieses Team hat nun beste Chancen auf den Gruppensieg, denn gegen Panama sollte im letzten Spiel (Mittwoch 12 Uhr) nicht mehr viel schiefgehen. Doch der Cheftrainer hat in Australien noch viel mehr vor, sonst hätte sich der Filou laut der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ nicht 600 000 Euro Titelprämie in den Vertrag schreiben lassen.
Große Sympathien für die Südamerikanerinnen
Kollegin Pia Sundhage muss erst einmal sehen, dass die 60 000 in Australien lebenden Brasilianer nicht wieder so enttäuscht werden wie in der Olympiastadt für die Sommerspiele 2032. So war erstmals auch ohne den Auftritt der Australierinnen selbst die Fanzone in Sydney am Tumbalong Park mitten im pulsierenden Darling Harbour zum Bersten gefüllt, weil hier jeder Zweite seine Sympathien für die Südamerikanerinnen auslebte.
Sie sind nun in der dritten Partie gegen Jamaika zum Siegen verdammt. Bei einem Remis würden die „Reggae Girlz“ weiterkommen. Doch mit ihrer individuellen Klasse ist die Seleção klarer Favorit. Außergewöhnliche Qualitäten offenbarte wieder Ary Borges, die zum Auftakt beim 4:0 gegen Panama einen Dreierpack geschnürt hatte.
Brasilien braucht eine bessere Balance
Die 23-Jährige ist eine aus der neuen Generationen, der Sundhage anstellte von Weltstar Marta die Verantwortung übertragen hat. Die Ikone des Weltfußballs kam erneut nur von der Bank, der magische Moment bei der 37-Jährigen blieb als Einwechselspielerin aus.
Insgesamt braucht das brasilianische Team noch eine bessere Balance. Mitunter war es ein Hackentrick oder ein Heber zu viel. „Die Hauptfrage, die wir uns stellen müssen, lautet: Wie halten wir den Ball und finden das Gleichgewicht zwischen kreativem Offensivspiel und einer klugen Defensive? Da müssen wir cleverer spielen“, forderte Sundhage.
Sonst gibt es für einen WM-Favoriten schon in der Vorrunde ein böses Erwachen.