Für ihre dritte WM unternimmt Leupolz in London so manchen Spagat. „Es ist sehr anstrengend, daraus muss man kein Geheimnis machen.“ Bei der Betreuung ihres Sohnes wird vieles über den Arbeitgeber geregelt, wenn sie dann den restlichen Tag mit ihm verbringe, gebe ihr das „enorm viel Energie“. Der Verein hat ihren Vertrag als Zeichen der Wertschätzung bis 2026 verlängert, und Teammanagerin Emma Hayes, die selbst Mutter ist, steht voll hinter ihrer Nummer acht. Generell müsse noch mehr getan werden, findet Leupolz, „denn es gibt inzwischen immer mehr Fußballerinnen, die diesen Weg gehen“. Man könne nach der Rückkehr „sogar besser als vor der Schwangerschaft“ sein. Die gebürtige Allgäuerin möchte ausdrücklich anderen Frauen zeigen, „dass es möglich ist, Karriere und Familien vereinen zu können“ – wenn entsprechende Unterstützung vorhanden ist.
Die sichert ihr fürs Nationalteam auch Voss-Tecklenburg zu: „Ich habe viel mit Melli telefoniert. Sie ist auf einem guten Weg.“ Die 55-Jährige freute sich bereits vor der Maßnahme auf „spannende Gespräche“, schließlich war sie mit 25 ziemlich ungeplant die erste deutsche Nationalspielerin, die nach der Geburt ihrer Tochter Dina wieder die Schuhe schnürte – damals als Alleinerziehende fast ohne Rückendeckung. „Es gab Momente, in denen ich mich gefragt habe: ‚Martina, kannst du das noch?‘“, sagte die Bundestrainerin einmal.
Die USA oder die skandinavischen Länder sind fortschrittlicher
Es verging viel Zeit, bis mit der aktuell erneut schwangeren Torhüterin Almuth Schult eine zweite Nationalspielerin folgte, die nach der Geburt ihrer Zwillinge unter größten Anstrengungen zurückkam, aber zur EM in England im Vorjahr ihren Stammplatz dauerhaft an Merle Frohms verloren hatte.
Melanie Leupolz ist erst die dritte in der langen Geschichte des deutschen Frauenfußballs, der auf diesem Gebiet weit weniger fortschrittlich ist als die USA oder die skandinavischen Länder.